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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 1.1885-1886

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Voss, Georg: Die Aufstellung von Werken W. Camphausens und Ch. Kotschs in der National-Galerie zu Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.9416#0062

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Dragonerattackr üri Nachod. von w. Lamxhausen.

Die Aussteiiunrr vou Weriren M. -I5ainphguscus
und Lh. tiorschs in dcr ^ntion-rl-L'alcrie zu
Verlin.
Mtetreu der schönen Sitte. das Andenken der jüngst ver-
storbenen Künstler dnrch eine Gesamtausstellnng ihrer
überall in der weiten Welt verstrenten Werke zu ehren, hat
die Berliner National-Galerie eine Ausstellung der Werke
des Schlachtenmalers Wilhelm Camphausen und des
Landschastsmalers TheodorKotsch veranstaltet. Das An-
denken Makarts zn feiern, war der National-Gallerie
lcider versagt, denn welcher Besitzer der Riesenbilder dieses
Meisters würde sich jetzt entschließen, die in der vergäng-
lichsten Technik ausgesührten Schöpfungen noch einmal den
Gefahren der Reise auszusetzen. Glücklicher Weise steht das
Bild des gewaltigen Zauberers der Farbe so leuchtend vor
der Seele Aller, die den künstlerischen Grzengnissen der
Gegenwart folgen, daß sein Ruhm der Totenfeier der Museen
entraten kann. Jn ganz anderer Weise stchen wir heute
dem künstlerischen Schassen Wilhelm Camphausens gegenüber,
und gerade die jetzige Ausstellung seiner Werke liefert den
deutlichen Beweis dasür, wie sehr die Welt den vielgeprie-
senen Schlachtenmaler der Hohenzollern überschätzt hatte.
Die sichere und schneidige Charakteristik, mit welcher Camp-
hausen die Helden der großen Kriege in seinen Gemälden
darstellte, kam stets der patriotischen Stimmung des Tages
schnell und glücklich entgegen. Man freute sich in diesen
Werken die gefeierten Sieger der Schlachten wiederzufinden.
Nach den rein künstlerischen Eigenschaften der Bilder wurde
kaum gefragt. Auf diese Weise begnügte sich Camphausen
in den meisten Füllen damit, den Bedürsnissen des Augen-
blicks sofort zu entsprechen und die Ereignisse der Zeit so,
Die Runst für Alle I.

wie sie der Augenblick darbot, mit realistischer Treue nach
der unmittelbaren Wirklichkeit zu zeichnen. Camphausen,
welcher den letzten großen Kriegen im Hauptquartier folgte,
stellte in seinen Bildern, die die großen historischen Momente
zu schildern bestimmt waren, jeden Offizier und jede Schild-
wache an den Posten, welche ihnen das Kommando oder
die militärische Etiquette anwies. Jeder Kopf saß an der
richtigen Stelle und jede Litze war in den vorschriftsmäßigen
Farben der Regimenter koloriert. Und je mehr diese Bilder
den Wünschen der Besteller entsprachen, desto mehr wurde
der Maler dazu verleitet, ganz iu diesen Dingen aufzugehen
und aus eine von Farben und Linien ausgehende Kompo-
sition in seinen Gemälden zu verzichten. Wie sich dieser
Zug bei Camphausen nach und nach entwickelte, tritt bei
einer chronologischen Betrachtung der hier ausgestellten Werke
klar hervor. Je weniger seine künstlerische Freiheit, besonders
in seinen Schilderungen des dreißigjährigen Krieges, in den
Szenen aus den englischen Revolutionskämpfen, dem Sieben-
jährigeu- uud dem Freihcitskriege gefesselt war, desto mehr
gelang es ihm, seine im Einzelnen durchaus rcalistisch ge-
zeichneten Helden zum künstlerisch durchdachten Historienbilde
zu ordnen. Je näher er dann seit dem dänischen Kriege im
Jahre 1864, jedesmal im Hauptquartier des Heeres, den zu
schildernden Thaten steht, desto mchr bleibt er im Anblick der
großen Erejgnisse an den Zusälligkeiten des Momentes kleben
und liefert in der Regel nur seine mit photographischcr Treue
aufgenomenen militärischen Augenblicksbilder — gemalte Pro-
tokolle voll frappierender Lebenswarheit in denen der Kostüm-
schneider der Zukunft jedeFa^on und jede Farbe wiederfindet und
in denen man sieht, ob sich die Regimenter bei gutem oder
schlechtem Wetter geschlagen haben — von hoheren künstlerischen
Absichten ist nur selten in diesen Werkeu die Rede. Wie die
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