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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 1.1885-1886

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Pecht, Friedrich: Ludwig Richters Selbstbiographie, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9416#0069

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I. Iabrgang. Left 4.

15. Ncwember 1555.


klnkrr brsvndrrrr Mitmirkniur vvn Lr. Pccht, Iiernilsgcgrbrn vvn drr verlagsanitalt iiir Lunit iind wineiiichaft
vvrmcils Z^riedrich Vruckmann in Minchen.

^ erscheint in halbnionallichen Heiten von ea. H Vogen reich illustrierrem Text und ca. 4 Bilderbeilagen in Umschlag. Preis des Hesres im
Buchhandel 60 Pf., durch die Post 1 Reichspostverzcichnis 14. Nacbtr. 29N'ic. bayer. Berzeicbnis 386u) 4 M. 60 Ps. sür das Bierreljahr Heste). — Jnserate die
viergeipaltcne Nonpareillezeile 40 Ps.


Qldwig Richters Selbstbiograpble.
Von Friedrich pecht.


eine Lebeilseriimerungeil" nennt der längst zum Liebling
unsercr Nativn gewordene Knnstler die eines dentschen
Malers. Man wird gut thun, hier den Aceent ganz
besonders ans's „Deutsch" zu legen. Fnrwahr, ich
wiißte kein Knnstlerbuch, selbst nicht die so höchst
liebenswürdig und edel erzählten Jugenderinnerungen
Fnhrichs nnd Rietschels, welches mehr Anspruch
hätte, ein Schatz zn werden, der in keiner guten
dentschen Familie fehlen dürfte, wo man noch etwas
darauf hält, nach eigenen hergebrachten reinen Sitten
zu leben nnd nicht nach Parifer, englischen oder
Gott weiß welchen Begriffen sein Hauswesen zu
mvdeln. — Denn wir sehen aus diesem reizenden
Werke noch besser als je zuvor wie der Mensch und
der gemütvolle Äünstler mil der schlichten, frommen,
pflichtgetrenen Seele sich dnrchaus decken. Bekanntlich
entfalten die ebenso phanlafievollen, gestaltenreichen
wie tiefempsundenen Schöpfungen dieses so bescheidenen
Meisters einen solchen Schatz echt deutscher Knnst, daß sie zn ihren fchönsten Ruhmestiteln zählen, weil sie eine
große Anzahl der guten nnd cchten Eigenschaften der Nation felber im höchsten Grade besitzen, ihr tiefstes
Empfinden wiederspiegeln.
Richter fällt es denn auch nicht ein, für sich^als Künstler etwa gar eine Ausnahmestellung in der
bürgerlichen Gesellschaft zu beanspruchen, er verleugnet keine ihrer Pflichten, verlangt kein anderes Recht als
das schönste, das dem Künstler werden kann, dieser Gesellschaft in jeder Tugend voranzuleuchten, ihre sittlichen
Begriffe durch seine Werke zu reinigen und zu veredeln, ganz so wie es ein Lessing, Schiller, Uhland thaten.
Wenn das Urbild aller Künstlernaturen, Tasso, fich ja einmal einsallen läßt, zu behanpten „Erlaubt ist was
gefällt", so gibt bekanntlich selbst ein Goethe darauf die sehr verständige Antwort i „Erlanbt ift was sich
ziemt." ....
Die Sache hat angesichts neuerer höchst widerlicher Vorgänge eine zu bedeutsame Seite, um sie nicht

klns „drutkchr Urt und Ditkr."
Bon Ludwig Richter.

Die Runst für Alle I.
 
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