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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 1.1885-1886

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Sch., ...: Das Winterfest der Münchener Künstler
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https://doi.org/10.11588/diglit.9416#0218

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Oas winterfeit der Münä'cner Rümtler.



^inMünchener Künstlerieft! Wenn dieser Zauberrnf
erklingt, hallt es wieder in den Herzen von Jung
und Alt, Tenn die Erinnerungen an die srüheren
Feste Miinchener Künstler sind zu lebcndig, zu deutlich
stcht das Andenken an das sarbenprächtige Gewoge der
srohen Menge beim letzten Künstlerfest in eines jeden
Teilnehmers Brust geschrieben, ebenso ist der von den
Münckener Künstlcrn arrangierte prächtige Schützen-
fcstzug vom Jahre 188 k vielen unvergesftich,
Warnm nun erfreuen sich gerade die Feste
Münchener Äünstler eines solchen Ansehens, waruin
versteht man es nirgends in Teutschland bcsser, solche
Feste zu seiern? Sichcrlich nichl allein deshalb, weil
das Weichbild der Frauenthürme die meisten Künstler
vercinigt, nein, dieses Geschick im Arrangement findet,
abgesehen vvn dem Unierschiede des nord- nnd süddeutschen
Bolkscharakters überhaupt, seinc Begründnng darin,
daß, wenn es ein Fest gilt, auch die bedentendstcn der
Münchener Künstler es nicht unter ihrer Würde erachten,
dem Lchneider, Schuster oder Schreiner ins Handmerk
zu pfuschen nnd daß sich somit im Lause der Zeit in
Miinchen ein wohlvrganisierter gutgeschulter Stab ge-
bildet hat, der mit sicherer Hand daS Arrangement
übernimmt,
So versammelte denn anch das diesjährigc Winter-
sest am 23, Febrnar eine reichgeschmückte Menge in
den beiden Hostheatern, wie sie wohl kaum vorher
in diesen Rüumen zn sehen war, Die dieses Heft
zierende Einladung zum Feste, gezeichnct von Fritz Ang.
von Kanlbach, ein Meisterwerk des Gcschmacks nnd
Humors, ließ schon erkennen, daß die Künstler ihr
Bcstes bringen wolten nnd dcm Andrang zn den
Plätzen konnte nnr teilweise entsprochen werden, Tie
Generalidee des Festes, „der Winter mit seinen Freuden",
Linladimgskarkr. von Karl Marr erwies sich als ein guter Griff, da sie die vielseitigste
Gcstaltung zuließ; doch der frenndliche Leser mvge uns
iu das Festgewoge selbst begleitcn, wir wvllen versuchcn, ihm ein Bild des Abends vorznsühren,
Das Hoftheater, im Glanze des verstärkten elektrischen Lichtes, hatte selbst sein Gewand etwas ver-
ändert, rote Draperien und Blumenguirlanden hingcn von den Mittellogen her-
nieder und brachten mehr Farbc in das Bilch die Karpatiden der Königslvge hatten
sich sür den Abend als Japanerin und Rokokodame maSkieren müssen, nnd durch
eine reich mit Pslanzen geschmückte Treppe war das Parquet mit dem ersten
Rang verbunden. Selbstverständlich waren die Künstler in Masse erschienen, die
Koryphäen der Wissenschast, der Aristokratie, Osftziere, Studierende, Alles war
vertreten und das schöne Geschlecht zeichnete sich dnrch eine Mannigfaltigkeit und
einen Reichtum der Kostüme ans, wic sic wohl kanm in einer anderen Stadt zusehen
sein wird,
Tie Bühne stellt eine Winterlandschast dar, von grauen Wolkenmassen erhcbt
sich plastisch ein schneebedeckter Bergweg von mächtigcn Bäuinen umgrenzt, Schlag
8 Uhr beginnt mit Beethovens Ouverture „Die Rninen von Athen" das Fest.
Kauin sind die scicrlichen Klänge verhallt, so nimmt das Festspicl, das wir hicr
solgen lassen, seincn Ansang,

Maskenski;;c
von F. Ä. von Rau lback
 
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