Uniere Vilder.
von Lr. pecht
1?:
Zki;;e;ur WrilMachtsNrupzir. von H. Uaulboch
wir diesesmnl unsere Leser statt
zu frommen Madonnen nnd ehr-
baren Heiligen in eine so weltliche Ge-
sellschaft bringen, wie sie uns das Winter-
sest der Münchener Knnstler auf den Hals
gezogen, so werden sie uns das in An-
betracht der Herrschast des Karnevals wol
verzeihen. Es ist znnächst Fr. A. Kaul-
bachs Einladungskarte zn dem Fest, deren
bunte, von jnbelnden und lachenden
illmoretten nmgaukelte Menge wir hier
jedem ins Haus schicken. Nicht ohne
daß sie nnterwegs entsetzlichen Anstoß
gäben und znm Beispiel eine jener
srommen Kirchgängerinnen ansscheuchten,
die ihrem reinen Herzen eine so scharfe
Zunge zu gesellen pflegen. Ebenso stört
unser Zug noch sonst allerhand schwarzes
Gevögel nni sie herum anf, das nnn
patriotisch krächzend die Luft durch-
schwirrt.
Borher hat die lärmende Schar sogar
eincn Kunstkritiker von seinem papierenen
Thron gestürzt, und rechts hat ein noch
frecherer Bursche dem Trüger eines
Portefcuilles, wahrscheinlich einem der
Amor besonders verhaßten Finanzminister,
der cben ins Parlament wollte, seinen
Cylinder mit eineni unnennbaren Teil
eingetrieben, während ihn andere statt mit
faulen Eiern gnädig blos mit Schneeballen
bewirten. Das ist immer noch besser, als
ivenn der bewußte Kritiker links mit einer
Klystierspritze inspiriert wird, deren Strahl
ihm.schon alle Haare auf dem Schädel
weggerasst nnd unr die Feder hinterni
Rokoko, auf den Beschauer machte. Wer glaubte sich nicht vor des
Königs Winter Eisthron, die Szene betrachtend, in ein Feenreich ver-
setzt, das farbenprächtiger wohl selten das Auge überraschte?
Wenn die Künstlerschaft in erster Linie einmütig Wochen schwerer
Arbeit dem Unternehmen gewidmet hat, so war nicht minder die ganze
Bevölkerung durch liebenswürdiges Eingehen auf die Wünsche der Äünstler
beteiligt bei dem Gelingen des Festes, und man fühlte, daß die herzlichen
Schlußworte des Prologs von Herzen kamen und zu Herzen gingen. So
lange aber der Ruf der Münchener Künstlerschaft eine solche Zugkraft
besitzt, ist auch nicht zu bezweifeln, daß der mit Hilfe solcher Feste
erstrebte Zweck, der Künstlerschast ein eigenes Heim zn gründen, erreicht
werden wird, und alle die vielen Herren, die dem Feste in nneigen-
nützigster Weise ihre Kraft znr Berfügung gestellt haben, mögen ihren
Lohn in demGedanken finden, daß spätere Generationen ihnen reichlich
Dank für ihre Mühen zollen werden. Tem Künstlerhausbanfonds
werden voraussichtlich gegen 20,000 Mk. als Ertrügnis dieses Festes
überwiesen werden könncn.
WtFsllenH'.ine. !)on F. A. von Ranlbach
von Lr. pecht
1?:
Zki;;e;ur WrilMachtsNrupzir. von H. Uaulboch
wir diesesmnl unsere Leser statt
zu frommen Madonnen nnd ehr-
baren Heiligen in eine so weltliche Ge-
sellschaft bringen, wie sie uns das Winter-
sest der Münchener Knnstler auf den Hals
gezogen, so werden sie uns das in An-
betracht der Herrschast des Karnevals wol
verzeihen. Es ist znnächst Fr. A. Kaul-
bachs Einladungskarte zn dem Fest, deren
bunte, von jnbelnden und lachenden
illmoretten nmgaukelte Menge wir hier
jedem ins Haus schicken. Nicht ohne
daß sie nnterwegs entsetzlichen Anstoß
gäben und znm Beispiel eine jener
srommen Kirchgängerinnen ansscheuchten,
die ihrem reinen Herzen eine so scharfe
Zunge zu gesellen pflegen. Ebenso stört
unser Zug noch sonst allerhand schwarzes
Gevögel nni sie herum anf, das nnn
patriotisch krächzend die Luft durch-
schwirrt.
Borher hat die lärmende Schar sogar
eincn Kunstkritiker von seinem papierenen
Thron gestürzt, und rechts hat ein noch
frecherer Bursche dem Trüger eines
Portefcuilles, wahrscheinlich einem der
Amor besonders verhaßten Finanzminister,
der cben ins Parlament wollte, seinen
Cylinder mit eineni unnennbaren Teil
eingetrieben, während ihn andere statt mit
faulen Eiern gnädig blos mit Schneeballen
bewirten. Das ist immer noch besser, als
ivenn der bewußte Kritiker links mit einer
Klystierspritze inspiriert wird, deren Strahl
ihm.schon alle Haare auf dem Schädel
weggerasst nnd unr die Feder hinterni
Rokoko, auf den Beschauer machte. Wer glaubte sich nicht vor des
Königs Winter Eisthron, die Szene betrachtend, in ein Feenreich ver-
setzt, das farbenprächtiger wohl selten das Auge überraschte?
Wenn die Künstlerschaft in erster Linie einmütig Wochen schwerer
Arbeit dem Unternehmen gewidmet hat, so war nicht minder die ganze
Bevölkerung durch liebenswürdiges Eingehen auf die Wünsche der Äünstler
beteiligt bei dem Gelingen des Festes, und man fühlte, daß die herzlichen
Schlußworte des Prologs von Herzen kamen und zu Herzen gingen. So
lange aber der Ruf der Münchener Künstlerschaft eine solche Zugkraft
besitzt, ist auch nicht zu bezweifeln, daß der mit Hilfe solcher Feste
erstrebte Zweck, der Künstlerschast ein eigenes Heim zn gründen, erreicht
werden wird, und alle die vielen Herren, die dem Feste in nneigen-
nützigster Weise ihre Kraft znr Berfügung gestellt haben, mögen ihren
Lohn in demGedanken finden, daß spätere Generationen ihnen reichlich
Dank für ihre Mühen zollen werden. Tem Künstlerhausbanfonds
werden voraussichtlich gegen 20,000 Mk. als Ertrügnis dieses Festes
überwiesen werden könncn.
WtFsllenH'.ine. !)on F. A. von Ranlbach