Zur Bildnismalerei der Gegenwart. von Fr. pecht — Personalnachrichten — Ausstellungen, Sammlungen rc. 2>5
gesunden, daß ich es selbst allen hentigen des sertigen Meisters
vorziehen wnrde, wo der unvermeidliche Gipskopf bisweilen
auch wieder zu spuken ansängt.
Ter Einfluß der Antike in der Kunst erinnert einem
ja überhaupt an den des Christentums auf die Mensch-
heit; wie diese Religion der Liebe und Milde dazu benutzt
ward, die Lcheiterhausen erst recht aiiznzünden, so wurde
anch öer Schvnheitssinn und die stille Hoheit der Antike
regelmäßig in Kälte nnd Geziertheit. ins Maskenhafte ver-
kehrt. Die Sterblichen scheinen eben das Vortrefflichste
nie lange zu vertragen. ohne es in sein Gegenteil nnizu-
wandeln.
Das Beispiel aber, das Lenbach in seinem
Zurückgreisen anf die Ehrlichkeit nnd den sie
erst mit Poesie nmgebenden Farbenzanber der
alten Aieister gegeben, fand trvtz allen anfäng-
licben Widerspruchs doch bald Sc'achfolger in
Fülle. Ia, das Studinm der Bildniömalcrei
unserer Alten ist dnrch ihn erst wieder in die
Münchener Schule eingeführt worden. wie
Tiez nnd Lösstz das der holländischen nnd
spanischen Sittenbildmaler durchsetzten. Ans
Tiez' großer Schule ging denn auch der be-
liebte Pvrträtnialer Al. Erdtelt hervvr, ein
Schlesier, von dem wir hcnte ein Selbstbildni»
und einige Stndienköpse bringen. Besonders
das erstere zeigt, daß dieser begabte .flüiistlcr
sich Van Tpck und Velasqnez nichl nnr angc-
sehen, sondern sie, was sehr viel mehr ist,
auch verstanden hat. — Er begnügt sich nicht
mit der antiken oder einer sonstigen Schablone,
sondern stndiert die Form so genan, daß einem
nicht nnr der ganze Kops, sondern anch jeder
einzelne Teil freut nnd interessiert. Man be-
trachte nnr z. B. das Shr nnd man wird
gleich sehen, daß dieser Künstler es ehrlich
meint und Respekt hat vor der Natur. Tie
Äbnlichkeit nut illpoll ist darüber sreilich ganz
in die Brüche gegangen, — aber der delphische
Gott hat ja so viele wasserschöpsende Spröß-
linge, daß er diesen Ablrünnigen entbehren
kann. Von den mitgeteillen Stndien ist die
eine das Porträt des beim Erdbeben von Jschia
vernnglückten Acalers Ginsberg.
storbeneu iungen Gelehrten. Mit Karl Schuler ist eine reichbegabte
hossnnngsvvlle Künstlerkraft dahingeschieden.
tz. Tie Witwe des in Müncheu verstorbenen Malers Heß
hat dem Diisseldorfer Künstleruilterstützungsverein die Sumine
von 18,000 Mk. überwiesen.
Pjusstellungen, Sammluugeu rlr.
V. V. Wien. lRaab-Ausstellung im Kunstverein.)
Die Zlpril-Mai-AuSstellung im Schönbrunnerhause bringt von
Werken des am Silvestertage 188.', hier verstvrbenen verdienst-
vvllen MnlerS Raab eine Kollekliv-Ausstellung von 184 Rum-
mern, worunier sich eine Anzahl beachtenswerter Nachlaßbilder
befindet. Raab, der es zum bohen Sechziger gebracht hat, ist als
ölmaler und Nkiniaturist in Betracht zu ziehen. Seit seine „Te-
Persoualnarhrichlen
6. V. Berliu. Der Bildhauer K a rl Schüler
ist am 13. April zu Friedenau bei Berlin ver-
schieden. Schuler ist 1847 in Nürnberg geboren,
wo er bis zu seinem 23. Jahre die dortige Kunst-
schule besnchte. Seit 1870 arbeitete er in Berlin, anfangs
bei Afinger, dann bei Bläser. Unter dem Letzteren war er mit
der Modellierung der Sockelgestalten des Denkinals Friedrich
Wlhelm III. sür Koln beschäftigt. Sein erstes gröfieres selb-
ständiges Werk war das Tenknial für den Prinzen Adalbert in
Wilhesinshaven, (1878—1882), sein zweites Hauptwerk die
kolossale Bronzestatue des Königs Friedrich Wilhelm IV. für die
Ruhmeshalle in Berlin. ?ln kleineren dlrbeiten entstanden neben-
her zahlreiche Büsten und Statuetten für den kgl. Hof. Für die
goldene Hochzeit des Kaisers schuf er die Marmorfigur eines
Engels, der dem Kaiserpaare den goldenen Kranz darreicht. Der
Kaiser besitzt von ihm serner die Mannorfigur eines in das Bad
schreitenden Mädchens. Fiir das an Werken der Monumental-
plastik so reich wie kein auderes Bauwerk der Hauptstadt ausge-
stattete Gebäude der technischen Hochschule schüf er die Jdeal-
gestalteu von drei Handwerkern. Sein letztes Werk war dem Ge-
danken au deu Tod gewidmet: ein Grabrelief sür einen srüh ver-
Die Aunst für Alle I.
Porkrüt drs Walrrs Ginsbrrg. Blstudie von A. Lrdtelt
borah" vom hiefigen Kunswerein zur Verlosnng angekanst wor-
den >1838), erschienen von ihm in den öfientlichen Bildersälen
ziemlich regelmafiig weibliche Köpfe, welche durch einen idealen
Zug aufiielen. Eines dieser Bilder, „die Jungsrau", fanö
aus der zweiten Pariser Weltausstellung warme Anerkennung.
„Mignon", aus der Kunsthalle der Wiener Weltausstellung wohl-
bekannt, befindet fich im Besitze der Kaiserin und „die Tame mit
dem weifien Schleier" im Belvedere. Hervorragende BedeuMng
besafi jedoch Raab insbesonderer als Miniaturmaler, als künst-
lerischer Erbe Dafsingers, den man in Wien seiner Zeit den „kleinen
Lawrence" genannt hat. Ehe sich unser Künstjer niit der Lll-
malerei besafite, beherrschte er das Miuialurbildnis in Wien fast
unumschränkl, wobei allerdings der Namen Wailand und Schiva-
ger ehrend gedacht werden mag. Raab verstand es, jene erste
Zeit der Photographie, welche den sogenannten „Tüpfelmalern"
noch als Frist verstaltet blieb, trefflich auszunützen. So ziemlich
die ganze Wiener und ungarische Aristokratie mit dem Kaiserhaus
ro
gesunden, daß ich es selbst allen hentigen des sertigen Meisters
vorziehen wnrde, wo der unvermeidliche Gipskopf bisweilen
auch wieder zu spuken ansängt.
Ter Einfluß der Antike in der Kunst erinnert einem
ja überhaupt an den des Christentums auf die Mensch-
heit; wie diese Religion der Liebe und Milde dazu benutzt
ward, die Lcheiterhausen erst recht aiiznzünden, so wurde
anch öer Schvnheitssinn und die stille Hoheit der Antike
regelmäßig in Kälte nnd Geziertheit. ins Maskenhafte ver-
kehrt. Die Sterblichen scheinen eben das Vortrefflichste
nie lange zu vertragen. ohne es in sein Gegenteil nnizu-
wandeln.
Das Beispiel aber, das Lenbach in seinem
Zurückgreisen anf die Ehrlichkeit nnd den sie
erst mit Poesie nmgebenden Farbenzanber der
alten Aieister gegeben, fand trvtz allen anfäng-
licben Widerspruchs doch bald Sc'achfolger in
Fülle. Ia, das Studinm der Bildniömalcrei
unserer Alten ist dnrch ihn erst wieder in die
Münchener Schule eingeführt worden. wie
Tiez nnd Lösstz das der holländischen nnd
spanischen Sittenbildmaler durchsetzten. Ans
Tiez' großer Schule ging denn auch der be-
liebte Pvrträtnialer Al. Erdtelt hervvr, ein
Schlesier, von dem wir hcnte ein Selbstbildni»
und einige Stndienköpse bringen. Besonders
das erstere zeigt, daß dieser begabte .flüiistlcr
sich Van Tpck und Velasqnez nichl nnr angc-
sehen, sondern sie, was sehr viel mehr ist,
auch verstanden hat. — Er begnügt sich nicht
mit der antiken oder einer sonstigen Schablone,
sondern stndiert die Form so genan, daß einem
nicht nnr der ganze Kops, sondern anch jeder
einzelne Teil freut nnd interessiert. Man be-
trachte nnr z. B. das Shr nnd man wird
gleich sehen, daß dieser Künstler es ehrlich
meint und Respekt hat vor der Natur. Tie
Äbnlichkeit nut illpoll ist darüber sreilich ganz
in die Brüche gegangen, — aber der delphische
Gott hat ja so viele wasserschöpsende Spröß-
linge, daß er diesen Ablrünnigen entbehren
kann. Von den mitgeteillen Stndien ist die
eine das Porträt des beim Erdbeben von Jschia
vernnglückten Acalers Ginsberg.
storbeneu iungen Gelehrten. Mit Karl Schuler ist eine reichbegabte
hossnnngsvvlle Künstlerkraft dahingeschieden.
tz. Tie Witwe des in Müncheu verstorbenen Malers Heß
hat dem Diisseldorfer Künstleruilterstützungsverein die Sumine
von 18,000 Mk. überwiesen.
Pjusstellungen, Sammluugeu rlr.
V. V. Wien. lRaab-Ausstellung im Kunstverein.)
Die Zlpril-Mai-AuSstellung im Schönbrunnerhause bringt von
Werken des am Silvestertage 188.', hier verstvrbenen verdienst-
vvllen MnlerS Raab eine Kollekliv-Ausstellung von 184 Rum-
mern, worunier sich eine Anzahl beachtenswerter Nachlaßbilder
befindet. Raab, der es zum bohen Sechziger gebracht hat, ist als
ölmaler und Nkiniaturist in Betracht zu ziehen. Seit seine „Te-
Persoualnarhrichlen
6. V. Berliu. Der Bildhauer K a rl Schüler
ist am 13. April zu Friedenau bei Berlin ver-
schieden. Schuler ist 1847 in Nürnberg geboren,
wo er bis zu seinem 23. Jahre die dortige Kunst-
schule besnchte. Seit 1870 arbeitete er in Berlin, anfangs
bei Afinger, dann bei Bläser. Unter dem Letzteren war er mit
der Modellierung der Sockelgestalten des Denkinals Friedrich
Wlhelm III. sür Koln beschäftigt. Sein erstes gröfieres selb-
ständiges Werk war das Tenknial für den Prinzen Adalbert in
Wilhesinshaven, (1878—1882), sein zweites Hauptwerk die
kolossale Bronzestatue des Königs Friedrich Wilhelm IV. für die
Ruhmeshalle in Berlin. ?ln kleineren dlrbeiten entstanden neben-
her zahlreiche Büsten und Statuetten für den kgl. Hof. Für die
goldene Hochzeit des Kaisers schuf er die Marmorfigur eines
Engels, der dem Kaiserpaare den goldenen Kranz darreicht. Der
Kaiser besitzt von ihm serner die Mannorfigur eines in das Bad
schreitenden Mädchens. Fiir das an Werken der Monumental-
plastik so reich wie kein auderes Bauwerk der Hauptstadt ausge-
stattete Gebäude der technischen Hochschule schüf er die Jdeal-
gestalteu von drei Handwerkern. Sein letztes Werk war dem Ge-
danken au deu Tod gewidmet: ein Grabrelief sür einen srüh ver-
Die Aunst für Alle I.
Porkrüt drs Walrrs Ginsbrrg. Blstudie von A. Lrdtelt
borah" vom hiefigen Kunswerein zur Verlosnng angekanst wor-
den >1838), erschienen von ihm in den öfientlichen Bildersälen
ziemlich regelmafiig weibliche Köpfe, welche durch einen idealen
Zug aufiielen. Eines dieser Bilder, „die Jungsrau", fanö
aus der zweiten Pariser Weltausstellung warme Anerkennung.
„Mignon", aus der Kunsthalle der Wiener Weltausstellung wohl-
bekannt, befindet fich im Besitze der Kaiserin und „die Tame mit
dem weifien Schleier" im Belvedere. Hervorragende BedeuMng
besafi jedoch Raab insbesonderer als Miniaturmaler, als künst-
lerischer Erbe Dafsingers, den man in Wien seiner Zeit den „kleinen
Lawrence" genannt hat. Ehe sich unser Künstjer niit der Lll-
malerei besafite, beherrschte er das Miuialurbildnis in Wien fast
unumschränkl, wobei allerdings der Namen Wailand und Schiva-
ger ehrend gedacht werden mag. Raab verstand es, jene erste
Zeit der Photographie, welche den sogenannten „Tüpfelmalern"
noch als Frist verstaltet blieb, trefflich auszunützen. So ziemlich
die ganze Wiener und ungarische Aristokratie mit dem Kaiserhaus
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