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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 1.1885-1886

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Voss, Georg: Farbige Bildhauerarbeiten in der Berliner Nationalgalerie
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Svoboda, Adalbert: Ein neues Bild von Ed. Grützner
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Atelier-Notizen - Ausstellungen, Sammlungen etc.- Personalnachrichten - Denkmäler - Vermischte Nachrichten - Vom Weihnachst-Bücheritsch - Briefkasten
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https://doi.org/10.11588/diglit.9416#0101

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Lin neues Bild von Ld. Grützner — Atelier.Notizcn — Ausstellungen, Zainmlungen, ete.

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älteren Offiziers von Joseph Kaffsack. Ferner die
Halbfignr eines Trinkers im Kostüm des dreißigjährigen
Krieges, in Gips ausgesührt von Mar Banmbach, in
Wachsfarben bemalt von Mar Koch. Ferner der Gips-
abguß eines der Reliefs am Humboldtdenkmal von Rein-
hold Begas. Vor allem aber das Medusenhaupt
Bruckmanns, das Arnold Böcklin zum Gegenstand eines
phantastischen Farbentraumes gemacht hat.
Als das Resultat der hier ausgestellten Versuche
stellt sich somit heraus, daß eine wirklich befriedigende
Lösung der Bemalung des Marmors nur in den be-
scheidenen Grenzen einer Tönung durch Beize und ähnliche
Mittel gelungen ist. Allerdings ist auf diese Weise Vor-
treffliches geleistet. Die Bemalung der Gipsabgüsse ist
noch nicht über eine dekorative Wirkung hinausgelangt.
Jnnerhalb der letzteren ist die Bemalung der Gipsfiguren
indessen für die Ausstattung farbiger Jnnenarchitektur von
hoher Bedeutung und verdient die ausgedehnteste Berück-
sichtigung. Von einer künstlerischen llmwälzung aber im
Sinne einer Bemalung der Werke unserer Jdealplastik
kann vorläufig noch nicht die Rede sein.
Grorg Hotz

Ein nrurs Vild von Ed. Grühnrr
Es ist eine statiliche Reihe von Bildern, welche Eduard
Grützner seit seinem Austcktte aus der Münchener Akademie im
Jahre 1869 geschaffen hat. Schon in seinem ersten Bilde: „Falstaffs
Rekrutenniusterung" gab sich drastischer Humor und eine ursprüng-
liche künstlerische Eigenart kund, die in den prächllgen Falstaff
bildern des Breslauer Museums nur noch glänzender hervortrat.
Seither waren es inimer mit geschickter Hand aus dem Leben
gegriffene Stoffe, welche Grützner in seinen Genrebildern vorführte.-
Ilnd nicht eintönig waren diese Stoffe, sondern bunt und mannig-
faltig genug. Man vergißt dies gewöhnlich, wenn man nur
Grützners populäre Mönchsbilder in Erinnerung hält; es wird
kaum mehr des Grützner'schen Gemäldes: „Mephisto hinter den
Kulissen" gedacht, dessen Helden eine noch unschuldige Tänzerin
und ein Ichauspieler sind: dem Gedächtnisse sast entschwunden
ist die Erinnerung an das Bild von demselben Künstler: „Bauern-
komödie", au> ivelchem hinter einem Theatervorhange ländliche
Schauspieler in ihrer Rittertracht — possierlich gruppiert — musi-
zieren, — sowie an das Gemälde: „Schwere Wahl", in welchem
ein gesunder Lebensfrohsinn den Grundton hält. Überhaupt prägen
sich in den Hauptgestalten der Grükner'schen Bilder die helle Lust
am Tasein, die volle Zufciedenheit mit allem aus, womit man
sich im Leben vergnügen kann. Dieser Grundzug leuchtet auch
aus den beriihmten Klosterbildern Griitzners heraus. Die Mönche
auf denselben sind gutmiitige, frohlebige Herren, deren Genuff-
ideale allerdings nicht immer hoch stehen, die aber mit freudigem
Danke alles Genießbare hinnehmen, was ihnen Gottes Güte und
des Klosters Kiiche und Keller gewähren. Es waltet in diesen
Klosterbildern ein feiner Lustspielton, der niemals durch einen
Sttch ins Possenhafte getriibt wird. Zudem ist Grützner ein
Meister im frischen, wirksamen und launigen Charakterisieren seiner
Gestalten. Man begegnet diesem Grundzuge der künstlerischen
Eigenart Grützners in deffen neuestem Bilde: „Auerbachs
Keller" wieder. Die meisten Figuren dieses Bildes sind in
Bezug auf Lebendigkeit und Schärfe in der Jndividualisierung, in
Bezug auf die Beredsamkeit des Ausdrucks wahre Kabinettsstücke.
Mephisto, der mit Faust, einer vornehmen Gestalt, die steile Keller-
treppe herabkommt, um seinem Begleiter jenes Volk zu zeigen,
welchem nach Göthes Worten „ein jeder Tag zum Feste wird",
erscheint als ein jovialer Lebemann aufgefaßt, der den Genuß
pflückt, wo immer er ihn sindet. Die Zechgenossen: Siebel, Brander,
Frosch und 4lltmaher, bilden eine bewegte Gruppe ganz im Sinne
des Göthe'schen „Faust", und, obwohl sie ihre Zechschulden nicht
immer bezahlen, wie es eine Tafel im Auerbachkeller indiskret
beurkundet, so werden sie gleichwohl in Mene, Haltung und Be-
wegung als Gentlemens, als leichtlebige Genußphilosophen dar-
gestellt, welchs nur desbalb Weinschenken besuchen, um darin in

angenehmer Form des Lebens Jammer zu vergessen. Die Gruppe
ini Hintergrunde des Kellergewölbes ist gleichfalls Prächttg charak-
terisiert; der Jüngling, welcher sür den Augenblick der Kellnerin
sein Herz geschenkt hat, ist ebenso lebensvoll und launig darge-
stellt, wie die würselnden Zechbrüder. Noch sei erwähnt, daß
Grützner auch sein neuestes Bild bis zum gettngsten Detail mit
gleichmäßiger Sorgfalt und mit blendender Wirklichkeitstreue ge-
malt, daß er die Lichtwirkung klug abgewogen und vittuos durch-
gefühtt hat, und daß das Kolorit in demselben wieder harmonisch
im Vortrage und fein abgelönt ist. Ohne Frage kann man
„Auerbachs Keller" von Ed. Grlltzner den bedeutendsten Kunst-
Schöpfungen desselben beizählen.
Dr. Adalbert Svoboda

Melirr-Noli;en
>. Die Königin von Rumänien beaustragte den Historien-
maler Prof. Jos. Flüggen mit der Ausführung eines umfangreichen
Bildes, dessen Stoff aus Uhlands „König Karls Meerfahrt" ent-
nonimen ist.
1 Anton v. Werner hat vor kurzem das dtttte zu den
im Sedan-Panorama zu Berlin vorhandenen beiden Diorama-
bildern hinzugefiigt. Es stellt die Izene dar, wie Gras. Moltke
den französischen Generälen die Bedingungen behufs der Übergabe
der Festung auseinandersetzt.
>- Pros. Iiegm. l'Allemand in Wien hat soeben das lebeus-
große Porträt des Präsidenten des Herrenhauses u. k. k. Oberst-
kämmerers Grasen Ferd. Trautmannsdorf-Weinsberg vollendet. Ein
weiteres Werk desselben Künstlers, welches den Durchzug der
Dragoner durch die Burg vor dem Kaiser zum Gegenstande hat,
ist der Beendigung nahe, und wird wegen der lebensvollen Wirkung
der Gruppen wie der einzelnen Gestalten bewundert.
>- Prof. Bildhauer Ichwarz hat eine als gelungen gerühmte
Büste des verstorbenen Direktors R. v. Eitelberger modelliert.

Nusftellungen, Summlungen etr.
>. Das Kabinett Brisson teilt keineswegs die vom Mini-
sterium Jules Ferry gehegte Begeisterung für das Projekt der
Weltausstellung von 1889. Herr Bttsson ist sogar der Ansicht,
die jetzige Finanzlage Frankreichs würdedem Projekt große Schwiettg
keiten in den Weg legen, und diese Meinung wird von der Mehr-
zahl seiner Amtsgenossen geteilt. Iomit ist das Schicksal des vou
Antonie Proust eingebrachten Berichtes z. Z. noch unentschieden.
1 DerAnbau des Provinzia l-Museums zu Hannover
ist soweit vollendet, daß die Überführung der verschiedenen Samm-
lungen, so u. a. der Gemälde aus Herrenhausen, dem Landschafts-
hause u. s. w. in die neuen Räume in nächster Zeit erfolgen
kann. Mit der Aufstellung der Bilder und deren Katalogisierung
ist der Direktor der Kasseler Gallette, O. Eisenmann, betraut, der
bereits mit den Vorarbeiten begonnen hat.
>. JnLemberg ist von dem dorttgen Künstler- und Schttft-
stellerverein eine Ausstellung von Werken Grottgers, bestehend
aus l 17 Nummern, veranstaltet worden, welche den Entwicklungs-
gang des leider zu ftüh verstorbenen hochbegabten Künstlers ver-
anschaulichen soll.
1 Jm Palais der Champs-Elysses zu Patts sind seit 14 Tagen
die vom Staate in der letzten Jahresausstellung erworbenen Werke
der Malerei uud Plasttk ausgestellt. Die staatliche Unterstützung
der Kunst hat leider oft sich keines anderen Resultates zu rühmen,
als die Museen und andre öffentliche Gebäude mit mittelmäßigem
Zeuge anzufüllen. So war es denn ein sehr günsttger und oben-
drein vernünftiger Gedanke des Kultusministers Turquet, das
Publikum, dem sreier Einttttt gewähtt ist, zur Beutteilung der
von der Verwaltunq der schönen Künste erworbenen Werke ein-
zuladen.
6. V. Arnold Böcklius Gemälde „Der Eremit" ist in
den Besitz der Berliner Nattonalgalette übergegangen. Dasselbe
stellt einen bejahtten Einsiedler dar, der in seiner Zelle die Geige
spielt. Kleine Engelknaben belauschen chn und bilden mit chren
neckischen Gestalten eine reizende Jllustratton zu den Gedanken,
die aus den aikettschen Zügen des ganz in die Welt der Töne
 
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