I. Iahrgang. deft
15. Oezember 1555.
Unter besonderer NALwirkung von -^r. Pecht, hernusgegeben von der verlagsanstült für Runft und Mstenlchart
_ vormuls Friedrich Bruckmann in Wünchen.
^ Alle" erscheint in halbmonatlichen Hesten von ca. Bogen reich illustriertem Text und ca. 4 Bilderbeilagen in Umschlag. Abonnementspreis im
-ducyyandel oder durch die Post (Reichspostverzeichnis 14. Nachtr. 2916c, bayer. Berzeichnis 386a) 3 M. 60 Ps. für das Vierteljahr (6 Hefte). — Jnserate die
viergespaltene Nonpareillezeile 30 Vs.
Qldwig Richters Selbstblographle.
Von Lriedrich pecht.
Fottsetzung und Schluß aus Heft 4)
sndem er nun diese allen Römer wie Koch, Rhoden,
Reinhardt u. A. näher kennen lernte, fiel ihm
bald auf, wie sehr sie unter dieser Trennung vom
Vaterlande litten, welche die weniger Begabten völlig
verkommen ließ. So erzählt er von Goethes Be-
gleiter Kniep, daß dieser einen Sachsen fragte: „ob
er als Sachse vielleicht einen gewissen Goethe kenne
nnd ob dieser noch in Weimar lebe!" So isoliert,
abgestnmpft und abgestorben dem Vaterland lebte
das alte Männchen in der Fremde! —
Richter selber wanderte nun zunächst ins
Sabinergebirge und erzählt von seinen Naturstudien:
„Wir verliebten uns in jeden Grashalm, in jeden
Zweig und wollten keinen entsprechenden Zug uns
entgehen lassen. Luft- und Lichteffekte wurden immer
eher gemieden als gesucht, kurz ein jeder war be-
müht, den Gegenstand möglichst.objektiv, treu wie
im Spiegel wiederzugeben". Als wenn Luft und
Licht nicht erst recht zur Landschaft gehörten!
Während sie sich nun so ohne rechte Frucht
plagten, kamen Regentage, die sie zum Komponieren
daheim veranlaßten. „Jch hatte ohne weiteres Be-
sinnen eine Gruppe sächsischer Landleute mit ihren
Kindern gezeichnet, welche auf einem Pfade dnrch
hohes Korn einer fernen Dorfkirche zu wandern, ein
Sonntagsmorgen im Vaterlande." . . . Das machte
Furore bei den Genossen, obwohl er das Blatt
„ohne Unterlagen, gleichsam scherzweise, ganz seinen
damaligen Bestrebungen und Theorien entgegen,
hinwarf" — als der erste Ausdruck einer Richtung, die erst nach vielen Jahren bei ihm wieder auftauchte, und
der er dann seine Berühmrheit verdanken sollte. — „Es waren liebe Heimatserinnerungen, sie stiegen unwill-
kürlich aus einer Tiefe des Unbewußten heraus" .... und waren eben darum echte Kunst, nicht Treibhaus-
früchte einer Doktrin. —
Ludniig Richlrr
Nach einer Ph§tographie von Teich-Hanfstängl in Dresden.
Die Auni) für A'Ie I.
ll
15. Oezember 1555.
Unter besonderer NALwirkung von -^r. Pecht, hernusgegeben von der verlagsanstült für Runft und Mstenlchart
_ vormuls Friedrich Bruckmann in Wünchen.
^ Alle" erscheint in halbmonatlichen Hesten von ca. Bogen reich illustriertem Text und ca. 4 Bilderbeilagen in Umschlag. Abonnementspreis im
-ducyyandel oder durch die Post (Reichspostverzeichnis 14. Nachtr. 2916c, bayer. Berzeichnis 386a) 3 M. 60 Ps. für das Vierteljahr (6 Hefte). — Jnserate die
viergespaltene Nonpareillezeile 30 Vs.
Qldwig Richters Selbstblographle.
Von Lriedrich pecht.
Fottsetzung und Schluß aus Heft 4)
sndem er nun diese allen Römer wie Koch, Rhoden,
Reinhardt u. A. näher kennen lernte, fiel ihm
bald auf, wie sehr sie unter dieser Trennung vom
Vaterlande litten, welche die weniger Begabten völlig
verkommen ließ. So erzählt er von Goethes Be-
gleiter Kniep, daß dieser einen Sachsen fragte: „ob
er als Sachse vielleicht einen gewissen Goethe kenne
nnd ob dieser noch in Weimar lebe!" So isoliert,
abgestnmpft und abgestorben dem Vaterland lebte
das alte Männchen in der Fremde! —
Richter selber wanderte nun zunächst ins
Sabinergebirge und erzählt von seinen Naturstudien:
„Wir verliebten uns in jeden Grashalm, in jeden
Zweig und wollten keinen entsprechenden Zug uns
entgehen lassen. Luft- und Lichteffekte wurden immer
eher gemieden als gesucht, kurz ein jeder war be-
müht, den Gegenstand möglichst.objektiv, treu wie
im Spiegel wiederzugeben". Als wenn Luft und
Licht nicht erst recht zur Landschaft gehörten!
Während sie sich nun so ohne rechte Frucht
plagten, kamen Regentage, die sie zum Komponieren
daheim veranlaßten. „Jch hatte ohne weiteres Be-
sinnen eine Gruppe sächsischer Landleute mit ihren
Kindern gezeichnet, welche auf einem Pfade dnrch
hohes Korn einer fernen Dorfkirche zu wandern, ein
Sonntagsmorgen im Vaterlande." . . . Das machte
Furore bei den Genossen, obwohl er das Blatt
„ohne Unterlagen, gleichsam scherzweise, ganz seinen
damaligen Bestrebungen und Theorien entgegen,
hinwarf" — als der erste Ausdruck einer Richtung, die erst nach vielen Jahren bei ihm wieder auftauchte, und
der er dann seine Berühmrheit verdanken sollte. — „Es waren liebe Heimatserinnerungen, sie stiegen unwill-
kürlich aus einer Tiefe des Unbewußten heraus" .... und waren eben darum echte Kunst, nicht Treibhaus-
früchte einer Doktrin. —
Ludniig Richlrr
Nach einer Ph§tographie von Teich-Hanfstängl in Dresden.
Die Auni) für A'Ie I.
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