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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 1.1885-1886

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Atelier-Notizen - Ausstellungen, Sammlungen etc.- Personalnachrichten - Denkmäler - Vermischte Nachrichten - Vom Weihnachst-Bücheritsch - Briefkasten
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Pecht, Friedrich: Vom Weihnachts-Büchertisch, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9416#0102

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Personal-Nachrichten — Denkmäler :c. — vermischte Nachrichten — vem Weibnachts-Büchertisch

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versunkenen Mannes zu sprechen scheinen. Die Wirkung der Farben
des etwa 3 Quadratfuß großen Bildes ist von außerordentlicher
Sicherheit.
O. V. Berlin. Jn der Nationalgalerie ist chas für die
Sammlung von Porträts der Ritter des Qrdens pour le merite
bestimmte Bildnis des Geschichtsforschers Dropsen, ausgeführt von
E. Bendemann eingetroffen. Der Gelehrte ist sinnend am
Schreibtisch stehend dargestellt, anf deni sich eine Nachbildung der
Schadom'schen Statnette Friedrichs des Großen befindel. Die Auf-
sassung der durchaus porträtwahren Züge ist dem Charakter des
Gelehrten recht gut entsprechend.

Prrsonalnachrichien
V. r. Düsseldorf. Die hiesige Kunslhallenverwaltung läßt
ein Porträt des verstorbenen Pros. Camphausen, wahrschein-
lich von Direktor Bendemann, fiir die Kunsthalle ausführen.
Professor Menzel hat aufs Entschiedenste jegliche Lvation
zu seinem 70. Geburtsfest abgelehnt; die Kunstakademiker werden
sich aber dadurch von einer Huldigung des Meisters voraussicht-
lich nicht abhalten lassen. Tie Vorbereitungen zu eiuer am 8. Dez.
zu eröffnenden Ausstellung von Werken des Geseierten sind im
Gange.
-. Ter bis jeßt in Rom ansässige Prosessor Otto, der Urheber
des mit dem ersten Preise ausgezeichneten Modells zum Luther-
denkmal sür Berlin, wird nunmehr nach dorthiu sür dauernd über-
siedeln.
-. Frau Miethe-O'Connell starb dieser Tage im Pariser
Jrrenhause, wo sie seit 1871 untergebracht war. Jn Berlin ge-
boren, wo sie ihre künstlerische Ausbildung erhielt und auch ihr
erstes vou der Kritik günstig ausgenommenes Bild malte, siedelte
sie 1844 nach Brüssel und 1853 nach Paris über, wo ihr Porträt
der Rachel im „Salon" bewuudert wurde. Auch in der Historien-
und Genremalerei, in Aquarell und Kupsersttch errang die tüchttge
Künstlerin bedeutende Erfolge.

Drnkmslrr rtr.
-. Pros. Hans Rössner hat das Modell seines sür Nürnberg
bestimmten Martin Behaim - Tenkniales im dortigen Rathause
aufgestellt.
-. Die „Longfellow-Statue Association" in Portland
sMaine) in den Lereinigten Staaten beauftragte den amerikanischen
Bildhauer Franklin S i m mons mit der Ansertigung der über-
lebensgroßen Bronzestatue des genannten Tichters, aus deren Herstel-
lung 20 000 Dollars aufgewendet werden.

Vrrmischte Nachrichtrn
-. Die Garnisonskirche zu Stuttgart, der einzige
romanische Backsteinttrchenbau der Stadt, deffen Jnneres von sehr
gefälliger Form, jedoch abschreckend kahl und schmucklos ist, hat
nunmehr 4 Wandgemälde, meisterhaft auf Goldgrund gemalte
Apostelfiguren von der Hand des Direttors Schraudolph vom
Vereine zur Förderung der Kunst zum Geschenk erhalten. Die
Bilder wurden am 9. ds. Mts. feierlich enthüllt.
Die Arbeiten im Kaiserhause zu Goslar sind gegen
Ende Oktober nach einjähriger Pause endlich wieder von Professor
Wislicenus und Maler Weinack aufgenommen worden. Die
v. Lützow'sche „Kunstchronik" bnipft an diese Nachricht die Be-
merkung, daß die Abffcht vorliege, die kleinen Zwischenbilder in
Wachsfarben aus Leinwand auszusühren, was mit dem Charakter
monumentaler Malerei auss ärgste disharmonieren würde. Zwei
dieser Bilder seien sogar schon jetzt an die Wand befesttgt.
-. Die von den Projessoren Pauwels und Große künstlerisch
reich ausgeschmückte Aula der Fürstenschule zu Münster
wurde am 4. Oktober seierlich eingeweiht. Die reiche, bildnerische,
plasttsche und ornamentale Dekoration soll — mit Ausnahme der
„überauS störenden" schmiedeeisernen Kronleuchter — eine außer-
ordmtlich gelungene sein.
-. Dem Bildhauer Ios. v. Kramer in München ist seitenS
der Firma A. Bembe in Mainz die figurale Ausschmückung
zweier in Rokoko auszustattender Salons für die Dampfschiffahrts-
Gesellschaft des Norddeutschen Llopd übertragen worden. Es ist
mit diesem ehrenvollen Austrag endlich auch einmal der einheimischen

Kunst Gelegenheit geboten, mit dem in dieser Richtung von Frank-
reich und England bereits Geleistetem sich zu messen.
-- Tas diesjährige Künstlersest in Wien zu Gunsten des
Pensionsfonds der Gesellschaft soll am 1. Februar stattfinden und
im Style einer altmederländischen Kirmisfeier aus der ersten Hälfte
des 17. Jahrhunderts durchgeführt werden. Tie Borarbeiten haben
schon begonnen.
-. Für den Neubau der königl. Kunstgewerbeschule in
Leipzig hatte daS Ministerium des Jnneni ein Konkunenzschreiben
erlaffen und waren gnfolgedessen 53 Entivürse eingegangen. Der
erste Preis — 3000 Mk. wnrde dem Professor Dr. Otto Warth
in Karlsruhe, der zweite — 2000 Mk. dem Architetten Konrad
Roßbach in Leipzig und der dritte — 1000 Mk. — den Archi-
tekten Hermann und Martin in Dresden zuerkannt.
-. Frankfurl a.M. Die sogenannte Kaisertreppe im Römer
ist von den Malern C. Graetz und Max Thiele unter Leitung
des Letzteren einer Renovierung unterzogen, auch die alteu Gemälde,
unter thunlichster Anlchnung an die vorhandenen Reste und alte
ülbbildungen von Maler Otto Conull glücklich erneuert wordeu.
Die Gesamterneuerung ist nach der Frnnkftlrter Zeitung eine dem
historischen Orte durchaus angemessene und würdige.
-. Ilnter der Leitung des unermüdlichen Forsckiers S. Jenny
ist zu Bregenz auf dem „Oelrain" ein großartiges römisches Forum
aufgedeckt worden. Der gewalttge, rings mit Hallen umgebene
Platz umfatzt einen Raum von 96 m. Länge und 54 m. Breite.
?ln der Südseite ist ein kolossaler Tempel angebracht, der auf
einer 56 m. breiten vierstusigen Treppenanlage einen 8säuligen
Portikus erkennen läßt. Die Bemalung der Wände war vor-
wiegend in weiß und rot gehalten.
-. Bei den Ausgrabungen, welche der Verein „Carnutum"
auf der Trümmerstätte der bei Wien gelegenen ehenialigen Römer-
stadt anstellte, entdeckte Prof. Zamboni an einem Sarkophage
ein übermaltes Brustbild, eines der seltenen und deshalb wichtigen
Beispiele altrömischer Skulptural-Polychromie.
-- Die ehemals in der Casa Aconi-Torellt jetzt Reggiam^
zu Forli sich befindenden als verschwunden erachteten Szenen,
das Leben Julius Cäsars behandelnden Fresken des Livio
Agresti, eines Schülers des Perin del Vaga, sind nun ge-
legentlich der Renovieimng eines als Küche dienenden Raumes
wieder entdeckt worden.
Aus Konstantinopel wird berichtet, daß das Quartier
von Salma-Tomruck plötzlich ein WallfahAsort geworden, weil
dorl ans reinem Zusall eine unterirdische griechische Kirche
entdeckt wurde. Sie besindet sich unter einer türttschen Moschee
und ist aus mehreren kleinen gewölbten Gängen zusamniengesetzt.
Die Wände sind mit Heiligenbildern bemalt, man bemerkt u. a.
ein Occe bomo, die Bildnisse der Mutter Gottes und des Johannes
Baptista. Ter großen Ausgaben wegen wird vorläufig das Heilig-
tum in dem Zustande, in welchem es sich z. Z. bepndet, belassen
werden müssen.
-. Die Renovierung der Kirche Saint-Etienne de Mont
zu Paris ist in Angriff genommen worden. Das schöne Bauwerk,
das 1229 gegründet, zu den ältesten und interessantesten der Stadt
gehört, wurde schon von Franz I. gänzlich restauriert und 1662
beendet.
n Bei der Konknrrenz zur Erbauung der neuen Buch-
h ändler-B örse in Leipzig ist der Preis den Berliner Archi-
tetten Kayser und von Großheim zuerkannt worden.

Vom Weihnachks-Büchrrtisch
Vom Rhein! Unter diesemTitel hat der bekannte Radierer
B. Mannfeld fünfzehn Prospekte von Bonn und seiner so
malerischen Umgebung bei Sttauß dort herauSgegeben, welche den
landschastlichen Charatter dieses schönsten Stromcs der Welt mit
so viel Geschick getroffen haben, daß sast jedes Blatt poetisch auf-
gefaßt und stimmungsvoll durchgesührt genannt werden muß, ivie
i'ie alle die Meisterschaft zeigen, welche sich der Künstler in dieser
Technik des Radierens allmählich angeeignet. Man kann daher
daS Werk als elegantes Weihnachtsgeschenk besonders empfehlen.
Preis in eleg. Mappe 36 Mk.
Eine nicht weniger wertvol'e Weihnachtsgabe sind die „Schil-
dereien aus dem Älpenlande" von Karl und Ernst Heyn,
mit Gedichten von Baumbach, die von I. Stauffacher ebenso
originell als graziös sinnvoll mit Alpenpflanzen eingerahmt
wurden. Selten haben Maler, Poet und Verzierer so glücklich zu-
sammengearbeitet als hier, um obiges ebenso elegantes, als die
 
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