Ilnserc Lnlder. I?on Fr. j?ccht — j?crsona!na<hrichten — Denkmäler — Ausstcllungcii, ?ammlunaeii :c.
irr
Waskrnklristrn. von 6. Lossow
lichcr Majestät schildert, das; einem darob die Haare
zn Berge stehen könnten, falls man deren hat. —
Adalf Eberle zeigt uns dann den Fuhrmann, dessen
Wagen vvr diesem Thron umgesriirzt war und Bech-
stein überrascht uns dnrch die Mitteilung von einem
Tutzend Hofdamen des Prinzen Karneval, bei deren Kostüme
man übrigens von der Rauhigkeit, mit der Konig Winter
sein Szepter schwingt, keine sehr abschreckende Jdee erhält,
Weit eher dürfte man durch die etwas realistische
Ausscissnng des herrlichen Knpido iiberrascht werden, den
Seder in die neueste deutsche Renaissance übersetzt hat und
der in modernstem van-Heesschen Frack sich weit mehr er-
rungener Siege zu erfreuen als nene zu beabsichtigen scheint.
Tenn einer der rührendstcn Züge seiner Ausstattung ist
jedenfalls, daß er die Skalpe der erlegten Spfer gleich zu
einer Uhrkette aneinander gereiht hat, was den vielen Lust-
tragenden wenigstens das Schicksal gleich vorausverkündct,
das sie unvermeidlich tresfen wird, wenn sie diesem so ver-
sührerischen Gotte zu nahe kommen sollten.
Wie sich auch die Wespen in so reizende Geschöpse
verwandeln können, daß man jedenfalls das Wagnis unter-
nehmen möchte, sie zu fangen, selbst auf die Gefahr ge-
stochen zu werden, das zeigt uns Lossow mit seiuer gewöhn-
kichen Zierlichkeit, wie denn auch die alles mögliche Getier dar-
stellenden Maskenzeichen Bechsteins selbst zum Studium
der Maikäfer, Krebse und Engerlinge begeistern könnten,
wenn sie sich auf so schönen Blumen herumtreiben. —
Lossow schildert uns dann auch noch die Eisbahu,
welche König Winter in seinem Reich etabliert hatte und
ihre galanten Besucher und Besucherinnen, bei deren Anblick
man selbst die Kälte vergessen könnte, mit der Prinz Karne-
val die letzten Tage seiner Herrschaft uns noch lange erriu-
uerlich machen wird.
Prrsonglnachrichlrn
Ter nicht blos durch sein imposantes und charakteristisches
Äußere allen Besuchern der Lagunenstadt bekannte, sondern in
der ganzen Kunstwelt als Schöpfer des Mauin-Monuments, das
in Erz gegossen mit dem geslügelten Löwen aus den Stnfen des
Postaments den gleichnanügen Plap schmnckt, berähmte Bildhauer
Luigi Borro ist in Venedig gestorben. Jtalien hat in ihm
seinen vorzüglichsten Plasüker zu betrauern, der das Herzeleid,
sein schönes Baterland dem Materialismus rettungslos versallen
zu sehen, nicht zu überwinden vermochte. Der Gram, sich die er-
bärmlichste Mittelmäßigkeit vorgezogen, überall den Nepotismus
nnd Servilismus siegreich zu wissen, hat dem kaum ölljährigen das
Leben verbittert und ihn thatsächlich vhne ausgesprochene Krauk-
heit vorzeitig ins Grab gebracht, Schaffenskrästig, das Haupt
voll edelster Entwürfe, lietz er sich, der sruchtlosen Kämpse gegen
die vulgäre Geschmacksrichlung seines Baterlandes müde, in lepter
Zeit nicht mehr bewegen, den Meitzel in die Hand zn nehmen.
In seiner Glanzzeit, die in die 6üer Jahre siel, erwarb Borro
den berühmten Palazzo Collalto, der zur Zeit Napoleons I, an
einen Engländer verkauft war, welcher nach damaligem Ilsus gerade
daran gehen wollte, die Skulpturen, Pilaster und Ornamente der
Fasiade abzutragen und nach seiner Heimat zu verftachlen, als
eiu Edikt des Kaisers Franz dem Ilnfug ein Ende machte und
dieses Baumerk nebst vielen anderen nüt tthnlichem Schicksale be-
drohten Kunstdenkmalen fiir Venedig rettete. Trotzdem in den letzten
Jahren an die Pforte dieses nüt Kunstschäpen gefüllten Palastes
die bittere Not geklopft hatte, legte sich der Besitzer lieber jegliche
Entbehrung auf, als datz er auch nur ein Bild seiner wertvollen
Sammlung geopfert hätte. Heute wird die anders denkende
Familie die gemalten Liebliuge des dahingeschiedenen Jdealisten
nach allen Richtnngen der Windrose hin verschleudern.
Drnkmälrr rlr.
i- Der Solothurner Bildhauer Kitzling, der unter seinen
Schweizer Kollegen siir den begabtesten gehalten wird, ist gegen-
wärtig mit Vollendung des Escher-Tenbnals für den donigen
Bahnhofplap beschäfügt, Sobald ,er damit zu Ende, beabsichtigt
er, andere Städte mit künstlerischen Monumenten zu schmücken,
so Genf mit dem des „roten Kreuzes" und Luzern mit einem
imposauten „Gotthard-Denkmal". Ter Künstler geht vou der
übrigenS vernünftigen Ansicht aus, die sich ins Lokale zer-
splitternden Bestrebungeu, das Andenken an das grotze Huter-
nehmcn des Gotthardbaues in der Ehrung der ihn durch geiskige
und technische Arbeit Fördernden zu verherrlichen, in ^inein ein-
heitlichen Werke zusammenzufassen, dessen richtiger Standpunkl
das herrliche Ilfer des Vierwaldstättersees bei Luzern sein dürfte.
Ausstrlluiigrn, ^ammlungvn eic.
6 V Berlin. Die Frühjahrsausstellung der Kuusthand-
lunq von Frip Gnrlitt ist vornehmlich den Werken des in
Paris arbeitenden Bcüsseler Malers Jan van Beers ge-
widmet. Beers zeigt sich hier als elegauter geistvoller Frauen-
maler von seiner charakteristischsten Seite. Alle seme Frauenge-
stalten haben den kecken Zug und die Kühnheit des Auftretens
von Frauen, die zu siegen gewohnt sind. Aber gerade diese mehr-
jtthrige Gewöhnung lätzt uns jene Wesen iu einer wahrhast nn-
heimlichen Sickierheit aus allen Ichlachtfeldern des eleganten Lebens
erscheinen. Van Beers Modedamen zeigen sich im Atelier des
Künstlers, um dort als Modelle willig ihre Reize zu entschleiern.
irr
Waskrnklristrn. von 6. Lossow
lichcr Majestät schildert, das; einem darob die Haare
zn Berge stehen könnten, falls man deren hat. —
Adalf Eberle zeigt uns dann den Fuhrmann, dessen
Wagen vvr diesem Thron umgesriirzt war und Bech-
stein überrascht uns dnrch die Mitteilung von einem
Tutzend Hofdamen des Prinzen Karneval, bei deren Kostüme
man übrigens von der Rauhigkeit, mit der Konig Winter
sein Szepter schwingt, keine sehr abschreckende Jdee erhält,
Weit eher dürfte man durch die etwas realistische
Ausscissnng des herrlichen Knpido iiberrascht werden, den
Seder in die neueste deutsche Renaissance übersetzt hat und
der in modernstem van-Heesschen Frack sich weit mehr er-
rungener Siege zu erfreuen als nene zu beabsichtigen scheint.
Tenn einer der rührendstcn Züge seiner Ausstattung ist
jedenfalls, daß er die Skalpe der erlegten Spfer gleich zu
einer Uhrkette aneinander gereiht hat, was den vielen Lust-
tragenden wenigstens das Schicksal gleich vorausverkündct,
das sie unvermeidlich tresfen wird, wenn sie diesem so ver-
sührerischen Gotte zu nahe kommen sollten.
Wie sich auch die Wespen in so reizende Geschöpse
verwandeln können, daß man jedenfalls das Wagnis unter-
nehmen möchte, sie zu fangen, selbst auf die Gefahr ge-
stochen zu werden, das zeigt uns Lossow mit seiuer gewöhn-
kichen Zierlichkeit, wie denn auch die alles mögliche Getier dar-
stellenden Maskenzeichen Bechsteins selbst zum Studium
der Maikäfer, Krebse und Engerlinge begeistern könnten,
wenn sie sich auf so schönen Blumen herumtreiben. —
Lossow schildert uns dann auch noch die Eisbahu,
welche König Winter in seinem Reich etabliert hatte und
ihre galanten Besucher und Besucherinnen, bei deren Anblick
man selbst die Kälte vergessen könnte, mit der Prinz Karne-
val die letzten Tage seiner Herrschaft uns noch lange erriu-
uerlich machen wird.
Prrsonglnachrichlrn
Ter nicht blos durch sein imposantes und charakteristisches
Äußere allen Besuchern der Lagunenstadt bekannte, sondern in
der ganzen Kunstwelt als Schöpfer des Mauin-Monuments, das
in Erz gegossen mit dem geslügelten Löwen aus den Stnfen des
Postaments den gleichnanügen Plap schmnckt, berähmte Bildhauer
Luigi Borro ist in Venedig gestorben. Jtalien hat in ihm
seinen vorzüglichsten Plasüker zu betrauern, der das Herzeleid,
sein schönes Baterland dem Materialismus rettungslos versallen
zu sehen, nicht zu überwinden vermochte. Der Gram, sich die er-
bärmlichste Mittelmäßigkeit vorgezogen, überall den Nepotismus
nnd Servilismus siegreich zu wissen, hat dem kaum ölljährigen das
Leben verbittert und ihn thatsächlich vhne ausgesprochene Krauk-
heit vorzeitig ins Grab gebracht, Schaffenskrästig, das Haupt
voll edelster Entwürfe, lietz er sich, der sruchtlosen Kämpse gegen
die vulgäre Geschmacksrichlung seines Baterlandes müde, in lepter
Zeit nicht mehr bewegen, den Meitzel in die Hand zn nehmen.
In seiner Glanzzeit, die in die 6üer Jahre siel, erwarb Borro
den berühmten Palazzo Collalto, der zur Zeit Napoleons I, an
einen Engländer verkauft war, welcher nach damaligem Ilsus gerade
daran gehen wollte, die Skulpturen, Pilaster und Ornamente der
Fasiade abzutragen und nach seiner Heimat zu verftachlen, als
eiu Edikt des Kaisers Franz dem Ilnfug ein Ende machte und
dieses Baumerk nebst vielen anderen nüt tthnlichem Schicksale be-
drohten Kunstdenkmalen fiir Venedig rettete. Trotzdem in den letzten
Jahren an die Pforte dieses nüt Kunstschäpen gefüllten Palastes
die bittere Not geklopft hatte, legte sich der Besitzer lieber jegliche
Entbehrung auf, als datz er auch nur ein Bild seiner wertvollen
Sammlung geopfert hätte. Heute wird die anders denkende
Familie die gemalten Liebliuge des dahingeschiedenen Jdealisten
nach allen Richtnngen der Windrose hin verschleudern.
Drnkmälrr rlr.
i- Der Solothurner Bildhauer Kitzling, der unter seinen
Schweizer Kollegen siir den begabtesten gehalten wird, ist gegen-
wärtig mit Vollendung des Escher-Tenbnals für den donigen
Bahnhofplap beschäfügt, Sobald ,er damit zu Ende, beabsichtigt
er, andere Städte mit künstlerischen Monumenten zu schmücken,
so Genf mit dem des „roten Kreuzes" und Luzern mit einem
imposauten „Gotthard-Denkmal". Ter Künstler geht vou der
übrigenS vernünftigen Ansicht aus, die sich ins Lokale zer-
splitternden Bestrebungeu, das Andenken an das grotze Huter-
nehmcn des Gotthardbaues in der Ehrung der ihn durch geiskige
und technische Arbeit Fördernden zu verherrlichen, in ^inein ein-
heitlichen Werke zusammenzufassen, dessen richtiger Standpunkl
das herrliche Ilfer des Vierwaldstättersees bei Luzern sein dürfte.
Ausstrlluiigrn, ^ammlungvn eic.
6 V Berlin. Die Frühjahrsausstellung der Kuusthand-
lunq von Frip Gnrlitt ist vornehmlich den Werken des in
Paris arbeitenden Bcüsseler Malers Jan van Beers ge-
widmet. Beers zeigt sich hier als elegauter geistvoller Frauen-
maler von seiner charakteristischsten Seite. Alle seme Frauenge-
stalten haben den kecken Zug und die Kühnheit des Auftretens
von Frauen, die zu siegen gewohnt sind. Aber gerade diese mehr-
jtthrige Gewöhnung lätzt uns jene Wesen iu einer wahrhast nn-
heimlichen Sickierheit aus allen Ichlachtfeldern des eleganten Lebens
erscheinen. Van Beers Modedamen zeigen sich im Atelier des
Künstlers, um dort als Modelle willig ihre Reize zu entschleiern.