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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 1.1885-1886

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Aus und von dem Städel'schen Institute in Frankfurt a./M.
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Pecht, Friedrich: Zur Bildnismalerei der Gegenwart
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https://doi.org/10.11588/diglit.9416#0276

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Aus und von dem Städel'schen Institute in Frankfurt a./N. — Unsere Bilder. von Fr. Pecht

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der Administrativn enlgegengesetzt wird, indem sie sich aus so wenig auch ihr guter Wille und ihre redlichen Ab-
den totcn Buchstaben des Stistungsbriefes beruft, dessen sichten, ja eine große Aufopferungsfähigkeit, iu Zweisel zu
Geist richtig zu ersassen sie offenbar niemals vermocht hat, ziehen sind. x.

L'ur Büdnismalcrrl dcr ^cgcnwarr.
von Lr. pccht

a mir Direkror v. Reber bereits alle Heiligen wcgge-
nommen, so bleibe ich hente auf die Profanen beschränkt.
Aber seit jenem Eintritte der realistischen Periode in der

Münchcncr Knnst, die in Uhde jetzt einen Höhenpunkt
erreicht zn habeu scheiut, hat auch die Bildnismalerei einen
entschiedeuen Ausschwung genommen. Jn der romantisch
klassizistischen Zeit war, wie alle Wiedergabe der Wirk-
lichkeit, auch das Porträt verachtet. Man betrachtete es
ungesähr mit dersclben vornehmen Geringschätzung, wie der
Fuchs die Weiutrauben. Und doch gaben sich die dama-
ligen Holbeine und Pan Tycks so redlich Mühe, auch ihrer-
seito der herrschenden Jdealisierung zu entsprechen, d. h.
ihre Tamen so schön weiß nnd rot zu schminken, als man
es mit Reismehl und Karminlack kaum je zuwege bringt,

ihnen mit weiser Sorgfalt alle Runzeln und Fältchen aus-
zubügeln und sie in ewiger Jugend erglänzen zu lassen.
Tas Schönheitsideal freilich war eigentlich ein kolorierter
Gipskopf, denn auch an dem hartuäckig-
steu Stupfnäschen ward so lauge herum-
gerückt, bis das alleiu seligmachende grie-
chische Profil annähernd erreicht war. So
kommt es denn, daß in den vielbewun-
derten „Schönheitsgalerien" jener Zeit
die versammelten Herzensbezwiugerinneu
einander so ähulich sehen, als vb sie alle
Schwestern wären, gleichviel ob sie ihren
Männern in Englaud, Italieu, Spauien
oder im biederen Teutschlaud Nasen gedreht
hatten. Tiese auffallende Verwandtschaft
ist sreilich einigermaßeu erklürlich bei dcr
gemeinsamen Abstammuug von der medi-
ceischen Venus — die von Melos war
damals noch nicht bekaunt. — Wiuterhaller,
der Maler aller Köuiginneu, uud Stieler,
jeuer der Grazien, wie ihn die damalige
Kritik nannte, sind sich ganz ähnlich in
diesem Verschöneruugssystem, wie sie denu
auch von den eigentlichen Cornelianern mit
gleich gesiunnngstüchtiger Verachtung ge-
straft wurden. Was diese im Porträk
leisteten, kaun man an der Gräsin Florenzi
in der Neuen Piuakothek bewuudern, die
ihr blutrotes Überkleid so entzückeud übev
das weiße und den goldgelben Shawl breitet.
Es war Lenbach, der bei nns dieser
hofsähigeu Malerei zuerst eine Eude be-
reitete, nnd ich erinnere mich uoch mit Ver-
gnügen des Schreckens, den cr eines schönen
Svnntags imKunstverein mit seinemPvrtrait
des Or. Schanzenbach bei allcu frvmmen Be-
suchern desselben hervorrief: durch die uner-
hörte Brntalität, mit der er ihn ganz so malte,
wie er wirklich aussah. Man sand
das sörmlich unanständig, jedeufalls in
höchstem Grade indiskret, die Nase eines
Menschen da zu lassen, wo sie ihm der liebe Gott hin-
gesetzt. Ta braucht man ja gar keine „Aussassung" mehr,
wenn man die Leute genau so darstellt, wie sie sind, schrieen
alle Knnstvereinsmitglieder, die doch für zwöls Gulden
Kennerschaft gepachtet hatteu. Als Lenbach aber bald
darauf das Bildnis der eigenen Schwester ganz in ge-
heimnisvoll glühendes Tunkelgehüllt, wieein Rembrandt'sches
Bild, brachte, schrie wiederum alle Welt, er hänge seine
Originale in den Kamin und räuchere die Tamen erst, ehe
er sie male. Jch habe das Bild kürzlich wieder gesehen
und darin eine so entzückende Telikatesse und Jugendunschuld



Vlstudir. von Alois Erdtelt
 
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