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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 1.1885-1886

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Personalnachrichten - Vermischte Nachrichten- Kunstliteratur - Briefkasten
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https://doi.org/10.11588/diglit.9416#0447

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persoiialnachrichteii — Ausstellungen, Sammlungen


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PersonÄlnachrichlrn
st Dem Kgll Sächsischen Hofkunsthändler Adols Gutbier,
Jnhaber der bekannten Arnold'schen Kunsthandlung in Dresden,
ist vom König von Sachsen der Albrechtsorden 1. Klasse in An-
erkennuug seiner verdienstvollen Wirksamkeit auf dem Gebiete des
KunsthandelS, verliehen morden, Diese Auszeichnung des kunst-
verständigen Verlegers, welcher durch sein Museuin der italieni-
schen Malerei, seine Rastaelwerke x. ein wirklich opfermutiges Kunsi-
interesse beiviesen, ist ein mohl recht verdientes.
vm Jn Frankfurt a/M., seiner Baterstadt, starb der Land-
schaftsmaler Or, Karl Peter Burnitz im Alter von 62 Jahren,
Urspriinglich Jurist und seit dem Jahre 1849 in Franksurt bereits
als Advokat thiitig, hatte er seine Vorliebe für die Natur schon
srüher durch ausgedehnte Reisen, besonders nach Jtalien nnd
Sizilien, bethätigt und die erhaltenen Eindrücke stets fleißig in
seinen Skizzenbüchern zu fixieren gesucht, Eine Reise durch
Spauien und Algerien brachte ihn endlich im Jahre 1850 zu dem
Entschlusse, sich gauz der Malerei zu widinen, Als ein schon
nicht ungeübter Dilettant ging er zu seiner weiteren Ausbildung
nach Paris und blieb dort zehn Jahre hindurch, während deren er
sich ganz den Einslüssen der französischen Schule überließ, Die-
selben verlengiielen sich deShalb auch m seinen späteren Werken
nieinals, Es sind dies ineist feine stimmungsvoll gegebene Fluß-
ufer und weite Ebenen mit häustg melancholischem Charakter.
Sehr charakteristische Werke von seiner Hand besitzt das Städel'sche
Jnstitut in Frankfurt a./M.
vm Der gegenwärtig in Rom lebende Maler Edgar
Meper, ein geborener Tiroler, wurde vom Großherzog von
Sachsen-Weimarzum Professorder WeimarerKunstakademie ernannt.

Kusstellungrn^ Sammlungen etc.
O.ll, Paris, Seit einigen Tagen haben die „Nnabhängigen"
ihre Kunsttempel geöfsnet, Sie verdienen ihren Namen mit Recht,
denn es gehört ein kolossaler Grad von Nnabhängigkeit dazu, im
gegenwärtigen ülugenblick, bei der Hitze, eine Ausstellung zu
wagen. Nls ich vorgestern, am Erössnungstage für das Publikum,
mich vor den Pforten der Baracke in den Tuilerien einfand,
welche die Schätze der „Nnabhängigen" birgt, sah ich mich plötzlich
zwei Ausstellungen derselben gegenüber, Links die Gruppe der
ä,rtistes Inckepeuäants, rechts die Societe ckes Srtistes iuckepeu-
ckuuts, Jch mußte hierbei unwillkllrlich an die alte schalkige
Frage denken: Was ist schlimmer als eine Flöte?, worauf die
Antwort: zwei Flöten, Iwei Ausstellungen der Nnabhängigen,
das ist, wie es in der Operette heißt, „excessik," Jedes dieser
beiden Konkurrenz-Unternehmen hat seinen Kassierer, sein Tour-
niquete, seine Jnvaliden, seine Blumenmädchen und Katalog-Ber-
käuferin wie seine Garderobiere; aber Beide zusammen keine Be-
sucher, Bei meinem ganz unvorbereiteten, einem Überfall gleichenden
Eintreffen riß denn auch das gesamte Personal tellergroß die
Augen auf. Aller bemächtigte sich aber eine sieberhafte Unruhe
als ich ein Zwanzig-Frankstück zum wechseln auf den Tisch warf.
Solchem Wechselgeschäft war man nicht gewachsen. Samtliche
dem Gebäude attachierten Personen wurden zusammengerufen, und
es gelang schließlich das nötige Kleingeld aufzubringen. Als
man übrigens merkte, daß ich von der Kritik, rückte man mir
mit einer Freikarte zu Leibe, wohlweislich aber den entrichteten
Obolus zurückbehaltend.
Die Ausstellungen der beiden Gesellschaften bieten daS Bild
vollständigster Jmpotenz sowohl in der Malerei wie in der Skulptur.
Die meisten der vorhandenen „Kunstwerke" verdienen höchstens
eine Erwähnung wegen ihreS absolut kindischen Charakters, Jch
bin zu der Uberzeugung gekommen, daß, da gegeu Hinterlegung
von 10 Francs jeder Gegenstand der Nkalerei oder der Skulptur
angenommen und ausgestellt werden muß, viele Leute sich den
Scherz machen und Snchen hinschicken, die eigentlich in die be-
vorstehende lustige Ausstellung „ckes arts incoliereuts" gehören,
Jch unterlasse es hier, näher auf die ausgestellteu Arbeiten
einzugehen. Ein Spanier, Alvarez-Dumont, mit seinem Bilde:
„les »eros inconnus, — ein Feuerwehrmann, der ein halbent-
kleidetes, besinnungsloses Mädchen vor dem sicheren Flammen-
tode durch Herauslassen an einem Seil aus den Fenster zu retten
sucht, — ferner Gintrac Joussart mit seinem Bilde „Dunterie
verhindert Theodobert üen vergifteten Kelch an seine Lippen zu
setzen", ein Jialiener Grelli, ein gewisser Ennius Vosaccio, vielleicht
noch drei bis vier andere Künstler, verdienen allenfalls ein besseres
Los, als nnter diesem Abhub des Malertums zu hängen.

?lm interessantesten ist noch immer der Saal, den man
ganz gut die blaue Grotte uenneil könnte, so blau schimmert
derselbe. Es ist der Saal der Jmpressionisten oder besser gesagt
der Tächisten. Man ist im ersten Tlugenblicke geneigt, das Ganze
für einen malerischen Unfug zu halten, Bald kommt man aber doch
dahinter, daß man es hier mit strebenden, wenn auch irrenden
Menschen zu thun hat, Durchweg ist die Lustperspektive aner-
keniienswert, Jn der Formengebung und in der Jndividualisierung
erlahmt aber bei den Meisten die Krast des Könnens, Die
ganze Nichtung ist unzmeifelhaft in ihrer Kindheit, das beweist
am Besten der Mangel im Maßhalten, ES wird zu einer Kom-
bination der Flecken- und Flächenmanier kominen, die sich heute
noch intransigent gegenüberstehen.
Uber die Farbe kann ich mich am wenigsten mit den Jm-
pressionisten verstündigen, Jch sehe nicht die ganze Welt, eines-
teils ultramarinfarben, andernteils nur konturenhast, selbst nicht
im hellsten Sonnenlicht, Das Wort des Fürsten Bismark von
den Sozialdemokraten, daß ihre Bsstrebungen eine gewisse Be-
rechtigung haben, läßt sich aber dennoch auf die Nmsturzmänner
in der Malerei zur Anwendung bringen, Da ich gerade hier von
Kommunards rede, so will ich nicht unerwähnt lassen, daß Cluseret,
der zum Tode verurteille Kommune-General, der bekanntlich unter
die Maler gegangen, ebenfalls einige Bilder mit orientalischen
Motiven bei der „Inckepenckants" ausgestellt hat. Dieselben,
daS Produkt des Selbststudiuins, lassen ein gewisses Talent er-
kennen, dem aber die Schule fehlt,
Was von den Gemälden gilt, gilt von den wenigen Bild-
hauer-?lrbeiten, Sehr lustig ist ein Grabnionument, Einem
Jüngling, der in gebeugter Haltung die Stim auf seinen, auf
einer Rolle ruhenden ?lrm legt, wodurch nur die untere Partie
des Gesichts nüt dem Munde frei bleibt, ist immer noch nicht
besser geworden, Mir auch nicht nach dieser dliiSstellung,
O, L. Uberproduktion, das ist heute das große Schlag-
wort auf allen Gebieten des Lebens und an einer solchen leidet
heute auch die Verwaltung der schönen Künste in Frankreich.
Bekanntlich kauft der Staat alljährlich im „Salon" eine gewisse
Anzahl von Kunstwerken, die zum Teil sür das Museum lebender
moderner Künstler im Luxembourg, zum Teil für die Museen
der Provinz besnmmt sind, Natürlich verbleiben die besten Sachen
dem Luxembourg, der sie freilich bei der Beschrünktheit des Rau-
mes nicht aushängen kann und sie so lange in das Magazin
schickt, bis ein nn Luxembourg vertretener moderner Meister stirbt
und sein Werk für den Louvre reif wird, wo es, da hier auch
kein Platz, vorläusig auf den Boden wandert, Vor einiger Zeit
hat man nun mit den Magazinvorräten des Luxembourg gründ-
lich geräumt und eine tüchtige Sendung von Bildern an die
Museen von Lille, Slmiens, Lyon, Bordeaux abgehen lassen,
Seitdem aber hat sich das Magazin schon wieder derartig gefüllt,
daß der Depotchef nicht mehr weiß, wo er die neu eingehenden
Kunstwerke unterbringen soll, Diese Lage der Dinge fängt an,
die öffentliche Meiriung zu beunruhigen, und nian fordert ganz
energisch, daß die Bureaux der Staatsverwaltungen den Louvre
räumen und derselbe ausschließlich den Werken der Kunst ge-
widmet bleibe, Die Künstler, denen nichts daran liegen kann,
daß ihre Arbeiten in den Magazinen verstauben und verkommen,
heizen der vffentlichen Meinung nach Kräflen ein, und wir
dürsten in nicht allzuferner Zeit die Seine-Präfektur und das
Finanzministerium ihre Koffer packen sehen.
Jnzwischen hilft man sich im Louvre so viel man kann,
Seit 14 Tagen wird in demselben tüchtig gearbeitet, Die Bilder
der modernen Schule werden den engen Raum verlassen, den sie
nüt allerhand Schiffsmodellen teilten und in der alten „SL>Ie
ckes ütats" untergebracht werden, Es ist das der Saal, in
welchem Napoleon III. die Sitzungen des Oorps Ie§islatil zu er-
öffnen pflegte, Die mangelhafte Dekoration derselben hat eine
vollständige Umgestaltung des Saales erfordert, dessen Säulen man
fortgeräumt und dessen Decke prachtvolles Oberlicht erhalten hat.
Über die Verteilung der Bilder in diesem Raiime wird das
strengste Stillschweigen beobachtet, doch glaubt man, daß David,
Jngres, Delacroix und Prud'hon die besten Plätze erhalten wer-
den, Neben der Salle ckes Ltats wird eine andere Galerie für
nünderwertige Bilder eingerichtet,
Die Salle ckes Ltats wird »lit der Galerie der Jtaliener
und der Flamänder durch eine Thüre in Verbindung stehen, die
gerade da angebracht, wo früher das Freskogemälde der „Ma-
gliana" sich befand, welches Raffael zugeschrieben wird, Man
war gezwungen, daS Genrülde zn entfernen und in dem Ein-
trittsgewölbe der Galerie der Sept Llaiires, wo die italienischen
 
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