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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 1.1885-1886

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Atelier-Notizen - Ausstellungen, Sammlungen, etc. - Denkmäler - Vermischte Nachrichten - Vom Kunstmarkt - Briefkasten
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https://doi.org/10.11588/diglit.9416#0354

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Atelrer. und Personalnachrichten — Ausstellungen, Saminlungen — Denkmäler rc. 277

Nkelirr- und Personslnachrichken
vm. Franz v. Lenbach, z. Z. in Rom, hat von I. M.
der Kaiserin Auftrag zur Herstellung eines Portrats der Königin
Margaretha von Jtalien erhalten. Die Königin hat denient-
sprechend sein Atelier bereits zu mehreren Sitzungen bereitwilligst
mit ihrem Besuche beehrt.
viv. Bei Ervffnung der Berliner Jubiläums-Ausstellung
wnrden verliehen: Ter Stern zum Kronenorden 2. Klasse an
Ad. Menzel, der Kronenorden 2. Klasse selbst den Malern
v. Angeli, Jordan, v. Lenbach, v. Piloty und Schrader
und den Bildhauern Hähnel uud Alb. Wolff, der Note Adler-
orden 3. Klasse mit Schleife den Malem Hans Gude und
Janssen und dem Architekten v. Heyden, der Kronenorden 3.
Klasse dem Maler Wilh. Gentz.
vm. Prof. Adolf Menzel ist von der Gesellschaft fiir
vervielfältigende Kunst in Wien, welche derartige Auszeichnungeu
bisher nicht verlieh, zum Ehrenmitgliede ernannt worden.
vm. Jn Karl Jungheim (Düsseldorf) hat die Land-
schastsmalerei am 6. vor. Mts. einen berufenen Vertreter ver-
loren. Erst nach llberwindung groffer Schwierigkeiten auf die
Tüsseldorferdlkadeinie gelangt, wo er hauptsächlich Schadows und
Schirmers Schüler war, mußte er 1848, schvn mit l8 Jahren
seine Kunst zmn Broterwerb für sich, seine Geschwister und
eine alte Muller machen. Dennoch verflachte er dabei nicht.
Vielmehr zeichnen sich seine Bilder, wenn auch jeweilig prosaisch
uud trocken in der Komposition, sämtlich durch edle Zeichnung,
glänzende Beleuchtung uud schöne Stiinmung aus. Letzteres gilt
uamentlich von seinen italienischen Landschaften der letzten Jahre.
Sein hauptsächlichstes Darstelluugsgebiet waren sonst die tiroler
und schweizer Alpen, seltener deutsche Wälder und Mittelgebirge.

Nusstellungen, Saimnlnngrn rtr.
* Jn Dresden finden augenblicklich (Aufang Juni) drei?luS-
stellungeu statt, eine G räf-Ausstellung, eine We reschtsch agin-
Ausstelluug und einedes DresdeiierKvmpositionsvereius „Map p e".
Die erste sührt das berühmte Märchenbild, verschiedene Bildnisse,
Skizzen zu Gräfs schöneu inonumeiilalen Werken in Königsberg,
für die Loggia des MuseumS zu Leipzig, für eiu nationales Denk-
mal in Köln (letztere beiden »icht ausgeführt), endlich zwei neue
Geniälde des rllstig schaffenden Meisters vor, darstellend das Feuer
und Wasser als Frauengestalten. Nameutlich das letztere hat hier
den größten Beifall gefunden. Es ist ungemein poetisch aufge-
faßt, der ganze geheimnisvolle Zauber des Wassers liegt über dem
duftigen Wesen ausgebreitet, welches als eine malerische Umdich-
tung der Goethe'schen Gestalt im Gedichte vom Fischer gellen
kann. Die Ausführung ist von vollendeter Schönheit. Ebenso
charakteristisch, wenngleich minder packend, ist das Feuer aufgefaßt.
— Die Wereschtschagin-Ausstellung brachte das bekannte Kolossal-
gemälde des Einzugs des Prinzen vou Wales in Jndien, das
gegenwärtig durch Europa geschleppt wird. — Die Ausstellung
deS Vereins Mappe ist von großem Jnteresse. Derselbe war in
Dresden bisher weniger durch seine Leistungen, als durch seiue
höchst geluugene» humoristijchen Feste bekannt und wollte daher
durch diese Ausstellung Zeugnis von seinem ernsten und erfolg-
reicken künstlerischen Streben ablegen. Dies ist mit Erfolg ge-
schehen. Die Vereinsmitglieder koinmen an bestimmten Abenden
zusaiiimen, stellen sich eine Aufgabe und fertigen danach Kom-
positionen an. Die eingelieferten Blätter werden dann beurteilt
und die beste durch Abstiminung in die Mappe gewählt. Der
Verein besteht seit deni Jahre 1870 und bis in dieses gehen auch
die ausgestellten Zeichnungeii, 4lquarelle und Skulpturen zurück,
deren wohl an 200 ausgestellt sind. Jn den ältesten Kompositionen
spricht sich uvch vielfach Hübners Richtung aus, weiterhiu macht
sich mehr und mehr die neuere Richtung bemerkbar, im ganzen
sind eine Fülle bemerkenswerter Leistungen zu verzeichnen. Er-
staunlich ist namentlich die Menge der Skulpturen, zu denen der
Verein dlnregung gegeben zu haben scheint. Die meisten davon
konnten allerdings nur in Photographien ausgestellt werden.
Unter den Namen der ehenialigen und gegenwärtigen Vereins-
mitglieder sinden wir die der besten jüngeren Künstler, die aus
der Dresdener Schule im letzten Jahrzehnt kervorgegangen sind.
— Wünschen wir, daß der Verein ebenso erfolgreich und lebens-
kräftig wie bisher weiterbestehe. Er kaun jedenfalls mit Stolz
auf seine bisherigen Leistungen zurückschauen.
* Für die Kgl. Gemäldegalerie zu Dresden sind so-
eben aus den Zinsen der Pröll-Heuer-Stiftung drei Bilder an-

gekaust worden, eine lebensvolle Bildnisskizze des verstorbenen
Malers Gustav Adolf Kurtz von H. v. Angeli, ferner ein
Genrebild von Ernst Ziminermann und eine Landschaft von
Ludwig Dill. Die erste Erwerbung ist um so erfreulicher, als
die Dresdener Galerie von dem dargestellten Künstler 4 oder
Bilder besitzt. Tas Zininierniann'sche Bild zeigt einen alten
Bauer, der einem prächtigen kleinen Burschen das Blasen aus
der Rohrpfeife vormacht. Diesem Vorgange wohnen die Mutter,
ein Pan und ein Hund bei. Jene beiden schlagen den Takt mit
erhobenem Finger, dieser scheint kein Musikfreund zu sein, sondern
wendet sich ab, schaut hinaus in die weit sich dehneude Ebene
und heuit vielleicht gar. Das ganze wunderschön gemalte und
prächtig kompoiiierte Bild macht einen höchst wohllhuenden Ein-
druck: wic der alte Virtuose so gntmütig lächelt und den Triumph
seiner Kunst behaglich genießt, >vie freundlich das Bocksbein dem
Uiilerrichle zujchant, wie sreudig erregt die Mutter auf ihren
Liebling herabschaut und wie dieser mit leuchtendem Antlitz nnd
gespannler Ausinerksanikeit auf das zauberhafte Jnstrument an
des Alten Munde hinblickt, das ist mit köstlichem Humor ge-
jchildert. Das Bild sand währeud der Pffngstseiertage in der
Galerie schon vielfache Bewuuderung. — Das dritte Bild von
Ludwig Dill zeigt ein Motiv aus den venezianischeu Lagunen:
zur Linken dehnt sich die Küste, im Vordergrunde ankert ein
großes Boot, geradeaus ösfnet sich eine weite Fernsicht über das
Meer. Das seiiigestiinmte Bild zeigt alle Vorziige, die man auf
den Gemälden des Künstlers zu treffen gewohnl ist.
* Vom Sächsischen Kunstvereine zu Dresden siud
in den letzten Wvcheu dreißig Ölgemülde und Aquarelle ange-
kaust worden, darunter solche von folgenden auswärtigen Künst-
leru: K. A. Sommer in Altona, Äarl Kronberger, Prof.
Jos. Wenglein, K. Retlich, Erwin Spindler, Chr. Mali
in München, Hugo Mühlig in Düsseldorf, st Pros. Burger
in Berlin. Da in diesem Jahre in Dresden keine akademische
illusstellung stattfindet, wird der Kunstverein seine sämtlichen An-
küufe in der eigenen Ausslellung bewirken müssen. Die Beschickung
derselben erscheint daher sehr empfehlenswert.
vm. Ju Stuttgart findet gegenwärtig eine sehr dankens-
werte Ausstellung von über 400 Gemälden, Aquarelleu ic.
moderner Meister aus dem soust ganz unzugänglichen Besitz des
königl. Hauses uud aus Privatbesitz statt, vermehrt noch durch
eiuige plastische Werke, unter denen besonders eine wundervolle
„Sappho" von Danuecker (Privalbesitz) die Aufmerksamkeit
fesselt.

Vrnkniälrr rtr.
vm. Das Denkinal Köuig Friedrich Wilhelm IV. von Preußen
auf der Freitreppe der Nationalgalerie wurde am 10. Juni ini
Beisein Sr. M. des Kaisers seierlich enthüllt. Der Schöpfer des
Denkmals, Prof. Calandrelli, erhielt aus diesem Aulaß das
Ritterkreuz des Hausordens der Hohenzollern, Baurat Emine-
rich den Kronenorden 3. Klasse.
* Die schöne plastische Gruppe von Heinrich Bäumer,
darstellend Venus, welche dem ?lmor die Flügel zu beschueiden
droht, ist nunmehr in den Anlagen der Bürgerwiese zu Dresden,
in karrarischem Marmor ausgeführt, aufgestellt worden. Wir
brachten davon in Nr. 13 eine Nachbildung. Das Werk ist auf
Kosten der Hermannstiftung ausgefllhrt, welcher Dresden schon
den Nixenbrnnnen von Broßmann, den berühmten Gänsedieb-
brunnen von Diez und die Deckenmalereieii im Neustädter Hof-
theater verdankt. — Jn diesem Jahre werden die Zinseu der
Hermanu-Stiftung im Betrage von 2800 M. statutengemäß zum
Ankauje von Staffeleibildern aus den Fächern der Genre-, Land-
schafts- und Tiermalerei verwendet. Zur Bewerbung sind nur
in Sachsen lebende, selbständige Künstler berechtigt. Die betr. Ge-
mälde sind vom 6.—9. Dezember mittags 12 klhr an den
Sächsijchen Kunstverein in Dresden einzusenden. Die Stiftung
staminl von dem 1871 in Dresden verstorbenen Bildhauer
Hermann.
vm. Zur Errichtung eines Ferdin and - Raimund-
Denkmals hat sich in Gutenstein iNiederösterreich), dem Ge-
burlsort des Dichters des „Verschwenders", ein Komilee gebildet.
vm. Jn dem Wettbemerbe um das Denkmal Walters
von der Vogelweide für Bozen trug unter den eingegan-
gencn 12 Entwürfen der des Wiener Bildhauers Heinrich
Natter den Preis davon. Der aus Tirol gebürtige Künstler
hat sich bereits durch eine Reihe gediegener Werke, wie die
kolossale Wodanstatue auf der Wiener Ausstellung 1873, den
 
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