Ausstellungen, Sammlungen re.
KuSjtellungen, KamUlttngen etc.
s.v. Berlin. Die Ausstellung des neuesten Werkes
Anton von Werners „die Kapitulations-Verhandlungen in
Donchsry bei Sedan in der Nacht des 1. September 1870"
wurde am 25. dieses Monats zur Vorfeier des 85-jährigen
Geburtstages des Generalfeldmarschalls Grafen Moltke im Ge-
bäude des Sedan Panorama eröffnet. Das Gemälde zeigt die
Vertreter der deutfchen und der französischen Annee, im ganzen
17 Ofsiziere, in einem engen, durch die Lampe nur matt be-
leuchteten Zimmer. Beide Parteien, jede zu einer streng ge-
schlossenen Gruppe geordnet, stehen einander schrosf gegenüber.
Die Hauptfigur auf der Seite der Deutschen ist Moltke, der
hochaufgerichtet den Gegnern sein vernichtendes Ultimatum zu-
ruft. Gerade in dieser Figur hat Werner die durch geistige
Überlegenheit gewvnnene Willenskraft trefflich zum Ausdruck
gebracht. Neben Moltke sipt Bismarck im Lehnstuhl, den Blick
sest und sicher auf die französischen Generäle gerichtet. Aus
den Zügen der Letzteren spricht die tiefste Niedergeschlagenheit.
Der General von Wimpffen steht kraftlos an den Tisch gelehnt
und scheint unter der Wucht der Worte Moltkes zusammenzu-
brechen. Gleich ihm veniehmen die übrigen Generälc mit
dumpfer Ergebenheit das Schicksal ihres Heeres. Werner hat
durch diese höchste S.teigerung der Geberdensprache für die
geistige und sittliche Überlegenheit der Sieger den deutlichsten
Ausdruck gefundein Man mag darüber streiten, ob die Größe
des Sieges nicht vielleicht in noch glänzenderem Lichte erscheinen
würde, wenn der Maler den deutschen Feldherren Generale ge-
genübergejtellt hätte, in deren Zügen ein wenig mehr Soldaten-
geist und das Bestreben, die letzte Ehre ihrer Armee mit an-
derer Energie zu verteidigen, zu lesen wäre. Werner hat eine
Künstlersprache von unmittelbarer Deutlichkeit gewählt, und das
sür die große Menge als Diorama aufgestellte Gemälde hat da-
durch an Klarheit allerdings wesentlich gewonnen. Nach der
rein künstlerischen Seite hin betrachtet, zeigt das Gemälde eine
sorgfältig abgewogene Gruppieinng, die sich von Werners meist
durchaus realistisch ausgebauten Bildern aus der neuesten Ge-
schichte recht glücklich unterscheidet.
1 Amsterdam. Gelegentlich der Weltausstellung ist hier-
selbst ein internationaler Kunstverein gegründet wor-
den, der bereits die königliche Bestätigung erhalten. Für die
Beschickung sind schon bedeutende Werke aus Frankreich und
Jtalien angemeldet, Deutschland will sich in reger Weise betei-
ligen und ist ein Generalvertreter nach Berlin ernannt. Abge-
sehen von der Ausstellung und dem Verkauf künstlerischer und
kunstgewerblicher Erzeugnisse am Platze selbst wird der Verein auch
Ausstellungen in den Hauplstädten des Auslandes veranstalten.
So ist u. a. Borkehrung getroffen, einen Cyklus von circa
30 Marinebildern Mesdags nach Deutschland zu senden.
1 Die Gründung eines byzantinischenMuseums zu
Rav enna, welches die ebenso hochwichtigen wie altehrwürdigen
Denkmale der Stadt aus genannter Epoche zu einem Ganzen
vereinigen soll, kommt nunmehr, nachdem die Regierung den
Plan gebilligt, zur Aussührung. Anbetrachts der großen Wich-
tigkeit, welche dieser altchristlichen orientalischen Kunst zufolge ihrer
Bedeutung für die ganze occidentale Kunstentwicklung zuerkannt
werden muß, ist dieses Projekt nur mit großer Freude zu begrüßen.
^ Berliner Nationalgalerie. Jm Erdgeschoß ist
der große Skulptursaal vollständig geräumt, um Raum für die
am 1. Dezember d. I. zu eröffnende Ausstellung poly-
chromer Plastik zu gewinnen.
* Dresden, Ottvber 1885. Alljährlich wiederholt sich
die Klage, daß das Figurenbild mehr und mehr von unsern
Ausstellungen verschwindet, während Landschaft und Genre in
überwuchernder Fülle vertreten sind, und trifft man dann und
wann auf ein Historienbild, so ist es nicht immer erfreulich, sei
es nun profanen oder biblischen Jnhalts. Scheint es doch,
als wenn das sogenannte Komponieren von unserer Jugend
als längst überwundener Standpunkt betrachtet würde Die herr-
lichen Werke von Pfannschmidt (Berlin), welche wir auf der
kürzlich geschlossenen akademischen Ausstellung zu sehen bekamen,
bildeten eine geradezu erguickende Ausnahme. Jn dieser Hinsicht ist
das Museum der italienischen Malerei, welches gegenwärtig auf
der Brühl'schen Ter-rasse zu Dresden durch den Herrn Hofkunst-
händler Gutbier (früher Arnold) nach dem wissenschaftlichen
Arrangement des Kunsthistorikers vr. Paul Schumann aus-
gestellt ist, geradezu epochemachend, ja eine rettende That zu
nennen. Noch nie wird es einem Sterblichen zu teil geworden
— Denkmäler — vermischte Nachrichten -zz
sein, die Entwickelung der italienischen Malerei in solcher Voll-
ständigkeit und klarer geschichtlichen Übersicht vor seinen Augen
entrollt zu sehen, als in dieser über 2000 Original-Photographien
nmfassenden Ausstellung, welche am 21. August in Anwesenheit
Sr. Majestät des Königs, I. Majestät der Königin und Sr. k.
Hoheit-des Prinzen Friedrich August feierlich eröMet wurde.
Zweijährige angestrengte Tkätigkeit, sowie eine Reise des Herrn
vr. P. Schumann nach Jtalien haben diese Ausstellung ermög-
licht, aus welcher der reifere, ansübende Künstler sowohl, als
auch der vielgereiste Kunstgelehrte immer noch Neues, auch
manche Jrrtümer durch die neuesten Forschungen berichtigt
sinden wird.
-nn. Die Wereschtschagin-Ausstellung ist am
25. Oktober im Wiener Künstlerhause eröffnet worden. Wir
werden in unserer nächsten Nnmmer in Bild und Wort auf
dieselbe zurnckkommen.
Kettkmäler
-l Am 20. August wurde in Lucca das Monument Viktor
Emanuels enthüllt. Das schöne Werk Augustino Passaglias,
eines Schülers von Duprs, soll seinem Urheber alle Ehre machen.
Derselbe hat bereits einen Preis für das in Certaldo zu errichtende
Denkmal Bocaccio's gewonnen; auch sind von ihm an der
neuen Fassade dcs Florentiner Domes einige schöne Ornamente
und das große Basrelief über dem Hauptportal, den Gonfaloniere
und die Prioren der Republick Florenz vor der zwischen Sera-
phimen thronenden Madonna darstellend.
Aermischte Hachrichten
X Die Berliner Gemäldegallerie ist durch die
Schenkung eines ungenannten Kunstfreundes mit einem kostbaren
Altarwerke desSienesen Francesco Vannucci bereichert worden.
^ Dem„Athenäum" wird berichtet: „Jch habe vorKurzem
in Goslar die sehr betriibende Bemerkung gemacht, daß die
Deckengemälde Wohlgemuthsim Sitzungssaale des alten Rath-
hauses Schaden gelitten haben und zwar vermuthlich durch die
von der Berliner Akademie mit dem Kopieren der Gemälde be-
auftragten Personen. Die Farbe ist an sehr vielen Stellen —
glücklicherweise nicht an üen Gesichtern und Händen — in Stücken
von der Größe einer Sixpense abgeblättert. Es hat den An-
schein, als wäre beim Befestigen des Pauspapieres mit Stisten
an der brüchigen Fläche nicht die genügende Vorsicht beobachtet
worden. Tranrig ist es, diese schönen Werke beschädigt zu sehen
und es sollte etwas gethan werden, um dem weiteren Abblättern
vorzubeugen." Weiterhin wird d. „LützowschenKunstchronik" von
befreundeter Seite bestättgt: Die Schüler der Berliner Akademie
haben unter den Augen und mit Zustimmung des die Expedition
leitenden Lehrers die Deckenmalereien wirklich gepaust. Schon
dieses Berfahren verdient den allerschärfsten Tadel; wenn alte
Malereien überhaupt gepaust werden müssen — wozu hier
gar kein Grund vorlag — so darf dies nur von durchaus zu-
verlässigen Künstlern, welche in solchen Dingen die nötige Er-
fayrung besitzen, geschehen, nicht aber von Schülern einer Akademie.
Jedenfalls verlangt die Sache eine ernstliche llntersuchung, da sich
schon öfsentliche Blätter desAuslandes derselben annehmen.
> Der Dom zu Worms. Der schonim Sommervorigen
Jahres unterhalb der großen Rosette des Westchores sich zeigende
bedrohliche Sprung hat sich jetzt zu einem klaffenden bis
hoch in die Kuppel verlausenden, größte Besorgnisse erregenden
Risse erweitert. Der in Rede stehende Chor ist nnnmehr außen
und innen eingerüstet worden, um nach eingehender Untersuchung
des Schadens die dringend nötige Abhilfe sofort in Angriff
zu nehmen. — Dem unaufhaltsam drohenden Verfall aber dieses
ebcnso altehrwürdigen wie herrlichen Wunderwerkes romanischer
Architektur würde das Dombaukomitee ohnmächtig gegenüber
stehen, wenn nicht das Land und weiterhin hochherzig das
Reich namhafte Zuschüsse zu gewähren sich bereit erklären.
^ Das Treppenhaus des Berliner Kunstgewerbe-
museums hat soeben einen prächtigen wie kostbaren farbig-
keramischen Schmuck erhalten. Derselbe besteht einerseits in der
Flächenbekleidung der Treppenwangen und der Wände des
Podestes bis zur Höhe der Fenster, andrerseits in reicher archi-
tektonischer Umrahmung von vier großen am Fuße der Treppe
gelegenen Thüren. Die Arbeit ist als wertvolles Geschenk aus
der Fabrik Villeroy L Boch hervorgegangen. Weiterhin sind