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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 1.1885-1886

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Ausstellungen, Sammlungen etc.- Denkmäler - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur - Bibliographie - Briefkasten
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https://doi.org/10.11588/diglit.9416#0065

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vermiscbte Nachrichtcn

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in der Terracotta-Fabrik von Merzig nach den Modellen
von Otto Lessing gearbeitete Thürumrahmungen in ihrer Art
als erste deutsche Versuche dekorativer Kolossal-Thonreliess in
Art der Robbiaarbeiten als höchst gelungen zu betrachten und
ein Triumph einheimischer Technik. -
2 Die herrliche Sebalduskirche in Nürn berg droht
nunmehr derart zu verfallen, daß nur ein gründlicher Wieder-
herstellungsbau sich als das einzige Rettungsmittet ausweist,
dessen Kosten sich auf beiläufig 800,000 Mark belaufen dürften.
Zur Aufbringung derselben hat sich ein Verein gebildet, der die
Genehmigung einer Lotterie nachsuchen wird und nus alle Weise
das weiteste Jnteresse sür dieses Wunderwerk mittelalterlicher
Kunst anzufachen sich zur Aufgabe stellt.
^ Die Protest. Michaelskirche in Hof erhält sechs neue
Chorfenster mit figürlichen Darstellungen nach Kartons des Prof.
Andreas Müller, wozu aus den siaatlichen Mittelnfür Förderung
und Pflege der Kunst 12,000 Mark bemilligt wurden.



StUÄir. von Toby L. Rosentbal.

^ Gelegentlich der Achenbachfeier in Düsfeldorf ist auch
cin andercr bedeutender deutfcher Künstler mit hohen Ehren aus-
gezeichnet worden. Der Stiftungsrat der Peter-Wilhelm-Müller-
Stistung zu Frankfurt a. M. hat im Vereine mit den von ihm
erwählten Preisrichtern Pros. Andreas Achenbach zu Düsjeldorf,
Herrm. Baifch zu Karlsruhe und Anton v. Werner zu Berlin
befchloffen, dem Meister Adolf Menzel einen Ehrenpreis von
9000 Mark und die goldene Peter-Wilhem-Müller-Medaille sür
höchste Leistungen auf dem Gebietc der Malerei während der
letztverflosfenen 15 Jahre zuzuerkennen. Die Stistung wird in
der Folge alle 3 Jahre solchen Prcis nebst Medaille verleihen
und zwar abwechjelnd für Malerei, Bildhaucrei, Dichtkunst,
Musik, philosophifche, historische und naturwissenschaftliche höchste
Leistungen. Teilhaft bei der Vergcbung sind Angehörige des
deutschen Reiches, Deutsch-Oesterreichs und der deutfchen Schweiz.
Bewerbungen um den Preis finden nicht statt.
Für den Ausbau des Hauptturmes des MünsterS
zu Alt-Breisach hat sich ein Verein gebildet. Der Dom ist
eines der ältesten und merkwürdigsten Denkmale; Jahrhunderte
haben, wie seine Vermengung des romanifchen und gothifchen
Styles bezeugt, an ihm gebaut. Seit vier Jahren wurde das
Münster felbst, das dem Zersall entgegen zu gehen drohte, mit
einem Aufwand von 68,000 Mark restauriert.

ii Wiener Parlamcntshaus. Jm Sitzungsfaale des
Herrenhauses wurden 13 Bilder von Prof. Chr. Griepenkerl
in den Fries über dem Präsidententische eingelassen, welche farben-
volle Gruppen aus der Mythologie und Gefchichte des Alter-
tums zum Gegenstande haben. Aehnliche Darstellungen aus
der Geschichte Griechenlands und Roms, von Prof. A. Eifen-
menger ausgeführt, werden im Spätherbst im Abgeordneten-
hause Platz finden. Auch die plastifche Ausstattung des herr-
lichen Gebäudes schreitet rüstig vorwärts.
^ Am 1. Oktober 1860 wurde die Weimarisch e Kunst-
schule begründet. Mit Rücksicht auf die Ungunst der Jahres-
zeit wurde von einer Feier des Jahrestages abgesehen. Dagegen
soll Ende des Monats, beziehentlich im November eine Festlich-
keit, verbunden mit einer Ausstellung der Künstler, die an der
Anstalt gewirkt haben, stattfinden.
4 Die Thüringischen Staaten haben sich durch Vertrag
dahin geeinigt, mit gemeinsamen Mitteln die Auszeichnung der
Kunstdenkmale ihrer Gebiete zu sördern. Die betreffenden Land-
tage haben die erforderlichen Mittel gewährt. Die Erforschung
und Aufzeichnung ist Professor Klopfleisch in Jena übertragen,
demselben sind vr. Lehfeldt in Berlin und Hosphotograph
Bräunlich in Weimar beigegeben.
X Ad. Menzel hat in Kissingen die Wohnräume des
deutschen Reichskanzlers aufgenommen, um sie zu einem Ge-
mälde aus dem Leben des Fürsten Bismarck zu verwenden.
^ Von der Restaurierung der von Vasari erbauten Ilffi-
zien zu Florenz ist bereits die Seite nach der Stracku cksi
^.reliibusisri hin vollendet: nach Fertigstellung der Nord- und
Südseite wird dann die moderne Renaissance um ein schönes
Werk bereichert sein.
Der Saal des palarro puklieo in Perugia, erbaut
1296, wurde neuerdings einer vollständigen Restauration unter-
zogen. Jm Lause von sechs Jahrhunderleu wurde der Raum
zum ungeheuren Schntthaufen: die dekorativen Gemälde waren
verdorben oder in Feuchtigkeit und Staub untergegangcn, die
Fenster sielen in Ruinen und die acht großen Arkaden, welche
den Plasond stützen, drohten dem Einsturz unter der Last der
oberen Etage. Der Saal ist rechteckig, 28 Meter lang, 15 Meter
breit und ebenso hoch. Alles war mit Gemälden bedeckt, mit
Wappenschildern der Podestas und Capitane, mit allegorischen
Fabeln nach Äsop, biblischen Geschichten oder den merkwürdigsten
Thatsachen der Geschichte der Stadt. Die Bilder warcn umrahmt
mil Bändern von brillanter Farbe, mit Ornamenten von un-
tadclhastem Styl durchschlungen und bildetcn cin unvergleich-
liches künstlerisches Ensemble. Die Glasmalereien des Raumes
existieren nicht mehr, von den 54 Wappen waren noch acht
sichtbar, alles war in Trümmer gefallen und dcnnoch wurde
am 14. September dieser Saal bei Eröffnung des medizinischen
Kongresses der Bewnnderung der Besucher übergeben. Die Er-
neuerung geschah ganz im Sinne der alten Ausschmiickung, im
Style eleganter Strenge und soll einen Eindruck wie am Tage
der ersten Eröffnung hervorrufen. Jn die Ehre dieser gelun-
genen Wiederherstellung teilen sich der Maler Matteo Tassi
und dessen gelehrter Mitarbeiter Professor Adamo Rossi.
Unter Vorbehalt berichtet der „Oourier äv Hrt", daß
in Missouri bei Moberly eine nnterirdische Stadt (360 Fnß
unter der Erdoberfläche) entdeckt wurde. Baureste sowohl als
Bronzewerkzeuge und Metallstaiuen sollen auf eine entwickelte
Kultur, die aufgefundenen Skelette auf ein Riesengeschlecht schlie-
ßen lassen.
^ Jn der Nekropole von Tanagra wurde ein Grab auf-
gedeckt, dessen Wände mit enkaustischen Malereien geschmiickt sind
und einen Weber, Wirtschaftsgeräte, ein Pferd, eine Landschast
mit Architektur u. m. a. darstellen. Die bis in's dritte Jahr-
hundert v. Chr. zurückgehenden Malereien sollen von einer
höchst geschickten Hand herrühren.
li Rom. Auf einer größeren Strecke außerhalb der portn
Lalara werden jetzt zum Zwecke neuer Straßenanlagen Aus-
grabungen vorgenommen: hiebei wurde bei der ksroaa Lsrtori
ein Mausoleum ausgedeckt, welches ebenso bedeutend zu sein
scheint wie das des Hadrian (Engelsburg), oder das des Augustus,
wclches seit fünf Jahren in einen Reitercircus ungewandelt ist.
Ferner wurde am 19. September d. I. bei Herstellung von
Brückenpfeilern zur Verbindung der Itious cks la Regola mit
Mastsvers eine lebensgroße Statue aus dem Bett des Tiber
gezogen und nach den farnesinischen Gärten gcbracht. Eine
sosortige Reinigung der 1,65 Meter hohen Figur ergab, daß
 
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