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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 1.1885-1886

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Atelier-Notizen - Personalnachrichten - Ausstellungen, Sammlungen etc.- Denkmäler - Vermischte Nachrichten - - Vom Kunstmarkt - Kunstliteratur - Briefkasten
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148 Auiist-Litteratiir und vcrvielfältigeiide Aunst — Briefkaslen

innerlich nüchteme Art des anderen verdient. Doch haben sie ja
beide wenigstens in der Architektur durch die geschickte Verwen-
duug des malerischen Elements, besonders in Deutschland, so be-
deutendes geleistet, daß man solche Versuche, sie wie hier näher
in ihren Eigentünilichkeiten zu bestimmen, wohl gerne sehen mag.
Nur soll man uns mit ihrer Wiedereinsiihrung in Teutschland
verschonen, es wäre das in der That das traurigste Zeugnis, das
wir unserer Kultur ausstellen kvnnten, wenn wir diese prätentiöse
künstlerische Ilrniut zum Ausdruck chres Wesens zu machen uns
gedrungen fühlten. — Wie hohl und leer diese Perioden sind, sieht
man erst an ihrer Plastik und Malerei, dennoch haben wir selbst
hier in München unter den Malern eine ganze Menge von Ver-
ehrern Tiepvlos. — Verinutlich weil er mit dem größten Iluf-
wand von Worten am wenigsten sagt und recht etgentlich der
Viktor Hugo der Malerei ist.
R. llt. Unter dem Titel „Sonnenschein" hat sich ein neuer
„humoristischer Hausfreund" eingeführt, welchen Lothar Meggen-
dorfer, der bekannte Zeichner der „Fliegenden Blätter", ganz
allein mit komischen Bildern in seinem derben aber kerngesunden
Freskostile versieht und wohl auch die tausendfüßigen Verse dazu
sündigt. Beide wirken sehr komisch zusammen in der ersten
Schnurre „Flock". — Tagegen ist ihm die Prosa einer zweiten
Novelle „Poetenglück" kaum auf die Kreide zu setzen, da er schwer-
lich jenials so arges verbrochen. Tieser Hausfteund, der es aller-
dings bunt genug treibt, scheint uns bei seinem ersten Austreten
noch an einem Fehler zu leiden, der bei Hausfteunden allerdings
häufig genug vorkommt: daß man nicht recht weiß, wem die
Freundschast gilt, ob dem Mann oder der Frau — oder gar nur
den lieben Kleinen. Hätte sich Meggendorfer, wie er es sonst
immer Pslegt, auf die letzteren beschränkt, so wäre er jedenfalls
einer guten Ilufnahme sicherer gewesen, die wir dem drollig genug
anmutenden Heft einstweilen wenigstens wünschen wollen. (Stutt-
gart, Spemann.)
Stil-Lehre der architektonischen Formen des
Altertums, des Mittelalters und der Renaissance.
Jm Ilustrag des k. k. Ministeriums sür Kultus und Unterricht
verfaßt von Alois Hauser, zweite Auflage. Wien 1884.
Alsred Hölder. Ein Buch von seltener Klarheit der Anschauung
und Schärse der Erklärung, von höchster Zweckmäßigkeit für das
Verständnis der Stile und ihrer Formensprache bei knappster und
zugleich erschöpfender Behandlung; die überaus reichhaltigen Jllu-
strationen, beinahe 400 Originalholzschnitle, sind gleichfalls von
scharfer Deutlichkeit und Zuverlässigkeit, so daß das Werk für
Künstler wie für Gewerbetreibende bezüglich der Belehrung,
namentlich zum Selbststudium, einen geradezu klassischen Wert be-
anspruchen darf. Jnsbesondere wird der Abschnitt über deutsche
Renaissance, deren mißverstandene Anwendung schon so viel Un-
heil angerichtet, als bahnbrechend sich erweisen und die Vorliebe
für diese bauliche Ausdrucksforin hoffentlich etwas zu mäßigen
vermögen.
i- Das soeben ausgegebene UXXIX. Verzeichnis des anti-
quarischen Bücherlagers von Kaspar Haugg in Ilugsburg ent-
hält eine reiche Anzahl ältere und neuere wertvolle Kupfer- und
Holzschnittwerke, besonders auch Kunstlitteratur.
n Der nunmehr in den 8. Jahrgang getretene „Allgemeine
Kunstausstellungskalender pro 1886" gelangte seitens des bekannten
Speditionsgeschästes für Kunstwerke von Gebrüder Wetsch in
München vor Kurzem zur Versendung. Wir verdanken es dem
sreundlichen Entgegenkommen dieser Firina, daß wir auf der zweiten
Seite unjerer Heftumschläge Auszüge aus diesem für jeden aus-
stellenden Künstler unentbehrlichen Ratgeber bringen dürfen, em-
psehlen jedoch allen Jnteressenten, die noch nicht im Besitz des-
selben sind, sich ihn von den Gebrüdern Wetsch, Schützenstraße 5,
hier, kommen zu lassen. Preis 50 Pf.

i- Das „BerlinerLilhographische-Jnstitut" von Julius Moser
hat in reicher und geschmackvoller Nusstattnng eine „Lebenschronik"
herausgegeben, welche in sinniger Weise Photographiealbum mit
Gedenkbuch vereinigt. Der stattliche Leder-Ouartband bringt zu-
erst eine beachtenswerte Einleitung von Eugen Zabel, sowie sehr
ansprechende Jllustrationen Wisnieskys, welche den menschlichen
Lebenslauf veranschaulichen. Die Chronik will „dem flüchtig
dahinrauschenden Strome der Ereignisse dasjenige als bleibenden
Besitz abgewinnen, was wert und würdig erscheint in unserem
Gedächtnis pietätvoll aufbewahrt zu werden". Preis 15 Mk.
i- 21 Blatt Motive sür Maler von Engen Müller in Nürnberg.
Verlag v. W. Rommel in Franksurt a./M. Preis 4 Mark.
Das gut ausgestattete Heft bringt auf 21 Blättern eine
Fülle unregender Mottve für Dekorationsmaler, die auch in einer
vergrößerten Detailausgabe zum Preise von 15 Mk. bezogen
werden können.

Vrirfkastrn
P. in 5. Wir werden uns eine Nachbildung der von
Jhnen erwähnten Couture'schen Bilder verschaffen und Jhnen
dann berichten, ob Jhr Wunsch erfiillbar ist.
Ad. Leij, Riga. Herr Maler C. Karger, der Schöpfer
unseres Titelbildes, dem wir Jhre Ilnsrage zur Beantwortung
übersandten, schreibt uns:
Geehrter Herr Redakteur!
Die Jdee mit der Lyra kommt eigentlich von Jhnen.
Sie wünschten damals eine weibliche Jdealfigur wie jene auf
der gr. Leinwand skizzierte mit einer Lyra oder dergl. Es
ist dies auch ganz berechtigt, denn diese Gestalt ist der
Genius der Kunst im allgemeinen, das Münchener Kindl zu
ihren Füßen vertritt dann mit seinen Attributen die bilden-
den Künste im einzelnen. Jch wüßte deshalb keine passendere
Beigabe als die Leier; sie könnte wohl auch das Künstler-
wappen mit den 3 Tupfen halten, damit wiederholte sich aber
eigentlich die Jdee (der Malerei, Bildhauerei und Architektur),
welche das Münchener Kindl schon ausdrückt.
Das ist ganz unsere Meiuung.
Frz. Dg. Hier. Was der Künstler von sog. „Geschichte"
bedarf, kann er sich ganz bequem durch Selbststudium aneignen.
v. St. Paris. Ein wenig veraltet, lieber Freund! Wer
ä tout prlx modern sein will, darf sich nicht von der Mode iiber-
holen lassen, die nämlich chre Erzeugnisse von heute morgen schon
als alten wertlosen Trödel fortwirft.
Lina Pf. Borna. Warum sollen Sie keine Figuren malen?
Uns wenigstens genieren Sie damit doch wohl vor der Hand
nicht!
kj. Gr . wld. Dießenbosen. Vortrefflich. Die Probe hält
immer Stich: Nur die Werke reden — das Übrige ist bloße Zungen-
drescherei.
ph. G. Berlin. Thun Sie gefälligst, was Sie nicht lassen
können. Wir müssen auch für noch andere Leute, als den von
Jhnen z. Z. gerade protegierten, Raum lassen.
L . . . . a. Lapri. Sie sind mit uns nicht zuftieden?
Dieser Zustand ist zwischen uns ein reziproker.
M. Lh. Persönliche Gefühle verletzt? Dann haben Sie
die Güte, wenn Sie an die ÖffenÜichkeit appellieren, sich auch
eine Konstitution anzuschaffen, die einen starken Lustzug verträgt.
Die Unannehmlichkeit eines chronischen Katarrhs liegt sonst zu
nahe.
Alp. Namberg a. B. Es freut uns von Herzen, Sie mit
unserer Meinung einverstanden zu wiffen. Wir reden noch ooram
pudlico darüber weiter.

An unftre Lrftr.
Alle Liitsendungeit, im bcsonderen alle packete, bitten wir niclft an cine einzelne person, sondern an
die „Redaktion der Lnnit für Alle, Niinchen, Gartenitraße rr" zu adressieren. Inserate an die Lrpedition. Sxeziell
bittet Ljerr Friedrich p>echt die ibm befreundeten löerren blünstler, packete nicht an seine plrivatadresse,
sondern stets an die Redaktion zu richten.
'Nedcrktiorr der „Kunst für Ake"

Redigiert unter Derantwortiichkcit der verlagsanstalt sür Runst und kvissenschaft vorm. Fr. Bruckmann lDorsland: A. Bruckmaiin)
 
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