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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 1.1885-1886

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Unsere Bilder - Atelier-Notizen - Ausstellungen, Sammlungen etc.- Denkmäler - Vermischte Nachrichten- Briefkasten
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https://doi.org/10.11588/diglit.9416#0085

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vermischte Nachrichten — Briefkasten

ev

wußt. Es kann unmöglich die Aufgabe des Bildners sein, den
Reformator im Momente leidenschaitlicher Wildheit kiinstlerisch
festzuhalten, welche der hartnäckige Widerstand der Gegner aller-
dings zuweilen in ihm hervorrief. Jedenfalls ist durch das
Dresdener Lutherdenkmal eines der schönsten und reichsten Werke
des verewigten Meisters zu Ehren gebracht worden.

Vrrmischte Nachrichten
Die Firma Eduard Schulte in Düsseldorf wird die
renommierte Lepke'sche Kunsthandlung in den alten Lokalitäten
unter den Linden 4 a. in Berlin weiterfiihren; der Ternün der
Eröffnung soll gegen Mitte Januar k. I. stattfinden. Gleichfalls
hat die Schulte'sche Kunsthandlung einen Teil der besten Bilder
des genannten Lagers übernommen.
>. Franz v. Lenbach, der jiingst bei Graf Moltke in Kreisau
sich aufhielt, folgte einer Einladung des deutschen Kronprinzen nach
Potsdam.
-. Die hohe Pforte überließ dem Berliner Museum eine
Reliefplatte der Gigantomachie, sowie drei kleinere Reliefbruch-
stücke, die sämtlich zu den Funden des Ausgrabungsunternehmens
von Pergamon vor 1883/84 gehören. Zum Ersatz wurde mit
Allerhöchster Genehmigung die 1879 ebendort aufgefundene
Ammon-Statue dem Kaiserlichen Mufeum zu Konstanttnopel
überliefert. Jn Pergamon selbst wurden im Juni unter Leitung
der Herren Bohn und des mit der Revision der Jnschriften be-
trauten Fabricius die Ausgrabungen fortgesetzt, welche zur Aus-
findung eines römischen Tempels am Nordrand der Theater-
terrasse sührten.
-. M ün ch en. Die Künstlerhaus-Kommission sowie der Vorstand
der Künstler-Genossenschaft haben gemeinsam den Beschluß gefaßt,
an der hundertjährigen Geburtsfeier ihres großen Mäcenen, König
Ludwig I., am 25. Aug. k. Jahres feierlich die Grundsteinlegung
zum Künstlerhaus zu begehen.
-. Die „Aphrodite" und „die Grazien" Thorwaldsens,
wie die „Ariadne" von Dannecker werden sich am 24. November
d. I. vor Gericht wegen „groben Unsugs", welchen ihre AuSstellung
seitens der Buch- und Kunsthandlung von ?l. Ganz in Köln nach
der Ansicht der Polizeibehörde erregt haben soll, zu verantworten
haben. Trotzdem der Staatsanwalt von der bei ihm beantragten
Verfolgung Abstand nehmen zu müssen erachtete, hält die genannte
Behörde an ihrer Ansicht fest, da sie gedachte „dlusstellung von
nackten weiblichen Gestalten geeignet fand, öffenlliches Argernis
zu gebcn und solches auch gegebcn zu haben." Man ist auf den
Ausgang dieser Angelegenheit im sogen. Zeitalter und noch oben-
drein im Staate der Jntelligenz allgcmein aufs höchste gespannt.
-. Die großartige Vasen-Sanimlung des Berliner Museums
wird nach Ad. Furtmänglers bei Speiuann, Berlin, erschienenen
Beschreibung derselben neu geordnet.
v. I>. Der Kunstverein für Rheinland und West-
falen hat in seiner letzten Ausschußsitzung mehrfache Unter-
stützungen für Altarbilder in rheinischen Kirchen gewährt.
Der Ausschuß der Genossenschaft der bildenden
Künstler Wiens hat im Hinblick auf die im Mai k. Jahres
projektierte große Bcrliner Jubiläums-Ausstellung, deren reiche
und würdige Beschickung als eine Ehrensache aller deutscher
Künstler auszufassen sei, beschlossen, das Faschingssest der Ge-
nossenschaft schon am 1. Februar abzuhalten, während die JahreS-
Ausstellung am 25. des gleichen Monats eröff'nel und Mitte
April geschlossen werden soll.
- Die Stadt Paris hat sür den großen Festsaal des Stadt-
haujes die Büste des Architekteu Ballu beim Bildhauer Barrias
um den Preis von 12 500 Fr. bestellt. Zur Vervollständigung
der Dekoration des Prachtraumes sollen von Dumaige, Gra-
net, Boisseau, Boucher und Marieton die Caniatiden,
melche an den Ecken und unter die Wölbungen des Plafonds zu
stehen kommen, ausgeführt werden. Germain, Berthet und
Perrin werden die sür die Ecken des Saales besttmmlen Figuren-
gruppen unternehmen und Debrie, Sobre und Michel eine
Kindergruppe mit Blumenguirlanden ferttgen. Außerdem ist für
die sonsttge ornamentale Ausschmückung des genannten Saales
und der großen Freikreppe die Summe von 240 000 Fr. bewilligt.
-. Gelegentlich der Restauration des allen Domes zuGraz
ist an dessen Außenseite unter dem Grabdenknial eines Bischofs
ein wertvolles Fresko „Die Dornenkrönung" entdeckt worden; das
interessante uud wohlerhaltene Bild aus der Mitte des 15. Jahrh.
soll von musterhafter Zeichnung sein.

-. Ernst Lafitte, der berühmte und allbeliebte Wiener Por-
ttätmaler, ist, 59 Jahre alt, plötzlich am Herzschlag gestorben, nach-
dem er noch tags orher in heiterster Stimmung im Künstlerhause
erschienen.
-. Der amerikanff'che, sowohl im Historien- als Porttätsache
in großem Ansehen stehende Maler William Pagl ist, 73 Jahre
alt, am 30. Sept. bei Tottenville auf Staten Jsland gestorben.
-. Gustav Coppicters, der Maler des auf den jüngsten
Ausstellungen bewunderten „Totentanzes" ist im Alter von 45
Jahren zu Brüssel verschieden.
-. ?lus Rom wird ein neuer Akt von Vandalismus be-
richtet, wodurch wiederum eine hervorragende Schönheit der ewigen
Stadt unrettbarer Verwüstung anheimfüllt; man beabsichtigt
nämlich, die Gärten der Villa Ludovisi als Bauparzellen fur
zu errichtende Zinskasernen zu versteigern.
-. Das bisher auf Grund einer Jnschrift dem Marco di
Giampietro de Vincenza zugeschriebene Chorgestühl ". S>. Stefano
in Venedig wurde nach einer kürzlich von B. Cocchttti aufge-
sundenen Urkunde als die Arbeit eines sonst unbekannten Künstlers
Levnardo Scalamanzo ermittelt.

Brirfkssten
Die sür dieses Hest in Aussicht genommene Wiedergabe von
Bildern und Sttzzen Wereschagins müssen wir uns für ein
späteres Heft vorbehalten. D. R.
M. Bd. Köln. Nicht umsonst haben wir den Artikel über
„die Restauration der Gereonttrche" aufgenommen. Den Grund
finden Sie in Platens Nachschrift zum romantischen Ödipus
Vers 23 und 24 mit dürren Worten und hoffentlich auch für
Sie deutlich ausgesprochen.
D. Freising. Nochmals. Es hat damii, wie gesagt, gute
Wege. Und ehe die Sache wirklich zustande kommt, ist der Dom
nach unserer Meinung längst in Staub gefallen.
E. W. Stettin. Anch wir könnennicht Alles, was wir gern
wollten und ersuchen um vorläufige Nachsicht. Wegen des Druckes
sind schon Anordnungen getroffen. Bild und Text ganz geeignet.
L. L. P rag. Warum ittcht gar; Unabwendbaren Dingen
soll man nicht unnötigerweise vorgreifen. Leuten dieses Schlages
inuß im Gegenteil möglichst Anlaß geboten werden, ihre großen
Worle in Thaten zu verwirklichen. Dadurch wird jeder Ilusflucht
vorgebeugt und sie müssen zeigen, was sie können.
R. Flg. Trier. Chrfftliche Kunst. Auch hier macht nicht
der „Glaube allein" selig, sondern die Werke und zwar bloß die
guten. Das Ausivärmen altertümelnder Richtungen hat schon
durch Meister Führich in seinem Buche „von der Kunst" die
gebührende Zurechtweisung erfahren.
Alex. Kaiserslautern. Bestättgt sich. Die Pläne zum
Münchener Justizpalast svllen bereils fix und fertig sein und dem
Landtage dieses taii accompli als vermutlich angenehme Über-
raschung zur güttgen Bewilligung vorgelegt werden.
Th. Ws. Breslau. Sollte sich nicht Jhre Ansicht, daß die
Nkehrzahl der sog. Konttirrenzen mehr oder weniger doch nur
Schcinmanöver seien, als eine gar zu peffimistische erweisen? Ein
Beispiel können wir Jhnen sofort entgegenhalten, wo es annähemd
und einigerniaßen nttt rechten Dingen zuging und die Arbeit
an den geeigneten Mann kam — die Kuppel des Florenüner
Domes nänilich an Bruneleschi.
I. St. Berlin. Die goldenen Medaillen machen's noch
lange nicht und mit der „Popularität" stcht es auch zum niindesten
bedenklich. Erkundigen Sie sich gefälligst, ob das Bild, oder noch
besser, wie viel phoiögraphische Nachbildungen desselben wohl ver-
kauft sein mögen. Das Evangelium des „Häßlichen" fft, Gott
jei Dank, nvch lange nicht derart Jedermanns Geschmack, wie es
nianche Leute gerue der Welt einreden möchten.
M. D. Hamburg. Auch noch! Die Aufgabe der Presse
besteht nicht nur darin, für Versuche von Ansängern Propaganda
zu machen. Oder meinen Sie vielleicht ioc! causa?
Eingesandt. Für Liebhaber und Sammlcr von
Aquarellen dürfte die Mitteilung von Jnteresse sein, daß die
Originale, 3 Serien von je 17, 18 und 19 Blatt, zur Veräußemng
konimen sollen, nach welchen die bekannten Aquarell-Albums
vom Rhein, vom Bemer Oberland und den Salzburger Alpen
hergestellt wurden. Der Besitzer, Herr Kunsthändler C. Köhl er in
Darmstadt, ist bereit, eveittuellen Jntereffenten die Blätter zur
Einsicht vorzulegen, um weitere bezügliche Mitteilungen darüber
zu machen.

Redigiert unter 0erantwortIichkeit der Verlagsanstalt sür Rmlst und wissenscbaft vorin. Fr. Bruckniaiin (vorstand: A. Bruckmann.)
Texl. L Umschlagdruck der verlagsanstal, Liuckmann. vollbilderdruck der «gl. hos. Buch. und Uunstdruckerei L. Mühllh-lrr in München.
 
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