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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 1.1885-1886

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Pecht, Friedrich: Vom Weihnachts-Büchertisch, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9416#0116

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86

!?c»n Meibnachts-Büchertisch

ist leicht anzugeben: ist doch änszerst selten eine einzelne
Praduktion so wie diese im stande, uns nahezu alle be-
deutenderen kiinstlerischen Kräfte der Jsarstadt in wenn nicht
immer wichtigen, doch immer charakteristischen und durch
die Unniittelbarkeit ihrer Wiedergabe bestechenden Leistungen
vorznsühren. Hat unseres Erachtens Tefregger mit seiner
prächtigcn Breni hier den Preis der köstlichsten Natnr-
stische davongetragen, so gibt doch auch Wilhelm Diez
eine Szene aus dem Bauernkriege so schlagend wahr wieder,
das; es jedes alten Meisters ivürdig wäre. Kaum weniger
thun das die Beiträge von Claus Meyer, Karl Marr
uud Karl Gampenrieder, also unseres jüngsten Kleeblatts
hosfnungsvoller Kräste. Tarin besteht aber der Reiz dieses
Werkes, in der bezaubernden, dnrch keinen Holzschneider oder
Kupferstecher abgeschwächten Unmittelbarkeit, die jedes Blatt
augenblicklich als von Piloty, Lindenschmit, Lvfftz, Kaulbach
oder Max herrührend erkennen läßt. Tie litterarischen
Beiträge, die ja anch fast alle berühmteren Bcünchener
Namen enthalten, zn beurteilen, ist durchaus nicht nnseres
Amtes, doch kann Referent immerhin gestehen, daß ihn
Julins Grosses „Sarah" als Geschichte eines armen Zigeuner-
mädchens, am meisten gepackt, ja geradezu erschüttert hat.
Zu interessanten Bergleichungen mit der „Bunten,"
gibt daun die „Spanische Künstlermappe" sin Prachtband
25 Mk.j Beranlassung, in der uns unter Fortnnys Bortritt
eine verhältnismüßig immerhin gesnnde Kunst ein ganz ver-
sumpstes nationales Leben schildert, da sie ihre Vorwürfc mit
Porliebe dem Schlnß des vorigen Jahrhunderts entnimmt.
Wenn bekanntlich die Meinungen über den Wert der
Bilder Schirmers sehr verschieden sind, so besteht doch
über die großartige Meisterschast seiner Kohlezeichnungen
nahezu vollstündige Einstimmigkeit, man kann sich daher
nur sreuen, eine Anzahl derselben, durch Photographiedruck
wiedergegeben, hier in einem Hefte vereinigt zu finden,
das unter dem Titel „Aquarelle und Kohlezeichnnngen"
(20 Mk.) erschienen, hofsentlich keine isolierte Erscheinung
bleiben, sondern eine Fortsetzung ffnden ivird. — Letzteres ist
nun freilich bei Leo v. Klenzes „Antiken Fragmcnten" (6Mk.)
notwendig ausgeschlossen, die nns dasür aber eine genaue
Borstellung davon gcben, wie der berühmte Architekt selber
gezeichnet und sowohl die griechische als altrvmische Ban-
kunst aufgefaßt hat. Ta ist es nun immerhin interessant
zu sehen, wie sich die Art, diese Tinge wiederzugeben, seit
Viollet le Duc so total verändert hat.
Dasselbc ungesähr könnte man von Vcu vortresslicheu
Stichreproduktionen sagen, welche das „Allgemeine historische
Portrütwerk" von Seidlitz bringt. Sie steüen im Grunde
nicht nur die berühmtesten Münner aller Zeiten, soweit
man deren Bildnisse besitzt, sondern anch eine ziemlich
vollständige Geschichte des Kupferstiches dar, bei wclcher
srcilich dcr Vorteil keineswegs so enffchieden auf Seite der
llleueren bliebe, als bei den Architektnrzeichnungen. Ja in
nichts vielleicht spricht sich der trostlose Mangel nationaler
Selbstachtung, der einen so hervorstechenden Zug der
Teuffchen bildet, so auffallend aus, als daß von den
meisten Staatsmännern und Feldherrn Preußens im Be-
freiungskriege von 1813 nicht einmal ordentliche Kupfer-
stiche, sondcrn meist nur elende Lithographien eristieren,
offenbar weil kein Kunsthändler damals mehr an sie
riskieren wollte. — Aber auch ungleich wie sie ist, bildet
die Samnilung doch besonders eine vortreffliche Ergänzung
zu jedem Konversations-Lexikon. Zu diesem Weihnachtsfest
kiegt in 100 Blatt fertig vor die 2. Gruppe „Staats-

männer und Feldherren". Preis in elegantem Halbfrauz-
band 45 Mk.
Die Beliebtheit unserer großen Dichter auch beim
heutigen Geschlecht spricht dagegen sich am besten in dem
Absatz aus, den die vielen illustrierten Ausgaben ihrer
Werke sowohl als auch die Schiller- und Goethe-Galerien,
wie sie Kaulbach. Ramberg u. a. in die Mode gebracht,
noch heute finden. So in der Bruckmann'schen neuen
Quartausgabe (20 Mk.) der ersteren, die indes außer von
Kaulbach auch Beiträge von Jäger, Pixis, Beyschlag, Linden-
schnnt und Andreas Miiller enthält. Tes letzteren Bilder zum
Lied von der Glocke dürften dem heutigen Geschlecht immer
noch am meisten enffprechen, wenn es auch durch Künstler
wie Menzel, Knaus, Desregger und Passini an weniger
Süßigkeit gewöhnt worden ist. Ein Schüler des letzteren,
Eugen Blaas, hat uns denn auch in seinem frisch und
lebendig aufgefaßten, venetianische Mädchenköpfe enthaltenden
„Blaas-Album" (12 Mk.) eine um so angenehmere Gabe
bescheert, als die betreffenden Damen hier wenigstens ge-
waschen aussehen, was sie bekanntlich in der Wirklichkeit
meist sechs Tage in der Woche zu unterlassen pstegen.


Strrlihrn und ruffischrr TrupprnKIwrr im 16. Iahrh-
Aus „Hotten r.o t h,^Trachten." Verlag von G. Weise in Stuttgart.

Jndem wir nun vom Bruckmann'schen Verlag 'zu
Anderen übergehen, stoßen wir zunächst auf Böttichers
„Olympia"*), welches einem größeren Publikum die Resul-
tate der dortigen Ausgrabungen in Bild und Wort schildert
und es so zu erklären sucht, daß dgs dcuffche Reich,
welches erft heute endlich 20,000 Mark für die deutsche
Kunst übrig hat, damals für die hellenische eine Million
in den olympischen Sumpf warf. Muß es erlaubt sein,
zu glauben, daß wir unsere Millionen nützlicher hätten
verwenden könncn, so kann man doch dem Eifer die An-
erkennung nicht versagen, den unsere Archäologen bei dieser
Olympia, daS Fest und seine Stätte. Nach den Be-
richten der Alten und den Ergebnissen der dentschen AuSgrabungen.
Von Adolf Bötticher. Mit 95 Holzschnitten und 21 Tafeln, in
Kupferradierung, Lichtdruck, Lithographie:c. 2. Aufl. Eleg. geb.
zu 20 und 25 Mark.
 
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