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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 1.1885-1886

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Atelier-Notizen - Ausstellungen, Sammlungen etc.- Denkmäler - Vermischte Nachrichten- Kunstliteratur - Briefkasten
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https://doi.org/10.11588/diglit.9416#0121

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Ausstellungen rc. — Personalnachrichten — Denkmäler — Vermischte Nachrichtcn


hat, enthält nanieutlich eine Reihe recht tiichtiger Landschaften.
Von den Berlinern ist Otto von Kameke, der bewährte
Schöpfer farbenfrifcher Hochgebirgslandfchasten und Miiller-
Kurzwelly recht gut vertrcten. Von groyer Schvnheit ist auch
ein umfangreiches Gemälde „Kapelle ani Waldesrand" von
Pflugradt. Zwei treffliche Schneelandschaften mit militärischer
Staffage bringen Warthiniiller und Haug. Das bedeutendste
Geschichtsbild der Ausstellung ist Karl Marrs „Gefaugenen-
transport durch Bautzen im Jahre 1813". Das Bild ist den Lesern
der „Kunst für Alle" bereits durch eine treffliche Nachbildung
und Friedrich Pechts warm cmpfundene Beschreibung vorgefiihrt.
Die weißlichen Farben des Gemäldes haben hier groyes Be-
fremden erirgt, ivährend der vortrefflichen Charakteristik und
Schönheit der Gruppen volle Anerkennung zutcil geworden ist.
Ein Bild aus dem diesjährigen Parifer Salon bringt Adolph
Echtler in seinen „ö Weisen". Das Gemälde wirkt in seinen
Figuren vortrefflich. Jn der Ausfiihriing der Nebendinge über-
trifft das Bild indesfen ?llles, was man hier jemals von Roheit
und linfertigkeit der Ausfiihrung gesehcn hat. Die Farben find
in den meisten Fälleu fingerdick nüt dem Spachtel aufgetragen,
jo day das Gemälde in der Nähe wie eine plastische Gebirgskarte
< ussieht. Die Wirkuug dieses Farbenauftrages ist, selbst aus der
Ferne betrachtet, roh, nnklar und ohne jede seinere Wirkung.
Thedy, der begabte Charakterzeichner, bringt in einer Reihe
von Nonnen im Chorstuhl eine bis zur Häßlichkeit gehende Dar-
stellung bejahrter und halb verhungerter Betschivefteru. Vor-
trefflich ist ein großes Gemälde von Schlösfer: „Beethoven am
Klavier", das den Koiupvnisten in meisterhafter 9lufsasjiiug sinnend
und in Gedanken verloren mitten in seinem Schaffen schildert.
Ilnter den Genrebildern befindet sich eine Perle der Feinmalerei
von Ehrentraut, unter den Architekturbildern ein Kabiuettstück
von Gräb. Bon den in dein vorigeu Bericht genanuten Werken
ist eine Anzahl in die zweite Serie mit hiniiber geuommen.
O. V. Berlin. Die jetzt eröffnete 19. Sonderaus-
stellung des Königl. Kuiistgeiverbeinuseums bringt eine
Saininlung von japanischeu Skulpturen uud Satsuma-Geschirren
aus dem dtachlaß des verstorbenen Forschungsreisenden vr. Emil
Riebeck. Den Hauptwert dieser Samiiilung bildet eine Reihe
von farbigen Skulpturen, zum Teil zu halber Lebensgröße. Die
Ausstellung bildet eiue schätzenswerte Ergänzung zu der Samin-
lnng der jept in der Nationalgalcrie vereinigten beiualten Bild-
hauerarbeiten und wird von Jedem, der dem Studium der bei
der Bemalung der Statuen in Frage kominenden Technik ernstlich
nachgeht, zu Rate gczogcn werden müssen. Der jetzige Besitzer
dieser Kuustwerke ist der Tirektor Paul Riebeck in Halle.
-. Der Direktor der Nationalgalerie zu Berlin hat Böck-
lins „Eremit" und ein lebensgroßes, höchst charakteristisch auf-
gefaßtes von E. Bendemann gemaltes Kniestiick des Historikers
I. G. Droysen erworben.
Dresden. Pros. Fr. Preller hat im dortigcn Kunst-
verein 4 große Landschaften, Neapel voni Posilizz, Tivoli, Rom
voni Montc Pincio iiud Amalsi ausgestellt, welche nicht nur in
Komposition, sondern anch in Farbe und Beleuchtung muster-
haft sind.
ill. Weimar. I u b i l ä u m s - Au s ste l l un g der
Weimarischen Kunstschule. Die seit dem 1. Oktober 1860
von Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzog ins Leben ge-
rufene Kunstschule hat nunmehr 25 Jahre segenSreicher Wirksamkeit
zuriickgelegt; es sind aus ihr wtthrend dieses Zeitraumes 360 Schüler
hervorgegangen. Zur Feier des Jubiläums ivurde als würdigste
Repräsentation eine Ausstellung von Werken srüherer und jetziger
Schüler geplant. Zu der Erösfnungsfeierlichkeit hatten sich Seine
Königliche Hoheit der Großherzog mit den Erbgroßherzoglichen
Herrschasten, und außer dem gesamten Personal der Kunstschule
die Spitzen der Hof- und StaatSbehörten in dem vom Landtags-
vorstand hierzu sreundlichst überlassenen Saale des Fürstenhauses
eingesunden. Jn der von Herrn Professor Graf Kalckrcuth an
den Durchlauchtignen Erhaiter gerichteten Ansprache betonte der-
selbe, daß die Anstalt durch die Aussteliung iebendiges Zeugnis
von der Liebe und Hingabe abgelegt, welche alle Mitglieder der-
selben jeder Zeit cntgegengebracht hntten. Zcine Königliche Hoheit
der Großherzog erwiderte, daß er sich vor 25 Jahren gelobtchabe,
eine freie, jedem akademischen Zwang feiustehende Kunstschule zu
gründen. Jene Richtung habe tüchtige Talente gezeitigt, und die
vortrefsliche Leitung der Anstalt sei der Geivissenhastigkeit deren
Lehrer zu verdanken. Möge die Anstalt auch fenierhin blühen
und gedeihen.
Die IluSstelluiig isj durch die rastlosen Beniühungcn des
Henu H. Arnold, Sekretär der Kunsischule, vorkefflich zu Stande

gekommen und geschmackvoll arrangiert worden. Erfreulich ist,
daß dieselbe namentlich von früheren Lehrer und Schülem so
reichlich beschickt worden ist, wir nennen aus Düsseldorf: Wisli-
cenus, Baur, Gehrts, v. Schennis, Brütt, v. Wille;
aus Berlin: Gussow, Thumann, Döplcr, Graf Harrach,
Friedrich, Enke, Hensler, Schanß; aus München: Lenbach,
Piglhein, Cederström, GrafKalckreuth sen.; aus Dresden:
Pauwels, Pohle; aus Antwerpen: Verlaet; aus Königs-
berg: M. Schmidt; als einzigeu Architektur-Maler A. Böhm
d. Z. zu Venedig. Von den noch hier in Weimar anwesenden
Künstleiu sehen wirvertreteninLandschaften: Hagen, Buchholz,
Tübbecke, Weichberger, Ridel, v. Gleichen, Ruß-
wurm, Meinzold, Hoffmann v. Fallersleben, Maecker
Baum; in Porträt und Genre: Thedy, Woltze, Piltz, Graf
Kalckreuth jun., Geibel, Behmer, O. Schütz; in Tierbildern
Brendel und H. W. Schmidt. Auch das Andenken einiger
besonders um die Kunstschule verdienter, leider all zu früh dahin-
geschiedener Künstler, ist durch Ausstellung einiger hervorragender
Gemälde geehrt worden, insbesondre sind dies; v. Ramberg,
O. Günther, Michaclis, Freiesleben, Cordes.
-. Der in Wien beabsichtigten Ausstellung von Werken
Canons sind von Stuttgart reiche Bciiräge aus Privatsamm-
lungen, die iiber gegen 50 Bilder und 30 Zeichnungen verfügen,
zugesagt worden.
-. Nachdem bis jept im bayrischen Budget siir Ergänzung
der Sammlung der Neuen Pinakothek auch nicht der geringste
Betrag eingestellt gewesen und die spärlichen Neuanschaffungen
aus dem jährlichen Fond von 42,000 Mark für Förderung und
Pflege der Kunst mit ausdrücklicher Beschräukung auf Arbeiten
bayrischer Künstler zum Schmucke von Kirchen, Rathäusern und
sonstigen öffentlichen Bauten und Plätzen entnommen werden mußte,
enthält die Finanzperiode vvn 1886—87 eudlich einen Posten von
20,000 Mark zur Komplettierung der Sammlungen des Staates.

Personslnachrichtrn
-. Der hochverdiente Kunstschriftsteller Pastor emer. O. v.
tlleol. Heinrich Otte zu Merseburg ist anbetrachts seiner hervor-
ragenden Leistungen auf dem Gebiete der christlichen Kunst-
forschung und insbesondere anlüßlich der wiederholten uud immcr
mehr vervollkommneten Auflagen seines „Handbuches der kirch-
lichen Kunstarchäologie" von Sr. Maj. dem Könige von Preuyen
durch den Kronenorden III. Klasse ausgezeichnet worden.
-. Dem Wiener Bildhauer Wilhelm Seib wurde in der
internationalen Preisbewerbung in Montevideo seitens der Re-
gierung der Republik Uruguay der erste Preis, die große goldene
Medaille, für das Modell der Statue des Generals Artigas
zuerkannt.

Denkmälrr rlr.
Q. V. Berlin. Der mit dem ersten Preise bedachte Ent-
wurf des Professors Otto zum Berliner Lutherdenkmal ivird auf
Anordnung des Preisgerichts von dem Künstler in fast allen
Teilen umgearbeitet, bezw. die Hanptfiguren desselben durch
andere historische Persönlichkeiten ersetzt. Erst nachdem das Preis-
gericht zu diesen Beränderungen seine Zustimmung erteilt hat,
wird der Künstler endgiltig mit der Ausführung beauftragt.
-i Zu einem Schillerdenkmal in Chicago wurde am
11. November untcr entsprechenden Feierlichkeiten der Grundstein
gelegt. Die Statue wird aus Bronze hergestellt und sind deren
Kosten, welche sich auf 12 000 Dollar belaufen, von den dortigen
Deutschen aufgebracht.

Vermischle Nachrichlrn
-. Prinz Alessandro Tarloni hat dem nach den verschiedenen
Museen Europas reiscnden Prof. Helbig uiiiiinschränkte Voll-
macht erteilt, für seine Sammlung von Gipsabgüssen Ankäuse
jeder ?lrt zu machen.
6. V. Berlin. Paul Meyerheim, der, wo es einen
großen und schönen Zweck zu fördern gilt, schon so oft sein glück-
lichstes kiinstlerisches Schaffen zur Berfügung gestellt hat, trat
neulich bei einem Bazar im Rathause als „Konzertmaler"
auf. Ganz wie der berühmte Signor Carlo malte er vor dem
versammelten Publikum und unter den Klängen der Musik in
 
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