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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 1.1885-1886

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Atelier-Notizen - Ausstellungen, Sammlungen etc.- Denkmäler - Vermischte Nachrichten- Kunstliteratur - Briefkasten
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https://doi.org/10.11588/diglit.9416#0139

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Aiisstellniigcn, Lammliingen :c. — j)ersonalnachrichte>i — Denkmäler rc.

sichert, genau der eines dunstigeii schwiileu Dezembertages, der
dort selbst das saftige Grün der weiten Palmenwälder mit seiuem
bleigrauen Lichte iiberzieht. Die mit allen Hilfsmitteln der
moderiien Panoramatechnik oerstärkte Perspektive ist vortrefflich,
der Übergang von den wirklich in den Boden gepflanzten Palmen
zu den Gemalten ost kaum wahrzunehmen. — Jn demselben Ge-
bäude befmdet sich auch eine Reihe von Dioramen: Der Empfang
des Königs Bell durch den Admiral Knorr znr Herstellnng des
F-riedens im deutschen Zchutzgebiete Kamerniit feriier: Tie Be-
schieffung der Hekorystadt am 21. Dezember 1881, und: DaS
Jnnere einer deutschen Faktorei an der Goldknste. Sluch diese von
denselben Knnstlern gemalten Dioramen enthalten äußerst fesselnde
Schilderungen und werden schon dnrch den Zlnblick der fremden
und eigenartigen Welt, die sich dort vor unsern Blicken austhut,
schnell die Gunst des Publikums der Hauptstadt gewiniien.
O. V. Berlin. Jm K. Kunstgewerbemuseum ist
durch die Verlegung der Schliemann'schen Altertiimer in das
neuerbaute Musenm für Völkerkunde ein großer Raum frei ge-
worden, welcher jetzt als „Renaissancesaal" für die ülnfstellung
von Holzschnitzereien auS Jtalien nnd Deutschland brstimmt ist.
Jn diesem Saal hat auch der gröffte Teil der Neuerwerbnngen
Platz gefundeii, welche der Direktor der Sammlung, Professor
Lessing, währeud seiner diesjährigen Reise nanientlich in Akittel-
italien zu inachen Gelegenheit hatte: geschnitzte Bilder- und
Spiegelrahmen der italienischen Renaissance. Die
Berliner Museen sind dadurch jetzt in den Besitz einer methodisch
angelegten Sammlung von Rahnien gelangt, wie sie in dieser
Vollständigkeit in Bezug aus den Reichtuni ornamentaler Ge-
danken selbst in den größeren Galerien Jtaliens nicht leicht zu
finden sein dürste. Die Bedeutung dieser Arbeiten geht weit
über ihren Wert als Vorbilder für nnsere hentige Rahmen-
schnitzerei hinaus. Deni Architekten, namcntlich aber dem Möbel-
tischler bieten diese Schnitzereien eine Fülle von Mustern dar,
wie fie selbst in der immerhin stattlichen Möbel-Sammlung des
Berliner Kimstgewerbemuseums nicht bei einander vertreten sind.
Es ist dies uni so wichtiger, als größere Möbel der italienischcn
Renaissance nur selten noch im Handel vorkommen, inithin in
nnseren Museen den ganzen F-arbenreichttim der italienischen
Holzschiieideknnst niemals zn vertreten ünstande find. ?lus allcn
wichtigen Entwickelungssttifen des Rahmens sind einige charakteristische
Werke erworben. Jn den meisten Fällen hat man aus dekorativen
Rücksichten in dicse Rahmen bereits vorhandene Geniälde ein-
gesetzt, wobei der Bestand des MagazinS der Berliner Gemälde-
galerie vortreffliche Dienste geleistet hat. Die Gesamtwirkniig
des Raunies ist dadurch eine äufferst harmonische und legt wieder
einmal von dem Geschniack, mit dem man gerade im Gewerbe-
museum das Publiknm an die Knnstwerke zu fesseln weiß, be-
redtes Zeugnis ab.
Das Bcrliner Kupferstichkabinett ist in denBesitz
einer kostbaren Sammlung Rembrandt'scher Handzeichniingeii
aus der von Posonyi zusammengebrachten Kollektion gelangt.
Am brittischen Museum in London wurden kin^lich
noch zwei neue Prächtig ausgestattete Säle für daS Kupferstichka-
binett, eines der reichhaltigsten Europas, eröffnet.
dl. Weimar. Die bis zu Ende Dezember ansgedehnte
Jubilänms-Ausstellnng nahm das gesamte Kunsttnteresse in
Weimar fast ausschließlich in Anspruch; was außer derselben lag,
mnßte hervorragend sein, wenn es fesseln sollte. Hervorragendes
hatte aber die permanente Ausstellung auch während dieser Zeit
zu verzeichnen. Zunächst hat sich Herr Hermann Arnold, der
aus München hierherbernfene jetzige Sekretär der großherzoglichen
Kunstschule, dessen Verdienst um die Fcier des Jubiläums wir
bereits auf Seite 90 erwähnten, bei der hiesigen Knnstwelt in sehr
sachgemäßer Weise selbst eingeführt, durch eine große Anzahl von
Studien und Gemälden. Ilnter den ersteren ist eine Auswahl
von Charakterköpfen aus dem altbayrischen Dorfleben hervorzu-
heben, von denen jeder einzelne so vollendet durchgearbeitet ist,
daß er als Porträt gelten kann und sich ebenso durch Originalität,
als durch richtige dluffassuiig auszeichnet. Von den verschiedenen
Gemälden ist besonders zn rühinen: „Der Moment vor dem Kauf-
abschluß", bei welchem die Charakterisieimng der Gesichtszüge vor-
trefflich gelungen ist.
Weiter beanspruchte rege Aufmerksamkeit ein Gemälde: „Das
Jnnere der Markus-Kirche" von nnserem nach Venedig überge-
siedelten LandSmann Adolf Böhm, dessen Arbeiten in der Heimat
stets freudig begrüßt werden. Da dieser das Kunstwerk selbst
mitbrachte, nm es dem Orte seiner Bestimmnng znzusühren, so

stand dasselbe hier leider nur einen Tag znr Disposition. Diese
kurze Zeit aber zog eine große Anzahl Besucher herbei, welche dem
Künstler die wohlverdiente Ilnerkennung zollte. Jn diesem Bild
ist der Moment gewählt, in welcheni die scheidende Abendsonne ihre
Strahlen iiber die veralteten Wandgemälde nnd Teckendekorationen
der Kirche spielen läßt. Das goldige Sonnenlicht bricht sich auf den
Apostelfiguren, welche den Chorcingang zieren, und der Effekt dieser
Beleuchtnng ist mit großer Meisterschaft znr Darstellung gebracht.
Zu bewnndern ist hauptsächlich die großartige Perspektive, sowie die
detailierteAusführung des Marmors, der Mosaiken, nnd der Glas-
fenster, welche bei alledem den Gesamteindruck incht beeinträchtigt.
Das Ganze gibt mit großer Treue das der Markus-Kirche so eigen-
tümliche niystische Halbdunkel wieder.
v. V. (Oesterreichischer Knnstverein.) Jm Schön-
brunnerhanse sind dieser Tage eine Reihe nener Bilder in die
permanente Ansstellung eingereiht worden und wird am 26. d.M.
eine Wohlthätigkeits-Ansstellung (Städte nnd Landschaften vom
serbisch-bulgarischen Kriegsschauplatze eröffnet wcrden. Unter den
neuen Bildern wird insbesondere „Königin Maria Antoinette
auf der Fahrt zum Schaffot" von dem bekannten Pariser
Naturalisten Flameng bcmerkt. Die Gestalt der Königin, die
neben ihrem Beichtvater im Richtkarren sitzt, energisch aber mehr
in genrchaftem Sinne; es fehlt dem Bilde alle historische Größe.
Prosessor Kießlings (Dresden) „Unbefleckte Empfängnis" ist
edel in der Linie und nicht ohne koloristischen Reiz. Unter den
Miinchenern sind die Kiinstler Willroider, Eberle, Jgler,
Gabl Kronberger u s. w. mtt trefflichen Bildern vertreten.
Professor Knorrs (Karlsruhch historischer Kartons-Cyklus,
„Bilder aus dem deutschen Walde", verdient einen Känfer Die
Wohlthätigkeits-Ansstellung, von dem bekanntenBalkan-
Forschcr Kanitz, dem Kunstfrcunde Dumba nnd Hosrath v. Walcher
arrangiert, dürsle lebhastes Jnteresse finden. Schon das maler-
ische Arrangement, wofür einzelne Müccne nnd die Weltfirma
Philipp Haas nnd Söhne kostbare Teppiche mit großer Bereit-
willigkeit zur Verfügung gestellt haben, macht eincn vortrefflichen
Eindruck. Der ausgestellte Cyklus umfaßt öO Aquarelle, die nach
Skizzen von Felix Kanitz von den bekannten Malern Rieger
nnd Petrovits ganz brillant ausgeführt sind. Es ist eine
malerische Rundschau, wie man sie nicht oft gesehen hat, und
wenn man diese Bilder betrachtet, wird man erstaunen, welch'
großen Wert die Skizzenblätter des Reisenden Kanitz sür die
Kenntnis der bis vor einem Menschenalter noch fast nnerforschten
Balkanländer besitzen.

Personslnachrichtrn
Zum Direktor des Schlesischen Museums in
Breslan ist vom Provinziallandtage Dr. Jnlius Jamtsch, bis-
heriger Direktorialassistent der k. Museen zu Berlin, erwählt.

Denkmäler etr.
-. Die Sektion für Architektur der dlkademie der schönen
Künste zu Paris hat an etwa 10 Konkurrenten die Aufgabe ge-
stellt, einen Entwurf zu einem für einen großen Dichter in dessen
Vaterstadt zu errichtenden Denkmale einzureichen. Der Sieger,
Herr Ancion, Schüler von Pascal, erhält den Preis Chande-
saiges im Betrage von 2000 Fr. aus zwei Jahre, um in Jtalien
seinen Studien obzuliegen. (Wir können übrigens den Franzosen
hier ans der Berlcgenheit in Betreff des Stoffes helfen. Tenn
trotzdem wir einen Überfluß an Tichterdenknialen besitzen und sogar
schon Uhlanden mit einem solchen versehen haben, ist es bei
nns noch Niemanden sür nötig erjchienen, an die National-Ehrung
Klopstocks, Bürgers oder Heines auch nur zu denken!)
Der von der Jury zur Ausführung bestimmte Professor
Otto'sche Entwurf zum Berliner Lutherdenkmale ersährt
in der v. Lütww'schen „Knnstchronik" durch Zl. Rosenberg einen
sehr scharfen,°aber, soweit bis jetzt aus Äbbildnngen ein Urteil
sich ergeben kann, vollkommen sachlich begründeten Slngriff, der
nur in dem Pnnkte nicht stichhaltig ist, als er den Figuren Huttens
nnd Sickingens „genialen Wurf nnd iiionumentale Haltung" zn-
erkennt, die aber nichts weniger als dieses, sondern nur eine ganz
gewöhnliche renommisttsche Pose zeigen. Wenn übrigens, woran
kaum zu zweifeln, die in Rede stehende Sttzze ähnlich dem 1883
hier ausgestellten „Vittore Emanuele für Rom" ausgefallcn und
diee instige Ausführung dem „Humboldt" entspricht, dannhat Berlin
allen Grund, sich zu dem neuen Nationaldenkmal alles Glück zu
wünschen.
 
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