Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 1.1885-1886

DOI Artikel:
Pecht, Friedrich: Moderne Kunst, [1]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9416#0155

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Moderne Uimst. !)on Friedrich pecht



Promelhrus wird von Heraklrs brsrrii.
hat er meist mythologische Gegenstände gemalt, aber
stch auch nicht minder dnrch eine Reihe charaktervoller
Porträts guten Ruf erworben, in denen er dieselbe historische,
d. h. sich auf die Hervorhebung des Wesentlichen und
Charakteristischen beschrünkende Auffassung zeigt, wie in seinen
Geschichtsbildern.
llnter den vielen jungen Talenten, die sich zur Aner-
kennung bei uns durchznringen trachten, ist dies neuer-
dings Karl Gampenrieder, einem ächten Mnnchner, in
bemerkenswerter Weise mit den lebensgroß gemalten Bild-
nissen zweier bayerischer Prinzessinnen gelnngen, von denen
wir das eine hier bringen. Turch seine natürliche Haltung
und den angenehm neckischen Ansdruck des jugendfrischen
Köpfchens, wie die klare lichtvolle und harmonische Färbnng
verdiente das Bild vollständig den Beifall, den es gefunden.
Denn es reihte sich den besten Produktionen dieser Art, die
wir hier in nenerer Zeit gesehen, schon durch die naive
Schaffensfreude an, die alles mit gleicher Liebe behan-
delnd, dem Ganzen eine wohlthuende Würme dadurch ver-
lieh. Ohne Zweifel ist der Künstler auch noch zu mehr
befähigt, als zu Bildnissen, das zeigt schon die ganze sichere,
mehr zum Charakterbild hinneigende Haltung der vor-
nehmen Fignr; daß er vortrefflich spricht, hat er jetzt be-
wiesen. Es kömmt also nur noch darauf an, ob er auch
etwas zu sagen hat. Sein letztes Wort hat er mit diesem
ungewöhnlich anziehenden Bild jedenfalls noch nicht ge-
sprochen, sondern sich nur einstweilen zu denen gesellt, mit
denen man rechnen muß, da sie nicht nnr eine feine Em-

von Lhristian Griexenkerl.
pfindnng für alle spezifisch malerischen Reize besitzen, sondern
auch genug gelernt haben, um sie darstellen zu können.
Daß die italienische Malerei, genau wie die unsrige,
heute ihre größte Stürke in der Darstellung des eigenen
Volkslebens sucht und ffndet, zeigt uns neben vielen Andern
in besonders bemerkenswerter Weise der Florentiner Arthur
Ricci in seiner Bauernhochzeit, die wir hier unsern Lesern
vorführen. Dieselbe giebt uns einen um so besseren. Begriff
von diesem eigentlich mehr kleinstüdtischen als dorflichen
italienischen Banernleben, als es im Florentinischen doch
noch viele freie Eigentünier kleiner Gütchen giebt, nicht
blos elende Pächter wie in Oberitalien, die alle Jahr
davongejagt werden können, und mit den alles Land
besitzenden Signori in den Städten und ihren Jntendanten
in beständigem Kriege leben, in dem jeder den andern zn
übervorteilen trachtet, wobei dann der Schwächere, d. h.
der Pächter, natürlich bis aufs Blut ausgepreßt wird.
Denn darauf versteht man sich im Land, wo die Zitronen
blühen, noch ganz anders als bei uns. Hier indes auf unserem
Bilde ist ja sogar noch einige Wohlhabenheit zu bemerken,
uralte Reste jener besseren Zeit, da Toskana eines der
blühendsten Länder Europas war. Besonders das Kupfer-
geschirr, der Stolz einer altitalienischen Küche und ein
pkürr alte Florentiner Majoliken machen da Staat, neben
dem freilich die rohen Bänke, auf denen die Güste sitzen,
nicht stören dürsen, da doch der präsidierende Herr Pfarrer
in seinem riesigen Lehnstnhl prangt. Die Gesellschaft ist
ofsenbar schon in ziemlich erhöhter Stimmung und der
is
 
Annotationen