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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 1.1885-1886

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Atelier-Notizen - Personalnachrichten - Ausstellungen, Sammlungen etc.- Denkmäler - Vermischte Nachrichten - Bücherschau - Vom Kunstmarkt - Briefkasten
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Büchcrschau — Oom Äunstmarkt — Briefkasten

k22
glücklich abgestohlen und nicht weniger gut in die Landschast
hineingestellt, ja, sie atmen die ganze kecke Frische, die man
am Dichter öfter so bewundert. Man kann sich daher nur steuen,
ihm hier zn begegnen, wo er so ganz ani Platze ist und ihm
„auf Wiedersehen" zurufen.
-t Ein reizendes Biichlein sind die „Gedanken iiber Leben und
Kunst" des Frankfurter Gymnasiallehrers I. I. Mohr. Nüchst
den klassischen der Baronin Ebner-Eschenbach gehören sie gewiß zum
Besten, was wir an solchen epigrammatisch zugespitzten Sätzen
besitzen. Kann man z. B. etwas treffenderes sagen als: „Der
geniale Mensch ii't der, der Augen hat fiir das, was ihm vor den
Fiißen liegt", oder „Das Fliegen macht den Vogel, nicht die
Federrü'. „Die Sternschnuppen, die eilig dahinfahren, sind es,
die den Ausruf der Verwunderung erregen; nicht die Sterne, die
ruhig stehen und glänzen." „Jede Stümperei ist zugleich eine
Heuchelei." „Was der modernen Kunst fehlt, ist die Unschuld."
„Auf dem deutschen Parnaß sind nur Gipfel und Fuß bewohnt."
Warum nur alle die Pessimisten sind, welche Gedanken haben, die
gemütvolle Ebner wie der verstandesscharfe Mohr, oder gar ihr
Papa Larochefoucäuld? Wohl, weil solche einzelne Akkorde noch
keine Melodie geben?
-tFranz v. Reber, KunstgeschichtedesMittelalters. Leipzig,
Weigel. Ein iiberaus sachgemäßes, höchst brauchbares Buch für
alle die, welche sich über die Knnst dieser ein Jahrtausend ein-
nehmende Periode gründlich unterrichten wollen! Selbstverständ-
lich fällt der Löwenanteil dabei der Architektur zu, welche in dieser
Zeit Skulptur und Malerei vollständig unterjocht. Aber gerade
hier beweist der Verfasser seine ungewöhnliche Beherrschung des
Stofss, da er die Gesetze, nach denen sich die allmälige Formen-
umbildung aus dem altchristlichen in den byzantinischen, dann
romanischen und endlich den gotischen Stil in den einzelnen Ländern
vollzieht, mit großer Klarheit darlegt. Jst es an sich keine Kleinig-
keit, einen solchen ungeheuren Stoff in zwei mäßige Halbbände
zusammenzudrängen und sich überall die Ergcbnisse der neuesten
Forschungeu anzueignen, so hat Reber seine Arbeit auch sehr an
Klarheit und Übersichtlichkeit gewinnen lassen durch eine glückliche
Abweichung von der gewöhnlichen Einteilung des Stoffes. Er
behandelt denselben nämlich nicht chronologisch, sondern giebt jede
einzelne Stilperiode als Ganzes für sich, zeigt uns, wie sie sich
in den einzelnen Ländern entwickelt und modifiziert hat, bis sie
durch eine andere verdrängt ward. Er motiviert das dnrch die ebenso
richtige als unseres Wissens neue Bemerkung, daß, wenn die Kunst
des Altertums sich in scharf getrcnnte nationale Gruppen sondern,
die des Diittelalters dagegen als Folge der römischen Weltherr-
schaft einen internationalen Charakter berge, da sie die unmittel-
bare Erbin der römisch-hellenijchen Tradition sei, aus welcher der alt-
christliche, dann der byzantinische Stil ja herauswuchsen, wie der
romanische aus der Verbindung römisch - christlicher Kultur mit
dem Germanentum. Nnr die Kunst des Jslam entwickelt sich
aus byzantinischen Einflüssen heraus ziemlich selbständig. Hier
hätte der Verfasser vielleicht die sie ganz beherrschende Einwirkung
des wahrscheinlich aus Jndien importierten koloristischen Elementes
unseres Erachtens mehr betonen dürfen, da dieses Element in ihr
zuerst maßgebend auftritt, das im romanischen und gotischen Styl
nur erst eine sehr untergeordnete Rolle spielt, während es sich
heute anschickt, vom Orient aus wieder weltbeherrschend zu werden.
Die Darstellung des Versassers ist durchaus klar und sachlich, geht
allem rethorischen Feuerwerk entschieden aus dem Wege, ohne doch
weder neuer Gedanken noch selbständiger Anschauungen zn ent-
behren. Dabei werden seine Darlegungen von einer großen Zahl
meist ganz tüchtiger Jllustrationen sehr zweckmäßig unterstützt.
Man möchte nur wünschen, Reber auch bald die Zeit der 8ie-
naissance in ähnlich jetbständiger Weise schildern zu sehen. Bei
einer zweilen Auflage, die dem überaus praktischen Handbuch un-
möglich lange ausbleiben kann, reinigt er dasselbe dann auch
vielleicht von den überflüjsigen Fremdwörtern und läßt es statt
mit den so seierlich profefforenhaft anmutenden lateinischen Lettern
mit unseren deutschen drucken, die nicht nur so viel traulicher
stimmen, sondern auch die ?lugen ungleich weniger angreifen.
Reber hat sich von einer ursprünglich ziemlich doktrinären Auffassung
der Kunst gerade hier so glücklich zu einer lebendigeren, freieren
und nationaleren durchgearbeitet, daß diese beiden Mängel bereits als
Jnkonsequenzen auffallen, jetzt, wo er den Schulstaub los geworden.

der bedeutenden Kunstsammlungen Astaria — Sterne — Dr. Po-
litzer statt. Der reichillustrierte Katalog derselben umfaßte 849
Nummern. Das Gesamtergebnis belief sich auf ö. W. fl. 123,000.
Das Hauptbild, das Tristychon von Gerard Davids, wurde für
fl. 20,000 fiir die k. k. Belvedere-Galerie in Wien erstanden.

Brirfkastrn
I. R. Gladbacb. Nicht einverstanden. Denn es ist zwar
sehr oft schon vorgekommen, daß ein großer Mann Nnbedeutendes
gemacht, aber noch niemals, daß ein iknbedeutender etwas Großes
geschaffen.
L. B. Basel. Lassen Sie die Sache erst bei sich reif
werden. Jst Jhnen wirklich an dem betreffenden Urteile etwas
gelegen, so wird das auch in einiger Zeit ünmer noch zurecht
kommen.
lv. Tb. Altona. Sie nehmen die Worte unseres Programms
in Heft 7 zu tragisch. Allerdings will unser Blatt durchaus
modern sein und die Schöpfungen der aufstrebenden Generation
besonders berücksichtigen, jedoch natürlich nur dann, wenn sich in
ihnen ein positives künstlerisches Können offenbart. Jnsofern
wollen wir uns der Jugend widmen, wir werden jedoch ihre Lehr-
meister dabei nicht zu kurz kommen lassen. Dafür wird das laufende
Quartal oft genug Zeugnis ablegen.
A—g. W. Der größeren Vervollkommnung der verviel-
fältigenden Technik geht naturgemäß auch eine solche in den Druck-
methoden parallel; wir drucken daher jetzt alle Handzeichnungen
möglichst in dem Ton des Originals, je nachdem dieses mit Rötel,
Kreide oder Stift gezeichnet war, erlauben uns allerdings zuweilen
auch Abweichungen, um im Hefte eine Monotonie zu venneiden.
Daß die Abweichung in dem angezogenen Falle wirklich sehr den
Eindruck stört, möchten wir bezweifeln, wollen jedoch in künftigen
Fällen Jhres Monitums gedenken und recht vorsichtig zu Werke
gehen.
Bon einem Übelnehmen Jhrer Worte kann gar nicht die
Rede sein, im Gegenteil, derartige Äußerungen aus Abonnenten-
kreisen beweisen nur das rege Jnteresse an unserm Blatt und
können nicht Schaden, sondern nur Nutzen stiften.
L. v. I. Dresden. Jhrer Erlaubniß folgend bringen wir
hier einen Teil Jhrer gefl. Zuschrift vom 12. v. Mts. zum
Abdruck:
„Gestatten Sie mir, der ich in dem von Jhnen heraus-
gegebenen Blatt „Die Kunst für Alle" die Verkörperung
auch von mir schon längstgehegter Jdeen erblicke, Sie
darauf aufmerksam zu machen, daß die Tendenzen Jhres
Blattes sich nahezu decken mit denjenigen eines vor zwei
Jahren von mir und mehreren anderen Kunstjüngern ins
Leben gerufenen Verbandes deutscher Kunstakademien, welchem
die Vereine deutscher Kunststudierender zu München, Berlin
und Wien zugegehören, sowie die Dresdener Akademische
Vereinigung und der Breslauer Verein Kunststudierender
eng besreundet sind. Der Verband setzt sich allerdings aus
noch jugendlichen Kunstjüngern zusammen; seine Griindung
ist aber aus der akademischen Jugend heraus erfolgt, welcher
Sie dem Programm Jhrer ersten Nummer von 1886 zu-
folge Jhre gütige Aufmerksamkeit in besonderem Grade ja
ebenfalls schenken wollen. Die von Herrn Fr. Pecht in der
Angsburger-, jetzt MünchenerAllgemeinen Zeitung und ander-
wärts schon längst vertretenen Jdeen, welche neuerdings in
Jhrem Blatt so rühmlich znm Ausdruck kommen, waren
seinerzeit vornehmlich beslimmend für die Gründung des
genannten Verbandes, welcher sich nach dem Ort seiner jähr-
lichen Haupttagung auch „Bayreuther Verband deutscher
Kunstststdierender" nennt und dessen gegenwärtiger Bor-
ortsverein der Mllnchener Verein d. K. St. an der dortigen
Kunstakademie (1. Vorsitzender: stuck. url. Heinrich Lefler, ist".
Die beiden Exemplare für den Berliner und Dresdener
Verein sind abgesandt, worübcr Jhnen von unserer Expedition
besondere Nachricht zugeht. Könnten Sie uns wohl von der
Deutschen Akademischen Zeitschrift einige Probenummern zugehen
lasjen ? Schließlich herzlichen Tauk siir das lebhafte Jnteresse.
X. S. 5t. Pölten. Wir inüssen uns hierin vorsichtige Be-
schränkung auserlegen. »In ouinibus sliquick, in loto nibil« —
eine Warnung, die wir uns oft genug ins Gedüchtnis zurückzu-
rufen genötigt sehen.

Vom Kunstmsrkt
>. Jm Künstlerhause in Wien fand vom 12. — 20. Januar
unter Leitung der Kunsthandlung H. O. Miethke die Versteigermig
Redigiert unter verantwortlichkeil dcr verlagsanslall sür Aunst und Ivisscnschafl oorin. Fr. Lruckinanii ^vorstand: A. Bruckmanil,
Druck der Verlagsanstall Bruckniann in München
 
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