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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 1.1885-1886

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Atelier-Notizen - Personalnachrichten - Denkmäler - Ausstellungen, Sammlungen, etc. - Vermischte Nachrichten- Kunstliteratur - Vom Kunstmarkt - Briefkasten
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Loü

öom Äunstmarkt

Lrieskastett

Vom Kunstmarkt
kk. Die jiingst siattgehabte Bersteigerung der Morgan-
Galerie in New-Vork — einer der bedentendsten ainerikanischen
Privatsainnilungcn — wirst nianch' interessantes Streislicht auf die
dortigen Kunstverhältnisse und Schicksale der importiertenBilder. Ein
Kunstfreund begleitet sie in dem New-Vorker Blatt -IKe 3an-
niit längeren Reflexionen, denen wir nachstehcnd einiges entnehmen.
Es ist äußerst aniüsant, überall sonst durch ein ruhiges
nnd sachgemäßes Auftreten ausgezeichnete Leute aus Kunstauktionen
kopflos dem Zuge der Mode und der sie weise „regelnden" Kunst-
händler solgen nnd unter ihrem Einfluß mit allen äußeren Zeichen
selbstbewußter Urteilskraft die wunderbarsten Gebote machen zu
sehen, — amüsant und harmlos, da es ja doch jchließlich der
Kunst zu gute kommt.
So hat die Mode hente die reizenden Bilder Mepers von
Bremen um elwa 33s //„, diejenigen VerboeckhovenS um nahezu
40"/o entwertet, während dagegen auf der Morgan-Auktion drei
von den bei aller Vortrefslichkeit sich ,doch immer gleich bleibenden
Einzelfiguren Meissoniers 16525 und je 15000 Doll., ein viel-
leicht 500 F-rks. wertes Bilü von Fran^ois Bvnvin swohl
unter dem Einfluß eines neuerlichen Lobartikels in Ik-rrpers
dla^arine über den jüngeren Bonvin!) 2550 Doll., ein Vibert
12500 Doll., d. h. das -lfache des dem Künstler und das Doppelte
des beim Ankauf fiir die Galerie gezahlten Preises, ein anderer
25500 und ein Breton durch hartnäckiges Überbieten 45500
Toll., den höchsten jemals für ein Werk eines lebenden sranzösischen
Malers gezahlten Preis, brachte! Gallaits „junge Mutter" er-
reichte gar mit 3050 Toll. wohl ohne Übertreibnng 3050 mal so
viel, als sie nach innerem und äußerem Wert zu veranschlagen
war! Übertriebene Preise erzielten teilweise auch Diaz, R.
Bonheur, Corot, Bargue, Detaille, Henner, wogegen
andere von Millet, Schreyer, Fromentin, Rousseau
u. a. nicht zu teuer, teilwcise sogar unter dem Wert verkauft wurden.
Jm ganzen brachte die dluktion den Morgan'schen Erben 885,300
Doll. ein, gegen 1,123,750 Doll., welche die Galerie gekostet hatte.
Ans der sich daran schließenden Preisvergleichungstabelle

dürften uns folgende Posten besonders
interessieren
Erzieltcr
Preis
Doll.
Einkaufspreis
f. d. Galerie
Doll.
AlmaTadema „Frühling" ....
7000
14000
— — „RömerinamFischteich"
5000
7500
Cederström „Ein fester Kork" . . .
725
450
Grützner „Pnester iu Verlegenheit" .
25)7 5i
3800
O. Günther „Besuch des Predigers" .
2500
2250
Harburger „Holl. Bauer" ....
200
100
Knaus „Farmerstochter" ....
2300
2000
— „Landvolk".
10400
12000
— „Jägermahl".
16400
17000
- „St. Martins Tag" . . .
5700
6000
Lvfftz „Geldwechsler".
4100
3500
Meyer v. Brcmeu „Nach der Weinlese"
5700
4750
— „Milch und Brod"
2100
2240
Passini „Aus Konstantinopel". . .
2300
3600
— „Junge Venezianerin" . .
Schreyer „Arab. Kundschaflcr" . .
l 650
2000
3500
2400
— „Wallach".
4300
2750
A. Seiscrt „Mädchenkopf" ....
300
175
A. Seiü „Mutter und stiud" . . .
750
600
Vautier „Botauiker-Friihstück". . .
4500
3800
Bargue „Schildwache".
Bonheur „Kalb und Kuh" . . .
12300
9500
12200
22500
— „Rotwild".
7150
14000
Bouguereau „Nußernte" ....
7250
6500
— „Madonna" ....
9000
11000

Bouguereau „Cupido".
Breton „Rückkehr vom Felde" . .
Erzielter
Preis
Doll.
6500
Emkaufspreis
f. d. Galerie
Doll.
3800
9500
18000
Brvzik „Tes Falkners Erzählung" .
2600
4000
Corot „Landschaft".
9000
7100
— „Bei Ville d'Avray" . . .
3500
4250
-— „Abend".
4050
4800
— „Dcr Nemi-See"
14000
16500
— „Holzsucher".
15000
17500
Diaz „Mondschein-Konzert" . . .
2400
7500
— „Orientalin".
1550
3900
— „Toilette der Venus" . .
3300
6500
Dupre „Stürmisches Wetter" . . .
1700
4000
Fromentin „Arabische Neiter" . . .
4050
4500
Gerüme „Kaffeehaus in Kairo" . .
4800
8500
Meissonier „Jn der Bibliothek" . .
16525
20000
. — „Fahnenträger" . . .
15000
2000
— „Bedette".
15000
18500
Millet „Spinnerin".
14000
17100
— „Flachsbereitung" ....
4975
12000
— „Beim Buttern".
8100
18000
— „Apfelernte".
2575
5000
— „Der Wollreißer" ....
3650
7500
de Neuville „Französischer Kürassier"
6000
2900
Rousseau „Landschaft".
5100
7000
— „Johann von Paris" . .
9700
15175
— „Zwielicht".
15500
20000
Troyon „Rückkehr von der Farm" .
6550
14000
— „Weide in der Nvrmandie" .
6350
13500
— „Kuh von einemHunde qejaqt"
9100
16500
Vidert „Des Kardinals Menu" .
12500.
6500
— „Augen und Ohren" . . .
3500
4500

Brirfkssten
Ld. F. Boston. Vollkommen erschöpfend und überzeugend.
Es soll davon bei Gelegenheit Ciebrauch gemacht werden.
Mbch. Anklain. Ein kleinlicher Geist kann sich niemals
zur rückhaltlosen Anerkennung des wahren Verdienstes erheben;
Sie brauchen sich deshalb also nicht beunruhigen zu lassen.
Dr. Bt. Leipzig. Da besinden Sie sich sehr im Jrrtum.
Es gibt noch wirklich einige Leute, welche die plnmpen Nach-
ahmungen Aldegrever'scher und Dürer'schen Ornamente sür die
unwiderleglichsten Beweise originellster Genialität betrachten und
verehren.
kierrn P. 6. Leixzig. Wenn Sie mit Recht über das
„Ülrinuiszeugnis" empört sind, das sich ein dentscher Verleger ans-
gestellt, wie es in unserer Nr. 13 abgedruckt ward, jo hat es
wenigstens bei Jhnen seinen Zweck erreicht. Hosfentlich auch noch
bei vielen anderen. Den Namen des Betreffenden zu nennen,
schien uns zu hart, da er mit dieser Gesinnung leider keineswegs
allein steht, derselbe trostlose Mangel an nationalem Ehrgefühl
vielmehr in Deutschland noch immer nur zu hänfig auslritt. Ob
er nun Buchhändler heiße oder nicht, das ist doch vollkominen
gleichgillig, sobald er gewerbsmüßig Bücher druckt und vertreibt.
— Wir werden aber auch in Zukunft alle dergleichen Fälle, die
zu unserer Kenntnis kommen, erbarmungslos publizieren, wenn
ivir auch darau festhalten müssen, daß man in diesen Dingen das
Laster an den Pranger zu stellen hat, nicht die Personen.
L. Zw. stassau. Wir sind gar nicht so empfindlich. Der
gerechte Tadel kann nur vorwärts bringen.

Zn berichtigen auf S. 198 dieses Heftes das Datum der
Bildunterschrift in l. Sextember.

^5liwiinddecke dctreffend.
Bielsache an uns ergangene Ansragen bezüglich einer Linbanddeckc zu dcm jetzt abgeschlossenen z. Halbjabr der
„Äunst sür Alle" beantworten wir dabin, daß eine solche, zur Anmabme eines ganzen Aabrgangs (14 veitej bestimmt, erst
im Sexteinber erscheinen wird. Babere Angaben werden s. It. an dieser Stcllc erfolgen. Zur Ausbcwahrung der eiuzelncn
licste dcs jcwcilig lausenden Iakrgangs cinxseklen wir wiederholt elegante Ausbewabriings-Sammelmappen, die jede Buch-
handlnng zn 6» Psg. liesert.
Ri'däktwn dcr „Kuiist sür Alle"

Acdigicrt niilcr Verantivortlichkeit dcr verlagsanstalt sür Aunst uud kvissenschast oorm. Fr. Lriickinann (vorsland: A. Lruckmann)
Druck der verlagsanstalk Bruckmann in München
 
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