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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 1.1885-1886

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Pecht, Friedrich: Unsere Bilder, [8]
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Ausstellungen, Sammlungen, etc. - Vermischte Nachrichten - Denkmäler - Kunstliteratur - Vom Kunstmarkt - Briefkasten
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https://doi.org/10.11588/diglit.9416#0293

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228

Unsere Bildcr. voii Friedrich Pecht — Aiisstellimgeii, 5ainmluiigeii :c.

Max, m welcher sein Madell deii Sieg über die der ersteii
Bildhauer Teutschlands davcmtrug.
Wenu die Ausführung uicht vollständig hielt, was das
vvrtreffliche Modell versprach, so lag das wohl hauptsächlich
au der iuzwischeu 1873 erfolgten Berusuug des rasch berühuit
gewordenen Künstlers an die Wiener Akademie, die chn
zu mehr Eile trieb, als für die Arbeit gut war, obwohl
er anch hier die Figur des Königs selber, dessen Charakter
und Eigenheiten außerordentlich gut wiedergibt. stloch
glänzender beweisen sein Talent eiue Auzahl in dieser Zeit
entstandener Büsten, so die von König Ludwig II., Richard
Wagner, Liszt u. a. Ebenso Denkmale der Frau von
Franenhofen, das einfach edle Siegesdenkmal in Augs-
burg u. a., wo anch keine Spur von dem gebundenen
Wesen der älteren deutschen Bildhanerschnlen wehr zu be-
inerken ist, ohne daß die Freiheit jemals die seinen Grenzen
der Schönheit überschritte. Als vollendeten Meister, ans
der Höhe seiner Schafsenskrast, zeigt ihn dann das 1880
enthüllte Beethovendenkmal in Wien, wo das innerste Wesen
des Tondichters nicht nur im Kopfe selber, sondern anch
in der ganzen Haltung des Körpers mit all seiner Macht
nnd verhaltenen Leidenschast überraschend genial ausge-
sprochen ist. Ebenso sind die zur Vervollständigung dieser
Charakteristik am Sockel angebrachten Figuren deS gefesselten
Promethens nnd der dem Sieger den Lorbeerkranz reichen-
den Nike von fesselnder Schönheit, wie die als spielende
Kinder dargestellten und jene beiden verbindenden neun
Symphonien des Meisters dem erhabenen Ernste dieser
Figuren die überraschendste Frische uud Heiterkeit beigesellen.
— So weiß Zumbusch überall durch neue und höchst geist-
voll erfundene Züge den Charakter seiner Hauptpguren
scharf zu bezeichnen nnd das Ganze in eine ideale Höhe
zu heben.
Jm reichsten Maße geschieht das nun auch bei dem
die Hauptarbeit scines Lehens bildenden Maria Theresia-
Denkmal, das an Größe wie Reichtum der Ausstattnng bis
jetzt nirgends seines Gleichen besitzt und selbst über das ihm
in der Anordnung verwandte Tenkmal des großen Gegners
der Kaiseriu von Rauch noch weit hinausgeht. Ohne nns
jetzt schon auf das Ganze einzulassen, wollen lvir einst-
weilen nur daranf hiuweisen, wie selten einem Bildhauer
einc schwierigere Aufgabe gestellt ward, als sie hier Znm-
busch bei der Kaiserin selber durch das abscheuliche Kostüm
der Zeit erwuchs. Teunoch hat er sie, wie man an unserer
Abbildung sieht, mit bewundernswürdigem Geschick über-
wunden, ist überdies bei dem Kopf niemals leerer Phrase,

glatter Perschönerung verfallen, sondern hat die ächte
Seelengröße dieser hohen Fran trefflich mit der Weiblich-
keit und den bekannten kleinen, liebenswürdig gemütvollen
Zügen der Fürstin zu verbinden gewnßt. wenn er auch
begreiflich vor allem die Herrscherin wiedergibt. Eine
Herrscherin freilich, die sich im Geben und Beglücken, nicht
im Nehmen gefiel, und die doch überall das Machtvolle,
die Heldennatur der geborenen Gebieterin ausspricht.
Ebenso sehen wir in Hangwitz sofort den Staatsmann des
vorigen Jahrhunderts.
Auch hier ist das Charakterbild vollkommen und
in edelster Forni gegeben, es ist ein ganzes Stück
Zeitgeschichte, das da vor uns hintritt, nicht nur ein Jndivi-
duum. Zumbusch begreift eben den Geist anderer um so
leichter, als er selber ein geistvoller Mensch ist, der die
verschiedensten Charaktere fast instinktiv errät, mit jener
Feinheit und Weltklngheit, die sich bei ihm so merkwürdig
mit der Jdealität des phantasievollen Künstlers verbinden.
Wie ihm aber ideale Hoheit der Betrachtung eben-
sowohl zu Gebote steht, sehen wir dann in der Fignr seiner
„Weisheit", wo er die Ruhe und das Nachdenken ebenso
vortrefflich auszusprechen versteht, wie er uns die Selbst-
erkenntnis als die Grundlage aller Weisheit hinznstellen
weiß, indem er ihr den Spiegel in die Hand gibt. Es
ist das wiederum einer jener überraschenden Züge, durch
die sich Znmbusch ebenso sehr als denkenden wie als
schöpserischen Künstler charakterisiert. —
Zn den schönsten Arbeiten des schweizerischen Veteranen
I. G. Stefsan gehört jedenfalls der kleine einsame Ge-
birgssee, den wir heute bringen zu können so glücklich sind.
Ein herbstliches Stimmungsbild ersten Ranges voll schwer-
mütiger Poesie, hat der alternde Meister in dieser Kom-
position eine Krast und Harmonie, vor allein aber jenen
Reiz des Ungesuchteu erreicht, der allem vedutenartigen,
was sonst der Schweizer Landschaftsmalerei oft anhaftet,
entschlossen ans dem Wege geht, ohne doch die Feinheit
und Eleganz des Tetails irgend zu verleugnen, die aerade
unseren Künstler in so hohem Grade auszeichnet. Sie
drttngt sich aber hier nicht aus, kokettiert nicht und wirkt
darum nur um so wohlthuender durch die Liebe, mit der
sie alles Einzelne beseelt nnd es tresslich versteht, die Ein-
heit und Ruhe des Ganzen dadurch in keiner Weise zu
beeintrüchtigen. Jst es aber nicht bewundernngswürdig,
wenn man den Scebziger nvch so entschiedene Fort-
schritte machen, nnermüdlich nach den höchsteu künst-
lerischen Zielen ringen sieht?

Ausstellungen, Sammlungrn rte.
* Aus Dresdeu sind zur Bcrliner Jubiläunisausstellung
53 Gemälde und 7>9 Bildwerke von der Ortsjury zugelassen wor-
deu, 23 Gemälde und 6 Bildwerke wurden abgelehnt. Hierzu
komnien uoch einige Werke, die der Jury nicht unterstaudeii: mög-
lichcrweisc aber wird die Berliner Jury von den gesandten 88
noch einige ausniustern. Folgende Dresdener Küustler würden
demuach vertreten sein: 1. niit Historien- und Genrebildern:
Ferdinan d P auwels sJohanna von Flandern läßt Gefangene
freü, Prof. Grossc Das llrteil des Midas), Prof. Kießling
sDithyranibe), ck Erwin Langer sKaiser Barbarossa vor Papst
Alexanderi, Franz KopS sEin neuer Menzel), Prof. Hof-
m ann sNymphe und Schwan), serner A. Stichart, Otto
Försterling, v. Schubert, Richard Böhm, Karl Wohn-
Cch, Fpanz Hochinann: 2. mit Landschaften und Tierstücken:
Prof. Ohme >Jm Dierpark), Pros. Preller (Aus Jtalien,
Aus der Rhön>, Schenker (Bucht vou Newlyn), Heyn

lKalkbruch im llnlerinuthale), ferner: Jettel, Dabl,
Ritter, v. Türcke, Thomas: 3. mit Bildnissen: Kieß-
ling, Krausse, Claudius, Ludwig Otto, Völker.
Hierzu koinmen einige Aguarelle, Büchels Kupferstich nach
Feuerbachs Madonna in der Dresdener Galerie, danu von der
Kgl. Generaldireklion der Saniinlungen sür Kunst und Wisseu-
schaft in Dresden die Kupferstiche nach Werken neuerer Meister
in der dortigen Gemüldegalerie sgest. von Bü rkner, Friedrich,
Langer, Büchel, Mohn u. s. w.), vou der Kunstakadeniie 80
Aguarelle nach monunientalen Werken, die aus Kosteu des Kunst-
fonds in Sachsen ausgeführt worden sind. Vou Dresdener Bild-
hauern iverdeu in Berliu vertreten sein: Pros. Häbnel Eva
mit Kain und Abeli, Prof. Renlsch iErfindungi, Prof. Diez
iGänsedieb, GeheininiS', Henze sDenkmal der Barbara llttniann,
Erfinderin deS SpitzenklöppelnS, Richard Wagner), Hultzsch
(Echo), Möller(Äsop aus dem Eseb, Broßinanu iGermania-
schild), Spieler (Philoktet), Bäumei 'Benus imdAniori, Ep-
ler iAhrenleserin, Kranz windende Biktoria, Röder (Adam und
Eva, Kain nnd Abel) u. a. m.
 
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