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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 1.1885-1886

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Die Berliner Jubiläums-Ausstellung, [6]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9416#0425

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Die deutsche Tier- und Landschaftsmalerei

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Die Walerschule. von kenriette Ronner

schrn Fjord, imd der Haniburger Oesterley, der iins dessen dunkle Fluten bewegt und die Vorgebirge in grünem
Gvld erglünzen läßt, hinter denen die eisigen Wünde weiß herab drohen und uns so, das nppigste Leben neben
starrein Tod zeigend, die ganze Farbenpracht vorführt, welche ein Sommerabend dort so gut als im Neapler
Gvls entwickelt. Beide Künstler erreichen mit ganz verschiedenen Mitteln ihr Ziel, der eine uns die wilde Er-
habenheit dieser Natur, der andere ihren Reichtum vor die Seele zu führen. Besonders Oesterleys Bild ist
dnrchans originell in seiner Ausfassung Norwegens. Sie kontrastiert auch merkwürdig mit der Gudes, der
nns an die ihr sonst ganz verwandte felsige schottische Küste führt und dabei das von einem eben vorüber-
gegangenen Stnrm noch heftig bewegte Meer selber mit einer Virtuosität darstellt, die ihresgleichen kanm
mehr finden dürfte, als bei Achenbach und Baisch, die jedoch eine ganz andere Auffassung zur Geltung
bringen. Ter letztere zeigt uns nämlich die Brandung desselben am Strand der Nordsee, wv berittene Fischer
eüen eine Barke mit dem ihnen zngeworfenen Tau ans Land ziehen und hinten die phantastischen Gebilde
mächtiger Wolkenmassen drohend heranfziehen, die den nahenden Sturm verkünden. Tabei ist der Horizont
so niedrig genommen, daß man fast nur die riesige, sich schänmend überschlagende und dann in dem Ufersand
verlaufende Brandungswelle sieht. Das wirkt so gewaltig, daß man dies Bild zum besten, was in der Art
vvrhanden, zahlen muß. Umgekehrt zeigt uns Ludwig Dill aus München auf einem riesigen Bilde eine eben vor
den Wind gebrachte venezianische Fischerbarke, die Anstalt macht, von der nur durch leichte Wellen gekräuselten sonnen-
beglänzten Lagune ans ins offene Meer den vorausgeeilten Genossen zu folgen, während brütend heiße Sciroecolnft
alles mit ihrem feinen Silbergrau überzieht. Das ist nun aber so naturwahr gegeben, daß man Dills Bild
kaum dem des einstigen Studiengenossen Baisch nachsetzen wird, wie es zu den hervorragendsten gehört durch
seine ganz neue und kühne Auffassung. Mit ihm und Oswald Achenbachs Meisterwerken haben wir eigentlich
schon das Bedeutendste erschöpft, was von Schilderungen Jtaliens vorhanden, wenn wir nicht Berningers
und Lutteroths Küstenbilder von der Riviera dazu nehmen wollen, die aber doch mehr einen Vednten-
charakter tragen. Den Süden wenigstens malt dann noch Bracht in zwei Wüstenbildern, die indes unter
feinen srüheren Leistungen bleiben, oder hinter seiner virtuos gegebenen Landschaft in dem Dioramen-Cyklus
oder dem Sedan seines Freundes v. Werner.
(Fortsetzung folgt.) ,

Aunst für Alle

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