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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 1.1885-1886

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Pecht, Friedrich: Die Berliner Jubiläums-Ausstellung, [7]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9416#0444

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Die Malerei der fremüen Nationen: Belgien, kiolland

05 t

Bon Porträlen wären nicht allzuviel gute da, von Wauters eine Tame und ein noch besseres,
d. h. natürlicheres Kind, von Verheyden ein alter Herr, von Leon Herbo eine Dame in Schwarz. Ein
artiges Tierstnck gab Frau Henriette R onner in ihrem „Maler-Atelier" getauften Bildchen. Das Beste in
dieser Ausstellung sind neben Verhas eigentlich die Landschaften und Tierstücke, wo eben das gesunde Natur-
gefühl und der gute Farbensinn der Belgier allein schon ausreichen. So gibt Robert Mols in einem
riesigen Bild den Hamburger Hafen, gründlich nüchtern von Äomposition, aber sehr wahr in der Farbe.
Meisterhaft und dadurch hochpoetisch ist dann ten Duyts Dorf bei aufgehendem Vollmond, der durch die
kahlen Büume einer Allee hindurch zn sehen ist, während im Vordergrund schmelzender Schnee die Straße füllt.
Das ist fast nur aus eiuem schwärzlich rötlichem Ton heraus, prächtig breit und sicher gegeben. Verwee
lüßt uns dann mit großer Wahrheit auf einer unabsehbaren fetten Weide grasende Kühe sehen und auch
Leemputtens Hafenbild, Roßeels belgische Landschast, dann besonders Schampeleers treffliches Flußbild
am Rhein und „letzter schöner Herbsttag", Me sdag s
. große Marine, Verlats meisterhafte Hunde, sind gar
sehr zu loben. Ganz vortrefflich wahr und frisch von
Ton ist auch Courtens' Rückkehr vom Gottesdienst
aus einer kleinen Kirche, inmitten weiter üppiger
grüner Ebene. Meisterhaft wie immer, sind endlich
de Prateres „ruhende Arbeitspferde", die kaum ihres-
gleichen in der Ausstellung finden dürften. Damit
wollen wir denn die Besprechung einer Kunst schließen,
die in ihrer freiwilligen Beschränkung aufs nächst-
liegende, idyllische und epische, immer noch vorzügliches
leistet, wenn sie auch nie dramatisch und schwungvoll wird.
3. Aoll'clnb
nsere Vettern am Niederrhein haben sich uur schwach
beteiligt, ja ihr bester Maler nächst dem ihre
Gulden mit den englischen Guineen vertauschenden Alma
Tadema: Jsraels, ist gar nicht vertreten. Mynherr
liebt es offenbar, sein Geld für sich zu behalten, statt
es an bemalte Leinwand zu verschwenden, deshalb hält
sich die holländische Malerei in engen Grenzen, bleibt
aber wie die belgische, ja noch ausschließlicher, zu Hause
auf den fetten Triften der Heimat. Einen sehr be-
gabten Nachfolger hat indes Jsraels an Valkenburg
gefunden. Seine trostlos mit ihrem Töchterchen in
der leeren Stube daheim gebliebene Witwe, der man
eben den toten Gatten hinausträgt, ist ein sehr wirknngs-
volles Bild geworden, dessen düsteres Helldunkel trefflich
zu der traurigen Szene paßt. Um so heiterer mutet dann
die „Friesische Mutter" der Frau Therese Schweizer
an, die mit ihrem Buben so frisch und glücklich in die Welt schaut. Springer führt uns auf den Markt-
platz des alten Goslar und zeigt uns auch gleich den Weg zum Wirtshaus dort, was nicht genug anzuerkennen
ist, und Fran Margarethe Roosenboom bestreut ihn mit trefflich gemalten „Pumpelrosen" — alles alte Be-
kannte von so vielen Ausstellungen her, daß man nur ihre Wanderlust bewundert. Ob sie auf dem sandigen
Weg hergekommen, auf dessen ausgefahrenen Geleisen Van der Sande Bakhuyzen neben einem Wald ein
Frachtfuhrwerk herabhumpeln läßt, möchte man bezweifeln, wie gnt er auch gemalt sei, samt der Luft darüber
da dies schwerlich ohne Unglück abgelaufen wäre. Weit eher könnten sie auf der stillen Flut hergeschwommen
sein, die Destree bei Sonnenuntergang glatt wie einen Spiegel zeigt, während dieser Abendhimmel aber
schon mit Flöckchen besät ist, die sich offenbar zu einem Gewitter zusammenballen. Auch Mesdag zeigt uns
einen goldenen Sommerabend am Strande von Scheveningen, den die praktischen Holländer aber nicht zu
sentimentalem Schwärmen, sondern zum „Garnelenfang" benützen, wobei wir ihnen denn guten Erfolg wünschen
und uns ihnen empfehlen wollen, um nach Norden zu steuern.
(Fortsetzung folgt)



RoMLNrrnte. von L. kenseler

Aunst für Alle I

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