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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 3./​4.1921/​22

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1. Septemberheft
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Donath, Adolph: Die Eröffnung des Berliner Schloßmuseum
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Braun, Edmund Wilhelm: Die Oktober-Auktion deutscher Fayencen im Wiener Dorotheum
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https://doi.org/10.11588/diglit.21786#0020

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Ein rätselhaftes Stück ist
ein glänzend glasierter Eng-
halskrug mit Blaumalerei,
bemalt mit ostasiatischen
stilisierten Blumen, wie wir
sie ähnlich in den schwä-
bischen Fabriken besonders
in Künersberg, Friedberg
und Göggingen kennen.

Auf der Vorderseite ist ein
Wappen aufgemalt, das im
Schilde eine Retorte, als
Helmzier einen halben Mann
mit einer Blume in der
Rechten zeigt, offenbar das
Wappen eines Apothekers,
das die Buchstaben ICS

Abb [ umgeben. Das Merkwürdig- Abb 6

ste ist die Marke, die auf

einem glasierten Fleck der Bodenfläche sitzt, der Augs- zahlreiche Malersignaturen tragen, in erster Linie die der
burger Stadtpyr, so daß der Schluß berechtigt erscheint, beiden produktiven Maler Kordenbusch, des Andreas und

es sei dieser Krug in der Augs-
burger Fayencewerkstätte des
Joseph Hackhl entstanden, der
später in Göggingen und dann
in Friedberg die Manufakturen
leitete. Wir kennen eine dies-
bezügliche Notiz in der be-
kannten, recht zuverlässigen
Augsburger Kunst- und Gewerbe-
geschichte des dortigen Patriziers
Herrn von Stetten. Urkundlich
läßt sich aber Hackhls Unter-
nehmen in Augsburg nicht nach-
weisen, ebensowie dasApotheker-
wappen unseres Kruges im Augs-
burgerStadtarchiv nichtbekannt ist.

Reichhaltig sind wiederum die fränkischen Fabriken
vertreten, in erster Linie Nürnberg, dessen Fayencen auch

Abb. 2

seines Neffen Georg Korden-
busch. Hauptsächlich sind es
cylindrische Henkelkrüge ver-
schiedener Formate mit religiösen
Darstellungen, zumeist katho-
lischen Sujets, so die Madonna
in verschiedenen Stellungen und
Heiligenfiguren, wie der hl. Jo-
hannes von Nepomuk, dessen
Verehrung damals infolge der kurz
vorher erfolgten Heiligsprechung
in denösterreichischen undbayeri-
schenLanden sichsehrau>breitete.
Offenbar waren diese Krüge für
den Export in die benachbarten
katholischen Gegenden bestimmt.
Nur wenige besonders interessante Nürnberger Fay-
encen will ich hier anführen, so eine flache Schüssel

Abb. 8

mit fein gezeichneten Ranken und Früchte-
stücken auf dem Rande und einer blühenden
Lauchpflanze im Fonde, genau übereinstimmend
mit dem Dekor der bei Stoehr (Deutsche Fay-
encen S. 151) abgebildeten Schüssel.

Sodann ein seltenes, auffallend schönes Stück
mit glänzender reiner Glasur und dichten ost-
asiatischen Streublumen. Dasselbe ist offenbar
die genaue Kopie eines chinesischen Vorbildes,
die an Qualität das beste „Delft“ erreicht (Abb. 4),
aber die bekannte Niirnberger Marke, die am
ehesten einer Peitsche mit der um den Stiei ge-
schlungenen Schnur ähnelt (abg. Stoehr S. 152)
bezeugt die fränkische Provenienz. Stoehr
(a. a. 0. S. 149) hält diese Marke für eine Art
von Planetenzeichen. Zwei querovale große und
eine kleinere achtpassige Platten (Abb. 5) zeichnen
sich durch reichen figuralen chinesischen Dekor
aus, der offenbar auf einen Stich zurückgeht.
Bei dem abgebildeten Stück ist der Laden eines

Abb. 7

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