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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 3./​4.1921/​22

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1. Dezemberheft
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Engelmann, Max: Das Krippenwerk des Augsburgers Hans Schlottheim
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Ring, Grete: Die ersten französischen Watteausammler
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https://doi.org/10.11588/diglit.21786#0184

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einstellen, daß die obere Automatengruppe zu einer be-
stimmten Zeit in Tätigkeit tritt. Dann öffnet sich an der
Vorderseite, über der Krippe, der Himmel; die plastische
Gestalt des Gottvaters hebt segnend die Hand und eine
Gruppe von drei silbernen Engeln sinkt aus dem Himmel
herab. Nach Beendigung des Spieles steigt die Engel-
gruppe wieder hinauf und der Himmel schließt sich wieder.

Schlottheim mag manchen einschlägigen Künstler für

*1518 oder 19 in Paris, f daselbst wahrscheinlich 1583. Floh, als
Calvinist, 1572 aus Paris, war 1573 in Straßburg, 1576 in Augs-
burg, 1580 wieder in Straßburg tätig. Sein Werk verzeichnet in
A. P. E. Robert Dumesnil: Le Peintre - Graveur, Paris 1835. Die
Blätter R. D. 266, 267 stellen vielleicht seine Augsburger Werk-
statt dar. Von den obenerwähnten Plaketten entsprechen völlig, so-
weit ich das an den vorhandenen Stichen Delaunes im Dresdner
Kupferstichkabinett feststellen konnte, die Sintflut R. D. 34, das
Opfer Abrahams R. D. 47 und die Gestalt Moses in Moses am
Sinai einem nicht bei R. D. verzeichneten Stich mit Unterschrift:
Et sicut Moyes . . . Habeat Vitam Aeternam. Obwohl Silber-
plaketten mit seinem Namen z. B. in München erhalten sind, ist
es schon aus zeitlichen Gründen doch sehr zweifelhaft, ob die
Plaketten der Dresdner Krippe auch seiner Werkstatt entstammen.

sein Werk herangezogen haben, höchstwahrscheinlich ist
aber die ganze Idee und die Mechanik von ihm. Letztere
dürfte ihm manche Schwierigkeit bereitet haben, so z. B.
im Spiel jener Gliederkette, die, in der Form eines Recht-
eckes mit angesetzten Rundbögen, die Gruppe der Huldi-
genden bewegt. Als „Musikmaschine“ mit Stiftwalzen-
auslösung ist dieses Werk gleichfalls einer der ältesten
erhaltenen Mechanismen seiner Art. Schlottheim nahm
hierzu den Gedanken wohl von den Niederländern, die
das mechanische Glockenspiel mit Stiftwalzen schon im
15. Jahrhundert gepflegt haben sollen. Ein solches vom
Jahre 1565 ist uns in der Annakirche in Düren erhalten.
Es stammt aus Hassel bei Lüttich.

Diese Krippe ist somit nicht nur ein ehrwürdiger
Zeuge für jene, durch mehr denn ein Jahrtausend ge-
pflegten Gebräuche, das Geheimnis der heiligen Nacht
durch Mysterienspiele oder Figurenwerk der Allgemeinheit
näher zu bringen, sondern bietet auch in seiner metallenen
Gestaltung, äußerlich wie innerlich, ein Stück tüchtigen
Könnens aus jener großen Zeit der deutschen Renaissance.

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|as schnellfertige Vorkriegswort eines deutschen
Watteaubiographen, daß „Watteau das seltsame Ge-
schick gehabt habe, zu seiner Zeit dem König von
Preußen besser zu gefallen, als den Franzosen“, veranlaßt
die „Revue de l’art ancien et moderne“ (Juli-August 1921)
in einer ebenso tendenziösen wie aufschlußreichen Ab-
handlung den ersten französischen Amateuren des Meisters
von Valenciennes nachzugehen.

Watteau wurde „gemacht“ im Hotel Crozat, dem
prächtigen Domizil des großen Finanzmanns und Sammlers
in der Rue de Richelieu, das Künstlern und Kunstliebenden
erwünschte Gelegenheit bot, mit dem Hof unter dem

Regenten, der Finanzwelt unter Law zusammenzutreffen.
Die Intimen des Hotels gehen denn auch mit Nachdruck
daran, den jungen Provinzialen, dessen zarte und zärtliche
Art dem Geschmack der Zeit glücklich entgegenkommt,
zu lancieren; Crozat selbst bietet ihm in seinem Hause
eine Wohnung an und bestellt bei ihm Darstellungen der
Jahreszeiten für den Eßsaal des neuen Hotels, das er
gerade durch Cartour und Oppenord errichten läßt — vier
große Kompositionen, von denen nur der „Sommer“ auf
uns gekommen ist (Ehem. Coll. Henri Michel-Levy).
Zeichnungen Watteaus vermitteln die Erinnerung an die
musikalischen Abende des Hotels (Zeichnung im Louvre),

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