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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 3./​4.1921/​22

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1. Januarheft
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Kunstauktionen / Vom holländischen Kunstmarkt / Der Kampf um die Wiener Gobelins / Aus der Künstlerwelt / Gemeinsame Dresdner Kunstausstellungen? / Londoner Kunstschau / Bibliographische und bibliophile Notizen / Neue Kunstbücher
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https://doi.org/10.11588/diglit.21786#0247

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Kunßaukttoneru

BeUtru

Rudolph L e p k e s Kunstauktionshaus beginnt, wie wir hören,
die Reihe seiner großen Versteigerungen Ende Februar oder
Anfang März mit dem Ausgebot einer Sammlung alterMeister.
Es sind hauptsächlich h o 1 1 ä n d i s c h e Gemälde, die hier zur
Auktion kommen werden, Stücke von Jan Scorel, Pieter de Bloot^
Ostade, Langefeld u. a. Im Anschlusse an diese Veranstaltung
werden die Handzeichnungen und Kupferstiche der
Sammlung Stumm versteigert werden, zumeist Blätter der italie-
nischen Schulen des 17. Jahrhunderts, ferner Meister des 18. Jahr-
hunderts. Auch eine Serie Ridinger befindet sich in dieser
Sammlung.

*

Vom 23. bis 25. Januar versteigert die Firma Hollstein
undPuppel die Kupferstichsammlung des verstorbenen Hof-
malers Johann Heinrich Beck, Dessau, welche sechs verschie-
dene Abteilungen enthält. Der 1. Teil umfaßt Kupferstiche, Ra-
dierungen und Handzeichnungen vorwiegend deutscher Künstler
des 18. und 19. Jahrhunderts, darunter eine große Anzahl von
Radierungen Chodowieckis, die in letzter Zeit selten auf
dem Markt vorkommen. In dieser Abteilung sind noch zu er-
wähnen gesuchte Arbeiten von K r ü g e r , Kügelgen, M e n z e I,
Meil, Preller, Rethel, Richter, Ridinger, G. F. Schmidt
u. a. Der 2. Teii bringt hervorragende Lithographien größtenteils
in Farben von Daumier und Gavarni, wie sie in dieser
Reichhaltigkeit in den letzten Jahren selten auf dem Markt er-
schienen. Daran schließt sich eine Abteilung moderner Graphik,
illustrierter Bücher und Kunsthandbücher. Unter letzteren ist
besonders zu erwähnen das ausgezeichnete Werk von Lavater’s
Physiognomische Fragmente zur Beförderung der Menschenkenntnis
in einem der 10 Exemplare, die Lavater, als er sich in Geldnot
befand, an Goethe sandte. Die letzte Abteilung umfaßt ca.
350 Schweizer Ansichten und Kostümbilder zum größten Teil
in Farben von bekannten Schweizer Künstlern wie Aberli, Bieder-
mann, Birmann, L o r v, Lafon, Hegi, Freudeberger, Schmid,
Linck, Hürlimann, Meria’n u. a., welche wegen ihrer hohen Qualität
besondere Beachtung verdienen. Der soeben erschienene Katalog
vermerkt 2381 Nummern.

Jvlüncberu

Die im 1. Dezemberheft angekündigte Auktion einer aus-
gezeichneten Sammlung von Kupferstichen, die für den 12. bis
14. Januar bei Hugo Helbing festgesetzt war, mußte, wie man
uns berichtet, auf den 9. Februar und folgende Tage ver-
s c h o b e n werden. Der von der Galerie Helbing herausgegebene
Katalog der Sa.mmlung orientiert mit seinen vielen guten Tafeln
vorzüglich über die Qualität der zum Ausgebot kommenden Biätter.

*

Die von uns angekündigte Versteigerung von Inkunabeln
usw. die Martin Breslauer, Berlin, gemeinsam mit Emil
H i r s c h , München, veranstaltet, findet nun bei Hirsch in München
am 6. und 7. Februar statt. Es handelt sich um die Bibliothek
Baron Berg, die 588 Nummern umfaßt und in ihrem ersten Teil
Inkunabeln sowie Drucke des 16. Jahrhunderts enthält. Zu den
Hauptstücken der Inkunabeln-Serie zählen in erster Linie die
von Stephan Lanzkranna, dem 1477 gestorbenen Propst zu
St. Dorotheen in Wien verfaßte „Himmelstraße“, ferner drei
seltene Hiob-Schriften, die 1498, 1507 und 1508 gedruckt sind,
dann ein Exemplar der dritten deutschen Bibel, der überhaupt
ersten, die mit Jllustrationen geschmückt ist usw. Unter den
Drucken des 16. Jehrhrhunderts sieht man eine solche Rarität
wie die rnit 109 altkolorierten Holzschnitten versehene Biblia
germanica (Augsburg, Hans Othmar 1507). An die Serie der
Drucke des !6. Jahrhunderts schließen sich gesuchte Kupferwerke,
Deutsche Literatur von 1600 — 1750 und deutsche Literatur ab
1750 an. Der mit Sachkenntnis bearbeitete Katalog orientiert
vorzüglich über die Einzelstücke der Sammlung.

lOten.

Der Katalog der Sammlung Dr. Max Strauß, die, wie
berichtet, vom 16. bis 19. Januar bei Glückselig und Wärn-
d o r f e r versteigert wird, ist von Direktor Dr. Hermann T r e n k -
wald bearbeitet. Bei den Gläsern, deren Gruppe 185 Stücke
umfaßt, hielt sich Trenkwald zum Teil an die Texte, die Pro-
fessor Dr. Robert S c h m i d t in Frankfurt a. M. für das 1921 bei
C. Gerold, Wien, erschienene Strauß-Werk verfaßt hat. Die
G I ä s e r dieser in allen Kunstkreisen bekannten und hoch-
geschätzten Sammlung reichen also von Nr. 1 bis 185; mit 186
beginnen die Porzellane, an der Spitze Meißen, dann
Wien, das nicht bloß quantitativ, sondern auch qualitativ sehr
stark vertreten ist, ferner Fulda, Berlin, Nymphenburg usw. Im
ganzen kommen 496 Nummern zum Verkauf. Auf die hervor-
ragendsten Stücke der Sammlung weist Dr. Trenkwald im Vor-
wort zum Katalog hin. Die Auktion Dr. Strauß wird zweifellos
ein Kunstmarkt-Ereignis von Bedeutung sein. Da sich unter den
Gläsern Arbeiten von Hermann Schwinger (Nürnberg f 1683),
Heinrich Schwanhardt (Nürnberg, fl693), Georg Friedrich Killin-
ger (Nürnberg, f 1726), ferner zahlreiche Mildner- und Kothgasser-
Gläser befinden, dürften sich nicht nur die internationalen Gläser-
sammler in dieser Wiener Auktion ein Stelldichein geben, sondern
auch die Vertreter der Kunstgewerbemuseen, um ihre Sammlungen
komplettieren zu können. Man darf aber auch auf die Preise
gespannt sein, die das namentlich in der Meißen-, Wien- und
Fulda-Serie an erstrangigen Stücken so reiche Porzellan der
Sammlung Dr. Strauß bringen wird.

Üom boltändifcben Kunffmat’kt

Am 24. bis 27. Januar versteigert R. W. P. de Vries in
Amsterdam eine bedeutende Sarr.mlung von alten Handzeich-
nungen, die zum Teil aus dem Besitz des Prinzen von S.-B. her-
rühren. Der uns vorliegende Katalog zählt 633 Nummern auf,
darunter Meisterblätter der italienischen Schulen. Eine
Zeichnung des Correggio stammt aus der Sammlung Arundel,
zwei Blätter gehen im Katalog unter dem Namen Raffaels, zwei
unter dem Namen Titians. Sehr interessant sind daneben die
Carraccis, die Tiepolos vertreten. Von besonderer Reichhaltigkeit
ist die Gruppe der Niederländer. H. Goltzius wird durch
fünf Zeichnungen, von denen vier monogrammiert sind, repräsen-
tiert, Rembrandt durch zwei Blätter, deren Echtheit durch
Hofstede de Groot bestätigt ist, J. van Goyen durch fünf Zeich-
nungen. Auch von den Brueghels, dann von Bakhuysen, Hans
Bol, Ph. de Koninck, J. Livens, van Mieris, A. van Ostade u. a.
sieht man signierte Stücke. In der Reihe der Franzosen
ragen die Blätter von Poussin, Claude Lorrain, J. P. Norbiin de
la Gourdaine, in der Reihe der Engländer die von Morland her-
vor. Der Katalog ist mit sehr vielen vortrefflichen Tafeln ver-
sehen.

Deü Kampf um die IDtenet? Qo beltns*

Man schreibt uns aus Wien: Vorläufig sind die Wiener
Gobelins noch nicht verpfändet. Das steht nun fest.
Denn der Bundes-Kanzler hat den Künstlern und Kunst-
historikern, die ihm von der Erregung in allen künstlerisch inter-
essierten Kreisen der Donaustadt Kenntnis gaben, versichert,
daß von einer Veräußerung oder Verpfändung der fraglichen
Kunstwerke nicht die Rede sein könne und daß im übrigen, falls
die Angelegenheit dennoch akut werden sollte, die Gobelins ganz
gewiß nichtWien verlassen sollen. Vorläufig sind also
die Gobelins noch nicht verpfändet. Ob aber die Wiener Re-
gierung imstande sein wird, für die angeblich in Aussicht stehenden
Lebensmittelkredite andere Wertobjekte als Pfänder anbieten zu
könncn, ist eine andere Frage. Man weiß in Wien ja gut genug,
daß die vielen hunderte von Gobelins — es sind deren an 900 —
bereits vor mehr als zwei Jahren auf f a s t 200 M i 1 1 i a r d e n
Kronen geschätzt worden sind und daß diese Summe auch
in anglo-amerikanischer Valuta schon ein ganz anständiges

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