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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 3./​4.1921/​22

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2. Augustheft
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Schuchhardt, Carl: Die Neuaufstellung der vorgeschichtlichen Abteilung im alten Kunstgewerbemuseum
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Waetzoldt, Wilhelm: Ein Lebenslauf Franz Kuglers
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https://doi.org/10.11588/diglit.21786#0641

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Was man über die knappen Etiketts hinaus zu sagen hat,
soll man in einen g'edruckten „Führer“ schreiben, in
dein die Leute es bequemer als an den Wänden lesen
und auch mit nach Hause nehmen können.

Wohl aber hab ich durch die Anordnung der Origi-
nale selbst, durch Beigabe von Biidern, Karten, Mo-
dellen, wo es nur ging, dem Verständnis zu Hilfe zu
konunen gesucht. lm Paläolithischen Saale z. B. sind
in den großen Schränken nur hinter der mittleren Cdas-
scheibe die kleinen Werkzeuge ausgestellt. und in ihrer
Mitte befindet sich jedesmal eine rote Tafel mit den
Leitformen für die betr. Periode. Oben sind Bilder an-
gebracht, bald eine Ansicht des Fundplatzes, bald eine
Menschen- oder Tierdarstellung aus einer Hölile. Unten
vervollständigen Felsblöcke, rehostruierte Herde und
dergl. die Ortsverhältnisse. An den Wänden zeigt eine
Karte, weiche Teile von Europa im Diluvium vereist
gewesen sind, und eine zweite, wie im Norden das Eis
sich schließlich stufenweise zurückgezogen hat. wobei
die Ostsee starke Wandlungen bis zu ihrem jetzigen Zu-
stande erfuhr. In den Troja-Sälen sind vergrößerte
Photographien von Schliemann und Dörpfelds Grabun-

gen aufgehärgt, im Kaukasus-Saale das Bild einer
Hocker-Leiche von Koban, aus dern man die Verwen-
dung all der Geräte, die in den Schränken liegen: Haar-
nadeln, Spiralringe, Gürtelhaken, Perlen ersehen kann.
Im ersten römischen Saale geben ein paar Germanen-
bilder von der Markussäule ein Gesamtbild der damali-
gen Zeit. Eine ganze Reihe von Gräbern sind so wie
sie gefunden sind, aufgestellt, vor allem im 2. Saale
16 Skelettgräber von Rössen in ihrer eigenartigen
Schlafstellung init marmornen Armringen und Perlen-
ketten geschmückt: mit Trinkbecher und Eßnapf sowie
einem großen Stück Braten versehen. Ebenso sind
eine Menge Modelle in den Sälen verteilt von Gräbern
und Häusern, von dem Wall der Potsdamer Römer-
schanze in seinem heutigen und seinem ursprünglichen
Zustande, von Arkona auf Riigen mit seinem 1921 ge-
fundenen Swantewit-Tempel. Durch solche lebendigen
Bilder wird, meine ich, mehr erreicht als durch lehr-
hafte Texte. Auch ein vorgeschichtliches Museum will
mit dem Auge genossen sein und steht bis zu gewissem
Grade unter künstlerischen Gesichtspunkten. Möge
das unsere ihnen jetz einigermaßen genügen!

€tn „tebenslauf“ feanz Kuglees

mifgeteilt oon

IDÜbelin IDaehotdt

Geheimrat Professor Dr. Wilhelm Waetzoldt, Vor-
tragender Rat im Ministerium ftir Wissenschaft, Kunst
und Volksbildung bietet den Lesern des „Kunstwanderers“
mit dem folgenden Aufsatz einen wichtigen Beitrag zur
Geschichte des Preußischen Kunstwesens dar. Die Red.

I—< ranz Kugler war 1848 zum Vortragenden Rat im
Preuss. Kultusministerium, dem er seit 1843 als
Hilfsarbeiter bereits angehörte, ernannt worden. Durch
die endgültige Übernahme Kuglers als Kunstreferenten
in das Ministerium wurde zugleich die von Kugler schon
lange ersehnte Lösung seines bisherigen Verhältnisses

zur Akademie der Künste, — er war 1833 auf Schinkels
Empfehfung als Lehrer und Assistent bei der Bibliothek
und Kupferstichsairniilung der Akademie angestellt
worden — möglich und notweüdig. Im Senat der Aka-
demie war Kugler, seitdem er als Referent des Minis-
ters die Angelegenheiten der Akademie zu bearbeiten
hatte, mit einem Mißtrauen betrachtet worden, unter
dem Kuglers offene und im Grunde heitere Natnr
schwer litt. (Schreiben Kuglers vom 30. November 1846
an den Minister Eichhorn in den Personalakten Kug-
lers, Geh. Staatsarchiv.) Diese Mißhelligkeiten hörten

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