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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 3./​4.1921/​22

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2. Juniheft
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Straus-Negbaur, Tony: Wie ich Japan entdeckte und sammelte
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Aus der Museums- und Sammlerwelt / Kunstaussstellungen / Kunstauktionen / Londoner Kunstschau / Ein Murillo in Baltimore entdeckt / Aus Hollands Kunstleben / Der Kunstmarkt der Schweiz / Neue Kunstbücher / Werbung
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https://doi.org/10.11588/diglit.21786#0556

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schaftstoilette, sowohl Damen wie Herren. Das Podium
ist mit rotem Sammet dekoriert, und in diesem elegan-
ten Milieu spielen sic-h di-e Versteigerungen ab. Sensa-
tion! Dazu passen dann die Preise der Bilder! Aber
bei Japanauktionen geht es nicht so hoch her. Die Ge-
meinde der Interessenten ist allerdings viel größer als
bei uns in Deutschland, infolgedessen ist es auch
amüsanter, mitzutun. So kaufte ich noch einige Curiosa
bei solchen Gelegenheiten, besonders Primitive. Zwei
große Torii I Kiyonobu fand ich bei Jamanaka. Bei
Oshima einen großen Kopf vom Torii II Kiyomasu und
meinen Liebling: eine Jamauba mit Kintoki auf Seide,
nicht signiert. Vielleicht hat Utamaro selbst das Blatt
angefertigt!

Ein Jahr und einen Monat weilte ich in Amerika. Ich
kehrte reich an neuen Eindrücken in die Heimat zurück.

Aber auch mit wertvollen Jagdstücken asiatischer und
europäischer Kunst. So endete eigentlich 1913 mein
Japansammeln.

Für den Winter hatte ich mich als Schülerin des
„Orientalischen Seminarsk‘ in der Dorotheen Straße in
Berlin angemeldet. Denn ich wollte noch ,.Japanischk‘
lernen, — lesen und schreiben! — Allnächtlich saß ich
und studierte die schwierigen japanisch-chinesischen
Zeichen. Anfangs ging es ganz gut; ich konnte mit den
Offizieren und Studenten Schritt halten, war um 8 Uhr
pünktlich in der Schulklasse. Aber, aber, nach einem
halben Jahre merkte ich, daß mein Haushalt und ich
nicht im rechten Gleise waren. Da gab ich's Studium
wieder auf. Seitdem weiß ich, daß meine Sammlung
japanischer Worte niemals so groß geworden wäre wie
die meiner Farbendrucke.

Beurdeley:
Pres des docks

Gutekunst & Klipstein
Bern

Aus dev Jvtufeums' und Sammleeiüelh

ein ßrfceuticbes Symptom dcv Selbstbesinnung
ft?ansö{i(cber Kunftfortcberkrcife,

In einem der letzten Hefte der bekannten französischen
Kunstzeitschrift „Chronique des Arts“ finden wir einen Aufsatz des
Konservators am Louvre Louis D e s m o n d s , den wir als er-
freuliches Symptom der Selbstbesinnung französischer Kunstfor-
scherkreise buchen möchten. Wenn man die ausländische, na-
mentlich fratizösische Kunstliteratur nach dem Kriege verfolgte,
traf man eigentlich ausnahmslos auf ein bewußtes Ignorieren wichti-
ger deutscher Forschungen oder auf eine widerwärtige Polemik
dagegen. Desmonds, der einen von Hermann V o ß während des
Krieges veröffentlichten Aufsatz bespricht, macht eine rtihmens-
werte Ausnahme. Mit einer Objektivität, die ebenso iiberraschend
wie erfreulich genannt werden muß, wiirdigt er die von deutscher
Seite gemachte Entdeckung einer dem C’aravaggio-Kreis angehö-
renden interessanten französischen Malerpersönlichkeit des
17. Jahrhunderts, von der man in Frankreich bisher nur den
Narnen, nicht die Werke kannte (Dumesnil de la Tour). Keinerlei
Versuch wird gemacht, die Bedeutung der deutschen Entdeckung
irgendwie zu schmähen; im Gegenteil werden die Verdienste des
deutschen Gelehrten um die Erforschung des „Seicento“, vielleicht

nicht ohne eine gewisse Spitze gegen die Chauvinisten, ausdrück-
lich unterstrichen. Wir diirfen wohl der Hoffnung Ausdruck geben,
daß unparteiische Beurteiler wde Desmonds keine Ausnahmefälle
mehr bleiben werden, sondern Vorboten eines besseren inter-
nationalen Zusammenarbeitens in der Kunst-
wissenschaft.

Qttapbbcbc Sammlung |Müncb<2n.

Die charaktervolle Art des vor einem Jahre, am 29. Mai 1921,
verstorbenen Landschafters Philipp Röth wird durch die
gegenwärtige Gedächtnisausstellung sehr glücklich aufgewiesen.
Sehr glücklich einmal deshalb, weil unseres Kiinstlers Werk von
seiner besten Seite her, mit den Zeichnungen, in den Gesichts-
winkel genommen ist, zum andern, weil man durch nochmalige
Überprüfung einer sorgfältigen und doch umfangreichen Ausw'ahl
sich miihte, sozusagen ein scharfes Bild auf die photographische
Platte zu bringen, die dann ihrerseits naturnotw'endig ohne Be-
schönigung konterfeit. Treuer Museumsdienst! — Röth war 1841
zu Darmstadt als Sohn eines Schreiners geboren. Seine zeitlebens
festgehaltene Neigung zu intimer Erfassung der deutschen Flach-
und Hiigellandschaft in ihrer ruhigen, maßvollen, klar iiberseh-

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