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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 3./​4.1921/​22

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2. Dezemberheft
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Singer, Hans Wolfgang: F. A. Boerner
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Paschkis, Erwin: Das Sammeln von Bilderrahmen
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https://doi.org/10.11588/diglit.21786#0220

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und Ätzwasser, glaube ich, die Tat allein vollbracht.
Welch unübertreffliche Stofflichkeit und Farbigkeit herrscht
hier vor! Schlankweg verleiht man oder verlieh man
dem verstorbenen Koepping die Krone unter den Meistern
der reproduzierenden Graphik: er hat aber nichts geschaffen,
was diese beiden Blätter überträfe. Wie bei ihm, wird
hier nicht nur das Äußere des Originals mit seiner Ober-
haut meisterhaft wiedergegeben, sondern ebenso treu
der Geist Liebermanns, der Geist Rembrandts herausgeholt.

Dem Meister der das kann, mögen diese Zeilen
freudige Anerkennung zollen. Wir wollen seine Gaben

nicht nur hinnehmen, sondern ihn auch wissen lassen,
daß wir ihm dafür Dank sagen. Wer ahnt ob nicht
Entsagung in der Rolle liegt, die er auf sich genommen
hat. Original-Arbeiten wie der ,,Ostseestrand auf Born-
holm“ und andere zeigen, daß er wohl gewappnet wäre,
auch auf dem Feld der Malerradierung seinen Kämpen
zu stellen. Aber noch mehr weist er sich als schöpfe-
rischer Geist aus, durch die blendende Art, in der er
seine Wiedergaben der Werke anderer gestaltet, und
durch das vielseitige, reife Können das ihn zu seinen
Leistungen die Möglichkeit bietet.

F. A. Boerner
nach Max Liebermanns
„Netzefiickerinnen“

Amsler und Ruthardt,
Berlin

Das Sammeln oon Btldct’t’abmcn.

Mancher, der den Titel liest, wird einen Irrtum vermuten.
Denn es gibt tatsächlich auch nicht Viele, die die Frage, ob der
Rahmen als solcher Daseinsberechtigung hat oder nur im Hin-
blick auf das unterzubringende Bild, für sich in dieser Weise
gelöst haben.

In erster Linie falien gleich die weg, die den Rahmen als
einzelnen Gegenstand in einer gewisse Zeitperioden umfassenden
Sammlung ausstellen — Sammlung Dr. Figdor in Wien. Der
Bilderrahmen ist dort als Objekt zu finden, das z. B. Motive der
Renaissance in vorbildlicher Weise trägt, als Sammelgegenstand
wie etwa ein Tisch der gleichen Periode.

Diese Wertung mit Rücksicht auf den Stil allein leitet über
zu dem reinen Studium des Bilderrahmens nach historischer
Entwicklung.

Kehren wir aber zu unserem eigentlichen Thema zurück.
Die wenigen Sammler, die den Rahmen allein sammeln und die
Wände ihres Privatmuseums mit ihm schmücken, hatten vor dem
Kriege ein leichtes Feld. Es ist dies kein Gemeinplatz; wenn
schon das Sammeln heute oft zu einer Qual wird, ist das Auf-
suchen edler Rahmen für den Vorkriegssammler fast zur Un-
möglichkeit geworden. Hierbei denkt wohl jeder zuerst an den
Preis und er hat teilweise recht.

Wenn der neue Reiche für Porzellan, Möbel, Silber, Zinn
und Gläser höchste Preise anlegt, so kauft er Objekte, die eben
an sich bestehen. Der Rahmen ist aber für den Händler und für

den Sammler, der eine kleinere oder größere Galerie sein eigen
nennt, ein reiner Gebrauchsgegenstand. Das war er wohl immer.
Heute ist er aber eine Rarität zugleich.

Woher das gekommen sein mag, ist nicht recht klar. Es
ist wohl sicher, daß die Furcht vor dem Bargeld, das neue
Kapital usw. zahllose Bilderkäufe nach sich ziehen, die sonst
unterblieben wären. Diese Bilder, Objekte, die oft uralten Be-
sitz gewechselt haben, sind aber meist alt gerahmt; und doch
sieht es fast so aus, als ob es viel weniger alte Rahmen gebe
als alte Bilder zu haben sind!

So wird selbst der einzelne Rahmen dem Händler ein
unentbehrlicher Gegenstand. Ein gewöhnlicher Gold-BIondel
aus den 50er Jahren ist eine Rarität und wird eben vom Verkäufer
von Bildern, auch wenn er ihn momentan nicht benötigen sollte,
fast nie abgegeben.

All diese Umstände wirken nun preisbildend und es ist
klar, daß die Kosten des reinen Sammelns von Rahmen um ihrer
selbst willen keine geringen sind. Nichtsdestoweniger mögen
gerade diese Möglichkeiten näher besprochen sein.

Das Sammeln des Rahmens ist kunstgeschichtlich ganz
besonders instruktiv. Wohl an wenigen Objekten zeigt sich das
Motiv der Zeit deutlicher und reiner als an ihm. Er führt uns
durch alle Perioden der Geschichte und zeigt uns den Stil in
einer geradezu vorbildlichen Weise. Der Rahmen ist aber, wie

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