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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 3./​4.1921/​22

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1. Septemberheft
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Donath, Adolph: Die Eröffnung des Berliner Schloßmuseum
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Braun, Edmund Wilhelm: Die Oktober-Auktion deutscher Fayencen im Wiener Dorotheum
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Schadow, Hans: Erinnerungen an Ferdinand Hodler
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https://doi.org/10.11588/diglit.21786#0022

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Künersberger Konsole mit Scharffeuerdekor (Abb.6), einige
Krüge aus derselben Fabrik, ferner einen Muschelleuchter
und einige Terrinen in Form von Früchten von Schretz-
heimer Provenienz hervorhebe.

Bedeutend geringer an Zahl sind die norddeutschen
Fabriken vertreten, aber dafür finden sich unter denselben
einige sehr interessante Stücke, so einc Braunschweiger
Athenafigur (Abb. 7), die in zwei Exemplaren vorkommt
sowie drei der großen, dekorativen und hübschen Garten-
vasen aus der Osnabrücker Fabrik, mit der uns Riesebieter
bekannt gemacht hat (Abb. 8).

Eine stattliche Anzahl von Geschirren, zumeist Krügen,
die alle derselben Manufaktur entstammen, tragen auf
kleisterblauer, Iackartig glänzender Glasur Blaumalerei im
Nürnberger Stil, stilisierte Blumen, Landschaftsfelder und
solche mit Heiligenfiguren. Sie stehen in deutlicher Ab-
hängigkeit von den obenerwähnten Nürnberger Export-
krügen und entstanden in der Salzburger Manufaktur.
Ihr zahlreiches Vorkommen in dieser Salzburger Sammlung
ist daher begreiflich. Zwei der Krüge tragen eine Marke,
die aus M und K legiert ist und auch sonst für Salz-
burger Fayencen verbürgt erscheint.

Ferner finden sich Salzburger und Gmundener Ge-
schirre mit Scharffeuerdekor, Fayencen aus der Laibacher
und anderen österreichischen Betrieben, ungarisch-
slowakischen Arbeiten, darunter eine Piatte mit der Dar-
stellung einer friedrizianischen Gardeinfanterie-Kompagnie
und endlich zahlreiche, sehr wertvolle Fayencen aus der
Holitscher Fabrik, die die iiberraschende Vielseitigkeit
an malerischen Dekorationsweisen sowohl in Schatffeuer-
wie in Muffelfarben, als auch an plastischen Afodellen
veranschaulichen. Die künstlerisch hervorragendsten unter
denselben sind zwei rechteckige Platten mit den Relief-
brustbildern des Herrscherpaares Maria Theresia und
Kaiser Franz, auf das Feinste in Muffelfarben und Gcld
bemalt (Abb. 9). Das abgebildete Porträt der Kaiserin
trägt die Malersignatur „Heß“. Fabrikmarken fehlen bei
dem Relief, doch ist die nahe Verwandtschaft zu be-
zeichneten Holitscher-Stücken evident, außerdem finden
wir in einem von Schirek veröffenllichten alten Formen-
verzeichnis der Fabrik beide Modelle um 1780 angeführt.
Der restliche Bestand der Fayencen verteilt sich auf die
Manufakturen zu Straßburg, Moustiers, Alcora, und die
oberitalienischen Fabriken.

Gcinnecungeta an petrdinand Jdodlet?

non

Hatis Scbadoto

Der Berliner Porträt- und Landschaftsmaler Professor
Hans S c h a d o w, der viel in der Welt herumgekommen
ist und eine stattliche Reihe hervorragender Persönlich-
keiten gemalt hat, gibt im nachstehenden Aufsatz seine
Erinnerungen an eine Begegnung mit dem Schweizerischen
Meister wieder, die jetzt anläßlich der Eröffnung der
großen Hodler - Ausstellung in Bern sehr
willkommen sein dürften. Über die Ausstellung selbst
wird Professor Dr. Johannes Widmer, Dozent für
Kunstgeschichte an der Universität in Genf, demnächst
im Kunstwanderer sprechen.

|-h s war im Sommer 1911, als ich zweck- nnd ziellos
*—' in der Schweiz herumbummelte. Auf einem Dampfer
des Thuner Sees traf ich Hodler, den ich nicht iange
vorher durch Max Liebermann in der Berliner Sezession
kennen gelernt halte Da auch er ein paar Tage ver-
bummeln wolle, beschlossen wir, dies gemeinsam zu
tun, und in kurzen Fahrten, die von manchem Aufenthalt
an allen möglichen Orten unterbrochen wurden, begleitete
ich ihn bis zu seinem Landgütchen.

Während dieser Tage kam er im Gespräch darauf,
mir zu erklären, was er mit seiner Kunst beabsichtige,
und da das so grundverschieden war von dem, was ich
und wohl auch fast alle Beschauer aus seinen Bildern
herausgelesen, so dürfte es auch die Leser des „Kunst-
wanderers“ interessieren.

Unsere Unterhaltung wurde französisch geführt, denn
Hodler bestand darauf, mit mir in dieser Sprache zu
reden, weil er als geborener Berner, nur „Schwyzer
Dütsch“ könne. Auf meine Entgegnung, daß ich das
vollständig verstünde und auch leidlich spräche, erklärte

er, daß er beim Malen nur französisch dächte und daß
wir dabei bleiben sollten, zumal ich es ebenso wie meine
Muttersprache beherrschte. „Habe ich in Berlin Erfolg
gehabt?“ war seine erste Frage. „Erfolg eigentlich noch
nicht“, gestand ich ihm, „aber Spektakel hat’s um Ihre
Bilder gegeben.“ „Auch gut! Das ist meistens der
Anfang zu einem dauernden Erfolge.“ Dann fragte er,
wie i c h seine Bilder auffasse. Ich sagte, daß mir vor
allem die Wucht der Bewegung darin imponiere. Er
lachte und erklärte das für eine kleine Nebenwirkung;
da er keine Empfindung für Details hätte, so bliebe er
im Großen und Groben und da verlöre man nicht die
Wucht der Bewegung, was so oft beim Ausführen ge-
schähe. „Dreißig Jahre lang hat man mich ausgelacht,
weil ich so grob arbeitete Jetzt ist die Grobheit Mode,
(ä present la rudeur est ä la mode). Jetzt wirft sich die
Mode auf mich. Nein, was mich vor allem interessiert,
das ist das symmetrische Stilisieren. Ich empfinde mich
selbst als ein Nachfolger der Altflorentiner, speziell des
Botticelli. Darum bin ich unglücklich über mein Bild in
der Aula der Jenaer Universität: Rückzug der Schweizer
nach der Schlacht von Marignano. Es war symmetrisch
in einen Kreisbogen hinein komponiert; weil es aber der
Raum gebot, wurde der rechte Zipfel abgeschnitten. —
Alsdann bin ich im Laufe der Zeit zu der Überzeugung
gekommen, daß die häufige Wiederholung auf demselben
Bilde von Figuren, welche die gleiche Empfindung zeigen,
diese Empfindung dem Beschauer viel stärker aufzwingt,

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