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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 3./​4.1921/​22

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2. Oktoberheft
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Baum, Julius: Die Zürchner Ausstellung, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.21786#0097

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7ahrgang 1P2I

Hcrausgeber: i\dOlpl7l DonQtfl

2. QkloDernefl:

Dte Bürcher Ausßettung

ÜOtl

luttus Baum

|ie im Zürcher Kunsthause eröffnete Ausstellung ober-
deutscher Malerei und Bildnerkunst aus der Zeit
zwischen dem Ende des 14. und der Mitte des 16. Jahr-
hunderts ist ein Ereignis von nicht alltäglicher Wichtig-
keit. Neben Kirchen- und Privatsammlungen haben die
Museen von Basel, Bern, Donaueschingen, Frauenfeld,
Freiburg i. Ü., S. Gallen, Genf, Karlsruhe, München,
Neapel, Nördlingen, Nürnberg, Schaffhausen, Solothurn,
Straßburg, Stuttgart, Zürich Bestände dazu beigesteuert.
Diplomatische und finanzielle Unterstützung stand zur
Verfügung. Allerdings wäre es zweckmäßig gewesen,
für ein so bedeutendes Unternehmen einen größeren
Arbeitsausschuß sachkundiger Fachleute zu Rate zu
ziehen; es wäre auf diese Weise manches Bild, das den
Veranstaltern der Ausstellung verborgen blieb, bei-
gebracht, die Überlassung manches erbetenen Werkes
nicht verweigert worden. Immerhin ist, wenn auch
Berlin die kleine dem Konrad Witz zugeschriebene
Kreuzgruppe, Solothurn die Muttergottes in den Frühlings-
blumen, Stuttgart das Benediktusbild, das den Schlüssel
zur Erforschung des Meisters von Messkirch bildet, nicht
zur Verfügung gestellt haben, das Ergebnis der Aus-
stellung wichtig genug. Um ihr Zustandekommen und
die Unterbringung der Kunstwerke in den Räumen des
Zürcher Kunsthauses hat sich der Konservator dieser
Sammlung, Dr. W. Wartmann, verdient gemacht.

Die Ausstellung umfaßt vor allem Werke der ale-
mannischen, besonders schweizerischen Malerei, daneben
vereinzelte oberdeutsche Arbeiten, die außerhalb des
alemannischen Stammesgebietes entstanden sind. Mehr
aus dekorativen Gründen sind zwischen die Gemälde

Bildwerke gestellt. Das vorläufige Verzeichnis — der
Katalog ist in Vorbereitung — zählt 255 Kunstwerke auf.

Die Sammlung greift bis zu den Anfängen der
Tafelmalerei im späten 14. Jahrhundert zurück. Gerade
aus dieser Zeit und dem Anfang des 15. Jahrhunderts
hätten, auch abgesehen von der Solothurner Maria, viele
wichtige Gemälde aus der Gegend des Oberrheines zu-
sammengebracht werden können. Es fehlen z. B. an
Tafeln, die leicht erreichbar gewesen wären: aus dem
Basler Historischen Museum ein angeblich böhmisches
Diptychon mit Christus und Maria, aus Kolmar eine
vielfigurige Kreuzigung, aus dem Freiburger Diözesan-
museum Flügel mit der Jugendgeschichte Christi, aus
Karlsruhe die Reste eines kleinen Passionsaltares, aus
Stuttgart die Flügel des Dornstadter Altares, die Beben-
hauser Maria auf dem Thron Salomonis und ein Noli
me tangerex), aus dem Städtischen Museum in Lindau
eine Beweinung Christi, ferner Tafeln aus dem Museum
in Überlingen und aus der Sammlung Beck in Ravens-
burg, ein Flügel mit Vermählung Mariä und Geburt
Christi im Konstanzer Rosgartenmuseum * 2), die Passions-
bilder aus Bregenz im Münchener Nationalmuseum3),
endlich Arbeiten des Meersburgers Stephan Lochner.

Unter den vorhandenen Gemälden aus der Zeit um
1400 sind einige bemerkenswerte Stücke. Eine An-

0 Vgl. Brandt, Die Anfänge der deutschen Landschafts-
malerei, 1912, S. 221.

2) Vgl. W i n g e n r 0 t h - ü r ö b e r , Die Grabkapelle Ottos III.
v. Hachberg, 1908, S. 73, 74.

3) Vgl. B r a u n e , Beiträge zur Malerei des Bodenseegebictes,
Münchener Jahrbuch der bildenden Kunst, II, 1907, S. 22 ff.

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