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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 3./​4.1921/​22

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1. Augustheft
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Donath, Adolph: Prag als Sammlerstadt, [3]
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Jahreschaut Deutscher Arbeit Dresden / Aus der Museums- und Sammlerwelt / Kunstauktionen / Vom holländischen KUnstmarkt / Londoner Kunstschau /Kunstausstellungen / Aus der Künstlerwelt / Kunst- und Antiquitätenhandel / Werbung
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https://doi.org/10.11588/diglit.21786#0621

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Daß man in allen diesen und den anderen Prager
Sammlungen auch für die Figuren und Gruppen des
heimischen Prager Porzellans schwärmt, ist begreiflich.
Ich hatte, wie ich schon im „Prager TagblatG hervor-
hob, bis zu meiner Prager Reise nur wenige gute
Stücke dieser Art gesehen, fand aber dann in Prag bis-
weilen manche hübsch modellierte und in den Farben
ansprechende Figur. Das aber glaube ich im lnteresse

des sich erfreulich entwickelnden Prager Kunst-
gewerbes doch sagen zu müssen, daß die Litera-
tur bei der Sichtung des Alt-Prager Porzellans
reinen Tisch machen müßte. Die allzu billigen
Genre-Figürchen zum Beispiel, die als Zünd-
hölzchenbehälter dienen, dürften in die Reihe
der künstlerisch gedachten Stücke nicht eingefügt
werden!

Max Svabinsky Vormitfag an der Elbe

7abt?es{cf)au Deutßbet’ AFbett Dt’esden.

ii.

In einem eigenartig ausgestatteten und gestalteten Sonder-
bau innerhalb des Ausstellungspalastes findet man die in einem
Porzellankonzern zusammengeschlossenen Firmen Älteste Volk-
stedter Porzellanfabrik, Porzellanfabrik C. M. Hutschen-
reuther und Porzellanfabrik C. Fielsch & Co., Hier
betritt man einen mit magischem Licht erfüllten Raum, in dessen
Mittelpunkt ein großer, von der Ältesten Volkstedter in
weißcm Porzellan hergestellter Brunnen steht, der eine Palme
mit mächtigen stilisierten Blättern (25 ) darstellt, in deren oberen
Rinnen das Wasser herab in das große Porzellanbecken fließt, das
von unten und oben beleuchtet werden kann: ein keramisches
Kunstwerk, das allgemein bewundert wird. Die Älteste Volk-
stedter hat auch noch im Garten einen kleinen Pavillon mit Por-
zellanen nach Entwürfen von Marlene Möschke (Potsdam), Derra
(Passau) und Klötzer (Volkstedt), ferner ausgestattet mit an Ketten
hängenden Ampeln, Beleuchtungskörpern an Ketten und Bluinen-
kiibeln, sowie einen kleinen Springbrunnen, alles in weißem Por-
zellan, was eine vornehme Wirkung hervorbringt. Rings um den
erstgenannten großen Brunnen zieht sich eine Reihe bühnenartiger,
vorzüglich beleuchteter Öffnungen, in denen die verschiedenen
Zweigfabriken einzeln ausgestellt haben, so vorm. Dressel, Kister
& Co., (Passau) Unter- und Aufglasur-Kunstporzellane, die
Schwarzburger Werkstätten (u. a. Pierot und Pierette, weiß mit
Gold, von Schwarzkopff,, Tanzfigur von Apel, Rokoko- (Spitzen-)

Figuren, ein Narr in einer allerdings recht närrischen Stellung),
die Abteilung Eckert zeigt Jagdgruppen; C. M. H u t s c h e n r e u-
t h e r, dessen Kunstabteilung (Handmalerei) sich in Dresden be-
findet, die unter Leitung von Richard Wehsener steht, zeigte u. a.
Vasen, Teller, Dosen, teils eigenartig geformt mit mytologischer
Figurenmalerei, Prachtstiicke in Kobalt mit Gold, wie z. B. eine
Vase in griechischer Form mit Goldmalerei, darstellend Diomedes,
Minerva und Mars. Eine einzigartige Sehenswürdigkeit stellen
fiinf Riesenvasen dar, die den Raum in der Rotunde zieren: feinste
Handmalerei mit Godldekoration; die größte dieser herrlichen Va-
sen ist ca. 1,25 m groß und hat einen Wert von einer Viertel-
million und deren Bild Venus und Psyche darstellt. Hier offenbart
sich ganz besonders, was Porzellankunst zu leisten vermag!

Vom Verband deutscher Luxusporzellan-
f a b r i k e n haben sich fünf Firmen zu einer geschlossenen Aus-
stellung zusammengetan, deren Kojen praktisch aneinandergereiht
sind, wobei jede einzelne Firma ftir sich zur Geltung konnnt, —
vorbildliche Anordnung. Hier sei zunächst die Füstenberger
Porzellanfabrik erwähnt, die vor allem bei ihren Vasen
alte Formen bevorzugt. Gerade in der Porzellankunst — entgegen
dein Kunstglas —- zeigt sich, daß der moderne Geschmack sich
dem älteren nähert, und zwar sicherlich zuin Besten der Kunst
selbst, die so am sichersten von modernen Geschmacklosigkeiten
verschont bleibt. Wie prächtig sehen hier die sog. Bocksvasen aus,

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