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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 3./​4.1921/​22

DOI Heft:
2. Dezemberheft
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Donath, Adolph: Gespräche mit Bode
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https://doi.org/10.11588/diglit.21786#0209

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7ahrgang 192!

2. DezcmDerheft

Gefpcäcbe tntt Bode

oon

Adolpb Donafb

Jm 1. Dezemberheft des „Kunstwanderers“ standen die
* Worte, es scheine uns außerordentlich erfreulich, daß
die Auktion der Bibliothek Wilhelm von Bodes bei
Lepke „gezeigt hat, wie stark der Name Bodes wirkt
und daß nun der Berliner Kenner, dem Kunstwissen-
schaft und Museumswesen unendlich viel verdanken, die
erzielte Summe für seine Sonderzwecke bereithalten kann.“

Heute ist das Rätsel dieser „Sonderzwecke“ schon
gelöst: Bode hat die 21/2 Millionen der Vollendung des
Asiatischen Museums in Dahlem gewidmet.
Das ist ein Akt seltener Großherzigkeit. Jetzt aber liegt
es in der Hand der zuständigen Behörde, den Bau so
schnell als möglich zuendezuführen, damit das
Kaiser Friedrich-Museum endlich aus
seinen Nöten komme. Denn seine Kammern sind
vollgesteckt mit mehr als hundert Tafelbildern und
Plastiken, für die es in den Schausälen leider schon seit
langem keinen Raum gibt. Wenn nun die I s 1 a m i s c h e
Abteilung, an der Bode selbst doch ein Interesse
hat — die Teppiche zum Beispiel sind s e i n e Schen-
kungen — in kurzer Zeit im Asiatischen Museum unter-
gebracht würde, dann hätte hiervon nicht nur die Wissen-
schaft ihre Vorteile, sondern auch das Publikum. Dann
kämen nämlich im Kaiser Friedrich-Museum die bisher
eng magazinierten Bilder usw. glücklich ans Tageslicht!

Im übrigen scheint Bodes uneigennützige Millionen-
stiftung die gebefreudigen Kunstkreise günstig beeinflußt
zu haben. Als ich in diesen Tagen bei ihm zu Besuche
war, erzählte er mir, daß ein Kunstfreund, namens L i o n ,
den er bisher nicht gekannt hat, ihm für das Kaiser
Friedrich-Museum einen Piero della Fran-

cesca zur Verfügung gestellt habe. Es handelt sich
um einen hl. Hieronymus, der voll signiert und 1450
datiert ist, wohl das früheste Bild des sehr raren 1423
geborenen Meisters. Bode hatte überhaupt den Piero
schon längst, wie er sich ausdrückt, „auf der Pfanne“,
und war eines Tages sogar nahe daran, in England ein
Werk des Malers von Borgo zu erwerben. Doch im
letzten Moment wurde ihm dieses Stück nach Amerika
entführt. Nun aber ist er zufrieden, daß er seinen Piero
della Francesca in seinem Museum hat, wenn es auch,
wie er meint, kein besonders hervorragender ist.

Wer Wilhelm von Bode kennt, muß immer von
neuem staunen, welche Jugendfrische er sich bei seiner
50jährigen Tätigkeii an den Berliner Museen — ja, 1922
werden es 50 Jahre! — bewahrt hat und wie unermüd-
lich und intensiv er weiterforscht. 'Es sind kostbare
Empfindungen, wenn er hier ein Buch aufschlägt, um
seine Worte zu belegen, dort mit einem Ruck (trotz dem
schmerzenden Bein) nach einem Katalog aus seiner Hand-
bibliothek greift, um die Wiedergabe einer Quelle zu
rechtfertigen.

Wir sprechen gerade vom Kunstleben des Auslandes
und da erzählt er mir die Neuigkeit, daß der P r o z e ß
über die Erbschaft der Frau Professor Bachofen-
Burckhardt in Basel durch einen Vergleich be-
endet wurde, bei dem die Erben auf den Kunstnachlaß
zugunsten der Basler Kunsthalle verzichtet
haben. „Nach starker Sichtung“ wird, sagt Bode, die
Sammlung, die er selbst „nach manchen Richtungen
durch zwanzig Jahre vermehren konnte, ein sehr er-
freulicher Zuwachs der Basler Galerie werden.“

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