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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 3./​4.1921/​22

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2. Januarheft
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Pazaurek, Gustav Edmund: Eingeglaste Pasten, [3]
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Weiss, Konrad: Münchner Brief
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https://doi.org/10.11588/diglit.21786#0272

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kam; ein ähnliches Stück der Sammlung Knopf mit einem un-
bekannten Männerbiidnis hatte die Signatur des Medailleurs
Kirchner, den wir aus einigen Arbeiten der zwanziger Jahre des
19. Jahrhunderts kennen.

40) Hauptsächlich das Harrach-Wappen selbst u. z. nicht nur
im Wiener Palais dieses Qeschlechtes, sondern auch — spätere
Arbeiten — in der Glasfabrik Neuwelt (von da in der Prager
Museumsausstellung von 1908 No. 1145 und 1146) oder in Privat-
besitz z. B. bei Dr. Katz in Reichenberg.

41) Solche Andachtstücke findet man z. B. im Städtischen
Museum in Prag, in den Museen von Gablonz und Haida oder
bei Hofrat Prof. Dr V. Janovsky in Prag; viel schöner sind blaue
Überfang-Schliffbecher mit eingeglasten Madonnen- oder Mütter-
Brustbildern z. B. bei Direktor V. Schick in Prag oder bei
Apotheker E. Conrath in Reichenberg. (Abb. 15)

4'2) Z. B. die Himbeerfarben - Tasse mit der eingeglasten
B. Cellini-Paste bei Frau Fröhlich-Feldau in Wien (Troppauer
Porzellan-Ausstellung 1906, No. 421), ebenso die Desprez-Tassen
mit deutschen Herrschern, z. B. Kaiser Franz und Friedrich

Wilhelm III. in der Sammlung Pazaurek (vgl. Pazaurek, Guter und
schlechter Geschmack (1912) S. 77. Abb. 52.

43) Z. B. an einem, in der Sammlung von F. F. Palme in
Steinschönau befindlichen, geschliffenen Walzenbecher, dessen
eingeglastes buntes Emailmedaillon ein Mädchen darstellt, das
einen Buchstaben in eine Baumrinde einschneidet, und der rück-
wärts das Monogramm B. C. H. H. zeigt.

44) Katalog der Gewerbeausstellung im Königl. Zeughause
1844, S. 242, No. 2735; amtlicher Bericht über die gleiche Aus-
stellung III. 74 und A. F. Neukrantz: Ausführlicher Bericht (1845)

S. 380.

45) Das Hohenzollernmuseum besitzt gerade für die Frage
der Pasten ein reiches Studienmaterial. Von eingeglasten Pasten
sind besonders die beiden Trinkgläser mit dem Kopfe Friedrich
Wilhelms IV. (ein Glas mit rosa Überfang), von gepreßten Glas-
intaglien noch das große, schwere Stück mit erhabenem Relief-
kopf Friedrich Wilhelms III. (nachträglich noch nachgeschnitten)
zu betonen.

von einem Pokal um 18-10 (Gläsersamml. Pazaurek)

Abb. 17.

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oon

Konrad IDeiß

)

f jleichgültig, ob man mehr bei den älteren Richtungen
oder beim radikaleren Fortschritt, also nach durch-
schnittlichen Begriffen mehr rechts oder mehr links steht,
so mußte man dem Münchner Kunstleben im vergangenen
Jahre durchaus mehr Bewegung wtinschen. Es war nur
die neue Sezession und einige Kunsthändlerausstellungen,
die für neue odertiberhaupt fremdereZufuhr sorgten. Mochte
diese, wie bei der schönen Ausstellung „Münchner
Malerei unter Ludwigl. “ (der Galerie Heine-
mann) auch aus der eigenen Vergangenheit her erfolgen.

Diese während der sommerlichen offiziellen Aus-
stellungsperiode dauernde Schau konnte man als eine
in vielem schöne und immer liebenswtlrdige Bilderwelt
genießen. Gewiß war die Problematik bei den vielen
kleinen Bildern, da die monumentale Kartonkunst der
Cornelius’schen Kunst und des nazarenisch-romantischen
Ausganges fehlen mußte, für die unmittelbare Empfindung
unserer heutigen Bedürfnisse meistens verdeckt; weniger
bei der Richtung auf das neue Naturhafte hin, wo sich

trotz der erzählenden Kleinwelt die Keimung zur Barbi-
zoner Intimität hin zeigte, mehr dagegen, bei den Bildern,
die das weltanschauliche Formproblem direkter enthalten,
aber eben in der literarisch-idealistischen Einkleidung,
die sowohl der klassizistischen wie der romantischen
Richtung eigentümlich war und beide auch neben- und
ineinanderfließen ließ. Jedenfalls zeigte sich aber hier
dem Blick die Periode eines trotz vorherrschenden ro-
mantischen Sammler- und landschaftlichen wie monumen-
talen Registriersinnes regen geistigen Lebens voller heim-
licher Gegensätze, -Spannungen, die in jenen Jahren
stilistisch fein und gefällig ausgetragen wurden, geistig
aber auch heute noch nicht ausgetragen sind. Man
braucht nur daran zu denken, daß der Expressionismus
in seinen Anfängen irgendwie charakterhaft gotisch (d. i.
romantisch ein Unsinn) bewegt, jetzt in eine klassizistische
Abrundung der Form einbiegt, in eine abgelöste Hymik
oder Sachlichkeit oder — und das ist merkwürdig genug
bei der Geistpolitik seiner Ursprünge — in ein neues

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