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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 3./​4.1921/​22

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1. Juniheft
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Donath, Adolph: Prag als Sammlerstadt, [2]
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Bogeng, Gustav A. E.: Deutsche Buchkünstler und Buchkunstwerkstätten der Gegenwart, [1]: Buchdruckerkunst und Buchschönheiten
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https://doi.org/10.11588/diglit.21786#0520

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sammenwohnen. Es ist eine reichhaltige Bilderreihe,
in der eine „Madonna“ den Ton angibt, die von Max
J. F r i e d 1 a e n d e r als Werk des Cornelis E n g e 1 -
brechtsen (1468—1533), des Lehrers von Lucas
van Leiden anerkannt wurde. Und neben diesem aus-
gezeichneten Stücke der frühen holländischen Malkunst
hängt hier eine Landschaft des Jan Brueghel
(17. Jahrhundert), dort eine Landschaft des Salomon
R u i s d a e 1 , hier ein „Dorfbader“ von David
R y c k a e r t III., der zwanzig Jahre alt war, als sein
Großvater, Ryckaert I. starb (1632). Auch alte Italiener
und Franzosen beleben die Sammlung. Und schließlich
interessiert uns noch die erwähnte Gruppe der Maler
d.es 19. Jahrhunderts, unter denen Hans M a k a r t mit
einer farbenprächtigen Studie „Bacchanal“ hervorragt
und die Kunst des 1865 verstorbenen tschechischeu
Meisters Josef Navrätil, den ich einen Vorläufer
des französischen Impressionismus nennen möchte.

Als ich vor einigen Jahren die Wiener Staats-
galerie besucnte, stieß ich auf ein winziges Biid von
Josef Navrätil. Navrätil? Der Name war mir nicht ge-

läufig. Und die allgemeine Kunstgeschichte kannte ihn
nicht. Ob tschechische Literatur über ihn erschienen
war, wußte ich nicht. Aber dieses feine, hell über-
strahlte weibliche Figürchen, das mich im Moment ge-
fangengenommen, verfolgte mich, war wie ein kleines
Erlebnis. Jetzt habe ich in Prag so manche Bilder des
Künstlers studiert und ich sage es noch einmal, daß er
nicht nur ein Vorläufer des französischen Impressionis-
mus gewesen ist, sondern einer der farbenempfind-
samsten Maler, die uns aus jener Epoche teuer sind.

Es scheint mir übrigens wertvoll, auch in Prag be-
merkt zu haben, daß die Kunst alle politischen Gegen-
sätze überbrücken kann. Ich babe in deutschen Samm-
lungen Bilder tschechischer Maler gesehen und umge-
kehrt, aber das Thema von dem, meiner Ansicht nach,
unanfechtbaren Begriff der Internationalität aller Kunst
weiter auszuspinnen, scheint mir banal und so möchte
ich denn aus der Fülle der Prager Bildersammlungen
bloß einige herausgreifen, die ich diesmal besichtigen
konnte.

(Schluß folgt.)

Deu t(cbe Bud)Kün{!tet? und BucbKunßu)et?KjIätten

dev Qegentüatd

I Bucbduckeckun(t und Bucbiebönbett

oon

0* A. 6. ßogeng

I |as Buchdruckereigewerbe und die Buchdrucker-
kunst sind, seitdem sie möglich wurden, niemals
etwas verschiedenartiges gewesen. Das Druckwerk
ist ein mechanisches Produkt, abhängig von seinen
ökonomischen und technischen Bedingungen. Was wir
heute die Kunst im Buchdruck, die Kunstübung des
Buchdruckens zu nennen pflegen, unterscheidet sich
nach seinem Wesen nicht weiter von dem, was auch
die Frühdrucker so hätten nennen können. Nur daß
diese noch nicht diejenigen Unterscheidungen zu
machen brauchten, die wir heute zwischen Buchdruck
und Buchdruck machen müssen, weil die Entwicklung
sowohl der Verfahren und ihrer Verwertung wie auch
der wirtschaftlichen Arbeitsnutzung dahin geführt hat,
Druckleistungen verschiedenartigsten Wertes zu ge-
winnen. Damit aber auch das Bewußtsein geweckt hat
(das in neuer Stärke hervorgerufen wurde durch die
am Ende des neunzehnten Jahrhunderts von England
ausgehende Buchkunstbewegung), in welch hohem
Maße die Buchschönheit abhängig ist von der Buch-
wahrheit, von der Erfüllung der bestbewährten Druck-
regeln, die sich bisher finden ließen und verwirklicht
wurden. Aus dergleichen Bemühungen utn das in jeder
Beziehung beste Stück Arbeit des Buchwerkganzen
entstanden als eigene Entwicklungen des Buch-
land das Beispiel und die Bezeichnung, die eine

schlechte Übersetzung ist), Werkstätten, die in allen
ihren JVilen vollendete Buchherstellung üben wollten,
ohne Rücksicht darauf, ob sie so im kaufmännischen
Sinne ergiebige Unternehmungen wurden, aber in
druckereigewerbes die Pressen (auch hierfür gab Eng-
steeter Sorge, buchgewerblich ergiebige Unternehmun-
gen zu bleiben, durch ihre Musterdrucke befruchtend
auf die Ausbreitung der Buchschönheit zu wirken. Nicht
eines leeren Formenspieles wegen, sondern weil allein
die beste Buchherstellung, vor allem die Drückgüte, die
Voraussetzung dafür ist, daß die Aus- und Benutzungs-
fähigkeit des Buches als eines Gebrauchsgegenstandes
zu einer höchsten Zweckmäßigkeit gesteigert werden
kann. Weil nun aber das Bestehen, der Betrieb einer
Presse abhängig bleibt von ihren ausreichenden wirt-
schaftlichen Grundlagen, bot sich die jahrhundertelang
bewährte Form der Liebhaberausgaben als das beste
Mittel den Pressen an, ihre Erzeugnisse wenigstens in-
soweit gewinnbringend zu verwerten, um die Weiter-
arbeit zu sichern. Sie wurde Mittel zum Zweck, blieb
jedoch nicht ausschließlich ein solches. Denn mit ihr
wendeten sich die ausübenden Buchkunstfreunde an die
Gesinnungsgenossen, denen gleich ihnen das gute und
schöne Buch ein kostbares Lebensgut war, der beste
Vermittler edelster geistiger Freuden.

Hiermit aber nahmen die Pressen im Buchwesen

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