Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 3./​4.1921/​22

DOI Heft:
1. Juniheft
DOI Artikel:
Aus der Museums- und Sammlerwelt / Kunstausstellungen / Kunstauktionen / Schweizerische Kunstchronik / Londoner Kunstschau / Die Burdett-Coutts-Autkion / Neue Kunstbücher / Die Jahresschau Deutscher Arbeit / Bildhauer Josef Myslbek / Eine Million Mark Belohnung / Kleine Mitteilungen / Werbung
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.21786#0526

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Aus det? Jvtufeumsc und Sammlet’melt*

Dt?csderu

Das Körnermuseum in Dresden ist nach umfang-
reichen Erneuerungsarbeiten am 20. Mai wieder eröffnet worden.
Die Aufstellung und Aufhängung der Kunstwerke und sonstiger
wertvollen Erinnerungsgegenstände ist wesentlich vereinfacht und
verbessert worden, so daß die frühere Überfülle von Gegenständen
beseitigt und eine begrüßenswerte Übersichtlickkeit und Anschau-
lichkeit gewonnen worden ist. Das Fiirsten- und Generalzimmer
enthalten Bilder und Andenken aus der Zeit der Befreiungskriege,
an den Wänden befinden sich lediglich Originale und die Photo-
graphien usw. sind entfernt worden. Im oberen Stockwerk sind
das Bibliothekszimmer Christian Gottfried Körners, Schillers
Wohn- und Schlafzimmer, das Wohnzimmer der Familie Körner
und das Geburtszimmer Theodor Körners, Autogramme und Bilder,
darunter sechs Originalgemälde von Anton Graff, sind hier in
großer Reichhaltigkeit ausgestellt. Briefe und Bilder von Schiller,
Goethe, Carl Maria von Weber, Büsten, Möbelstücke, Waffen usw.
vervollständigen das interessante und wertvolle Bild aus dieser
Zeit und verleihen dem Dresdner Körnermuseum eine weit über
Dresdens Grenzen hinausgehende Kultur- und literarhistorische
Bedeutung. P. S—i.

|v(annb<2itn-

Aus M a n n h e i m schreibt unser ständiger Berichterstatter:
Die inneren Zusammenhänge von Leben, Kunst und Luxus, von
Mensch und Mode, wie sich diese Begriffe kürzer formu-
lieren lassen, offenbart in klarster, anschaulichster Weise die neue
großzügige Ausstellung der Mannheimer Kunsthalle. Kann
sie in ihrer natürlichen und notwendigen Beschränkung auf einen
bestimmten Zeitabschnitt auch nur ein, das 18. Jahrhundert berück-
sichtigen, so hat sie das Jahrhundert der iippigsten Kultur er-
wählt, bedeutungsvoll um seiner selbst willen, aber auch als Bliite-
zeit der Mannheimer Kultur. Mannheims Kunstbauten,
Schloß, Jesuitenkirche,. Zeughaus, sind im 18. Jahrhundert ent-
standen; Mannheims Wissenschaft der Akademiezeit war nur
durch dieses Jahrhundert möglich; nnd das Schloß selbst bildete
den geistigen und örtlichen Sammelpunkt all der Kräfte, die dem
18. Jahrhundert auch in Mannheim ein unvergängliches Denkmal
setzten — konkret gedacht im Schlosse selbst, das nur in der
Stadt Mannheim selber, im Lande, im Reich und in der kunst-
liebenden Welt von den heutigen Menschen viel zu wenig beachtet
wird. Die Achtung ist so gering, daß die badische Regierung in
diesen Tagen bei Nacht und Nebel von der durch die Revolution
ohnehin stark gelichteten Einrichtung des Schlosses zahlreiche
Stticke weggeholt hat, darunter einen Thronsessel. Mannheim ge-
denkt sicli angesichts dieser neuerlichen Plünderung seiner Kunst-
schätze aber ganz energisch zur Wehr zu setzen. Was das
18. Jahrhundert, vor allem die Regierungszeit des Kurfürsten Karl
Theodor, für Mannheim im einzelnen bedeutete, das vermag die
Ausstellung in der Kunsthalle freilich nicht zu zeigen. Ihr Reich-
tum und Charakter enthiillt die Seele und rührt an die Grenzen
des 18. Jahrhunderts selbst.

Auch im Rahmen eines noch so ausfiihrlichen Berichts wäre
es nicht möglich, die Ausstellung in ihren einzelnen Stiicken zu
beschreibeu. Fast vierhundert Gegenstände sind in den Kostüm-
und Luxussälen auf stiivolle und sinngemäße Weise geordnet, und
mehr als hundert graphische Werke treten nebst kostbaren Leder-
bänden zur Ergänzung hinzu. Die Ausstellung zerfällt in zwei
große Abteilungen, in denen die Kultur des 18. Jahrhunderts in
den Formen und in der Fülle, in dem Schimmer und in der Anmut
der Zeit ihrer Träger wieder ersteht. Der Mode gehört die eine
Abteilung, den Menschen, ihre Sitten, die andere. Es galt nicht
ein äußeres Bild des Rokoko zu geben, sondern alle, auch die un-
scheinbarsten Beziehungen aufzudecken. Nur so konnte verhütet
werden, daß aus der modegeschichtlichen Schau eine historische
Theatergaderobe wurde. Die Modekupfer urid Stiche, die teils
neben den Kostümen und Luxusgegenständen aufgehängt sind, teils
eine besondere Abteilung der Ausstellung bilden, ersetzen die

Menschen der Rokokozeit selbst und bringen wirkliches Leben in
die Ausstellung. Wir verstehen die Welt, die in der Fiille ihrer
Gestalten und Gefühle vor uns ersteht, aus den ausdruckvollen,
nach Empfindungsepochen reizvoll angeordneten Sittenbildern,
ihren wichtigsten Zeugen, und müssen erkennen, daß sie wert war,
von späteren Geschlechtern verehrt zu werden, doch zu durch-
lebt, um sich in ihnen erneuern zu können. A. M.

StuttgacL

Im Stuttgarter Landesgewerbemuseum,
wo alle Monate zwei neue Ausstellungen stattfinden, zeigt sich in
diesem Monat ein eigenartiges farbenprächtiges Bild. „T a p e t e ,
Vase und B1 u m e“ bilden das Thema, und ein üppiger
frischer Blumenflor ist in die entsprechenden, besonders gewähl-
ten Vasen verteilt, die wieder vor die dazu abgestimmten Tapeten
und Dekorationsstoffe gestellt sind, sodaß reizvolle Farbenakkorde
entstehen, die auf der einen Seite der Halle nach dem Gesichts-
punkt der Analogieharmonie, auf der andern nach dem Grundsatz
der Kontrastharmonie angeordnet sind und in ein paar Tagen
immer wieder wechseln, je nach Art und Farbe der beständig er-
neuerten Blumen. Dies gibt nicht nur entziickende Bilder fiir das
Auge und wertvolle Anregungen, derartige Stimmungen möglichst
auch im eigenen Heim mit dem jeweils gegebenen Mitteln zu ver-
suchen, sondern auch wertvolle Winke für die Künstler und für
jene Kunstgewerbler, deren Arbeit vorwiegend auf Farbenstim-
mungen angewiesen ist. Durch solche praktischen Vorführungen
kann mehr erreicht werden als durch philiströse theoretische
„Gesetze“, mit denen man in unserer Zeit der gesamten Farben-
gebung enge Fesseln anzulegen bemüht ist.

IDien.

Das Österreichische Museum für Kunst und
I n d u s t r i e in W i e n veranstaltet Ende Juli 1922 auf die Dauer
von drei Monaten in den Räumen des Museums eine Ausstellung
von G 1 ä s e r n aus der Zeit von etwa 1770 bis um 1860, also aus
der klassizistischen und Biedermeierperiode des Glases. Die Aus-
stellung soll damit über einen Zeitabschnitt der Kunstgeschichte
des Glases Aufklärung geben, welchem sich gegenwärtig das wis-
senschaftliche und das Sammlerinteresse in besonderem Maße zu-
wenden. Vor allem soii ein möglichst umfassender Überblick ge-
währt werden iiber das Werk von Joh. Jos. M i 1 d n e r zu Gutten-
brunn (1764—1808), Samuel Mohn in Leipzig und Dresden
(1762—1815). Gottlob Samuel M o h n in Dresden und Wien-Laxen-
burg (1789—1825), ferner von Anton Kothgasser in Wien
(1769—1851). Die Ausstellung wird iiberdies folgende Arten Gläser
umfassen: Gläser mit durchsichtiger Emailmalerei in der Art der
Mohnarbeiten — Gläser mit dem Schnittdekor der Spätzeit —
Gläser mit eingesetzten Silhouttenmedaillons auf Goldgrund und
solche mit eingebetteten Reliefs aus Gipspaste — Gläser aus far-
bigem Glas (Rubingläser, Bein-, Milch- und Opalgläser) sowie
solche aus opaken Glassorten (Lithyalin- und Hyalitgläser) — ge-
schliffene, mit Überfang, Gravierung, Ätzung und Bemaiung ge-
zierte Biedermeiergläser. Es wird angestrebt werden, die Tätig-
keit der einzelnen Glashütten und Künstler nach Möglichkeit klar-
zulegen. Ein illustrierter Ausstellungskatalog wird im Kunstverlag
Anton Schroll & Co. in Wien erscheinen. Die wissenschaftlichen
Resultate der Veranstaltung werden dann in einer, im gleichen
Verlag erscheinenden größeren Publikation festgehalten werden.
Es ergeht die Bitte an Privatsammler und M u s e e n , sich
an dieser Veranstaltung zu beteiligen. Die Ausstellung wird mit
größter musealer Sorgfalt durchgeführt werden. Eine Reihe von
Sammlern sowie einzelne Museen — auch des Auslandes — haben
bereits zugesagt, wertvolle und sehr wichtige Stücke für diese
Ausstellung zur Verfügung zu stellen. Der Aufruf, den das Öster-
reichische Museum fiir Kunst und Industrie versendet, ist von Di-
rektor Dr. E. Leisching unterzeichnet.

*

Der Berliner Kunsthistoriker und Kunstschriftsteller Hans
Rosenhagenistals Sachverständiger für neuere
G e m ä 1 d e für das Kammergericht und die Gerichte der Land-
gerichtsbarkeit I. II. und III. Berlin vereidigt worden.

444
 
Annotationen