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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 3./​4.1921/​22

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1. Maiheft
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Donath, Adolph: Prag als Sammlerstadt, [1]
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Schweinfurth, Philipp: Kunst und Kunstsammeln in Rußland: die Tabatière der Kaiserin Elisabeth
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https://doi.org/10.11588/diglit.21786#0465

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Es handelt sich mn ein Bild, daß sich in der Samm-
lung des Generalstabsarztes Dr. Gustav W e i 1 be-
findet, der im Laufe von drei Jahrzehnten mit großer
Feinfühligkeit und mit geringen Mitteln eine Reihe von
Perlen der Malkunst zusammenbrachte. Einige von
seinen Bildern stammen aus der Galerie Louis Philipp
von Frankreich, die 1853 bei Christies in London ver-
steigert worden ist. Man steht vor diesem Porträt,
das den idealen Kopf des jungen Künstlers zeigt, und
denkt sofort an van Dyck. Der Strich um Nase und
Stirn, der Rubenssche Malklang, dcr den kaum 20jäh-
rigen Antwerpener beherrscht, die Art der Beseelt-
heit der Augen; alle diese Momente erinnern an die
Art des jungen van Dyck. Und man erinnert sich un-
willkürlich an seine malerische Auffassung im frühen
„Studienkopf“ des Wiener Museums oder an die sehr
charakteristische Technik seiner frühen „biißende Mag-

dalenen“. Und dabei kann man schließlich noch die
vielen Selbstporträts, am besten das in der Münchner
Pinakothek und in der Londoner Nationalgalerie zum
Vergleiche heranziehen.

Von diesem wertvollen Bildnis fällt der Blick auf
ein anderes Stück, das der gleichen Epoche entstammt
und den spanischen Nationalheiligen San Isidro Labra-
dor (siehe Abbildung) darstellt. Frimmel hat dieses
Gemäide 1911 in seinen „Blättern für Gemäldekunde“
als Velasquez publiziert. Er setzt seine Schaffung
in das Jahr 1622, da Velasquez aus seiner Vaterstadt
Sevilla nach Madrid zog, und hebt hervor, daß die stil-
kritische Untersuchung auf die Frühzeit des Velasquez
zwingend hinweist. Frimmel erwähnt übrigens nicht,
daß das Modell für dieses Bild sich auch in dem um
8 Jahre älteren „Christus an der Säule“ findet.

(Fortsetzung folgt.)

Kunü und Kunüfammetn tn Rußland

Die Tabatieve dev Katfet’tn 6tffabetb *)

oon

p btltpp Scbtüeinfut’tb - Rtga

I nter den Abbildungen, mit denen der erste Jahr-
gang der neuen Moskauer Kunstzeitschrift „Unter
Sammlern“ geschmückt ist, hinterlassen zwei einen be-
sonders nachhaltigen Eindruck. Sie befinden sich im
Doppelheft 6/7 und stellen eine goldene mit Brillanten
besäte T a b a t i e r e der Kaiserin Elisabeth dar.
Dieses Stück von solitärer Pracht, dessen augenblick-
licher Aufbewahrungsort unbekannt ist, wird von Wl.
K. Trutowski, einem hervorragenden Kenner des
Gegenstandes, wie folgt beschrieben.

Die Tabatiere ist hoch und von runder Form. Auf

*) Siehe der „Kunstwanderer“ 1. Aprilheft 1922.

ihrem Deckel befindet sich rechts oben ein strahlender
Brillant von reinstem Wasser, der die Sonne darstellt.
In schöner, fächerfönniger Anordnung verbreiten sich
die Sonnenstrahlen, die aus kleinen Brillanten gemacht
sind, welche eine immer dunklere Färbung annehmen.
Diese Sonnenstrahlen bescheinen das Profil der
Kaiserin, die als echte Tochter Peter des Großen, in
prächtiger Haltung heiter zur Sonne blickt. Die Gestalt
der Kaiserin erhebt sich über oder besser ruht auf
einem mit Brillanten besäten steigenden Adler. Dieser
Adler hält zwar die zarischen Attribute in seinen
Fängen, doch fällt es auf, daß er einköpfig gebildet ist.
Der einköpfige Adler ist bereits in früherer Zeit einmal

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