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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 3./​4.1921/​22

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2. Novemberheft
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Schmitz, Hermann: Zum Clemensgrab in Bamberg und einiges Andere
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Cartellieri, Otto: Die großherzogliche Majolika-Manufaktur Karlsruhe
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https://doi.org/10.11588/diglit.21786#0155

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kür preisgegeben werden. Man betrachte die herrlichen
Adler aut den Wappen der alten deutschen Reichsstädte,
auf den Schilden ihrer Rolande, auf den Reichsturm-
fahnen der deutschen Heere, in den Wappenrissen
Dürers, Baldungs und anderer Meister des 16. Jahr-
hunderts, in den Krönungsdiarien der späteren Jahr-
hunderte! Man betrachte selbst die preußischen Adler von
Schlüter und diejenigen, welche nach Rauchs Modellen
in Eisen für die preußischen Festungstore gegossen
wurden! Zweifellos hätte sich in Deutschland, das so
bedeutende Tiergestalter wie Tuaillon, Gaul und Lederer
besitzt oder damals noch besaß, ein Meister finden
lassen, der dem deutschen Aar auf der Grundlage seiner

historischen Entwicklung ein den veränderten Zeitverhält-
nissen gemäßes heraldisches Gepräge gab. Der neu-
geschaffene aufgeregte Zwerghahn ebenso wie der so
fruchtbar vermehrte Bamberger Reiterkopf und die
neuesten Freimarken offenbaren einen solchen Mangel
an Instinkt, an Fühlung mit den lebendigen nach Aus-
druck ringenden künstlerischen und geistigen Kräften
der deutschen Gegenwart, das wir mit den größten
Befürchtungen für das Heil unserer Kunst und Kultur
den in Aussicht gestellten weiteren Unternehmungen
des Reichskunstwarts entgegensehen. Die Wissenschaft
wäre pflichtvergessen, wenn sie nicht ihre Stimme er-
heben würde, bevor weiterer Schaden angerichtet ist.

Die Güoßbecsogticbe jvtajotiKacjvtanufaKtui? Kaetst?ube

uon

Otto Cat’teütetu

Der nachstehende Aufsatz unseres Mitarbeiters,
Universitätsprofessors Dr. Otto Cariellieri, verdient ge-
rade jetzt, da die Karlsruher Majolika-Manufaktur eine
Ausstellung im Schloßmuseum zuBerlin ver-
anstaltet, erhöhte Aufmerksamkeit. Im Berliner Schloß-
museum fesselt uns am stärksten die Keramik Max
Läugers, die, auf der Kunst der altpersischen Keramik
fußend,wohl zu dembesten gehört, daswährend des letzten
Jahrzehnts im modernen Kunstgewerbe geschaffen wurde.

Tn einem prächtig ausgestatteten Bande*) berichtet uns
Dr. Nicola Moufang über die Schicksale der Groß-
herzoglichen Majolika-Manufaktur in Karlsruhe, die mit
der staatlichen Umwälzung ihre ursprüngliche Form auch

nicht mehr beibehalten konnte. Bisher unter der Ver-
waltung der Großherzoglichen Zivilliste stehend, wird sie
jetzt unter dem gleichen Namen vom badischen Domänen-
ärar d. h. also vom badischen Staat als Verpächter des
Unternehmens weitergeführt.

Wie bescheiden waren die Anfänge! Im Jahre 1895
bei einem Sommeraufenthalt in Oberursel i. Taunus, wo
sich der Meister von dem Leben in der Frankfurter
Großstadt ausruhte, vergntigte sich Hans Thoma damit,
einfach gedrehte Teller aus rotem Ton mit Zeichnungen

Wilhelm

Süs

Putten
mit Eule

*) Dr. Nicola Moufang „Die Großherzogliche Majolik-Manu- zu schmücken, um damit seine Zimmer zu zieren. Gar

faktur Karlsruhe“. Verlegt bei Carl Winter in Heidelberg 1920. zu gerne hat doch der Sprößling der Schwarzwälder

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