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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 3./​4.1921/​22

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1. Maiheft
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Aus der Museums- und Sammlerwelt / Huntingtons Kunstsammlung für die amerikanische Nation / Kunstauktionen / Eine Porzellanfabrik in der Ausstellung "Deutsche Erden" / Kunstausstellungen / Ein Beitrag zur Geschichte der Erfindung des Buchdrucks / Neue Kunstbücher / Ein Rembrandt in London versteigert / Werbung
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https://doi.org/10.11588/diglit.21786#0471

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Aus dev JYlufeumsz und Sammlet’ivett.

Dte Intiungsßube dev Bt?cs(aueü Qettbcü
tm Scbl<2(t(cb<2n blufeum.

Das Schlesische M u s e u m f ii r Kunstgewerbe
und Alterttimer in Breslau gibt einen kleinen Führer
heraus durch die im Jahre 1921 erworbene Innungsstube der
Gerber, aus der Feder Karl Masners. Auf 30 Seiten Text und
10 Tafeln wird die Stube und die in ihr bewahrten Altertümer
eingehend in Wort und Bild erläutert. Und diese Monographie ist
eine wirklich wertvolle Veröffenlichung, da es sich dabei um das
einzig erhaltene Beispiel einer Innungs-Amtsstube in Deutschland
handelt, die in ihrem ursprünglichen Zustand vom Jahre 1547 mit
nur wenigen späteren Veränderungen und Zutaten vollkommen
erhalten ist. Die Innung, die sich im Jahre 1921 auflöste, hat
glücklicherweise sorgsam iiber ihren alten Einrichtungsgegen-
ständen und Geräten gewacht, in erfreulichem Gegensatz zu den
meisten anderen Zünften, die ihre Altertümer im Verlaufe des
antiquitätensammlenden 19. Jahrhunderts fast durchweg ver-
schleudert haben.

Das Mobiliar — Bänke, Wandgesimse mit Hängezapfen und
aufgemalten Inschriften, ein schabloniertes Riicklaken und ein
ausgezeichneter Kastentisch mit Schnitzereien ufid Reliefs in
Papiermache — stammt aus der ersten Einrichtung des Zimmers
im Jahre 1547: einige andere Möbel. Waffen, die Zinngefäße (dar-
unter eine sehr beachtenswerte Schweidnitzer Schenkkanne), die
Sargschilde, Gläser usw. sind im Laufe der Zeit dazugekommen.
Das Ganze ist in kulturgeschichtlicher Beziehung ein einzig-
artiges Dokument ersten Ranges, über das die sehr sorgfältig
geschriebene Publikation nach jeder Richtung hin erwünschten
Aufschluß gibt. Zu bedauern ist, daß die alte Balkendecke, auch
wenn ihre Malerei nicht eben wertvoll war, nicht wieder ange-
bracht worden ist. Das jetzige Tonnengewölbe gibt dem Raum
doch scheinbar einen ganz anderen Charakter. Die Neuaufstellung
im Museum aber ist im iibrigen, nach dem Führer zu urteilen, mit
größter Sorgsamkeit durchgefiihrt worden. Wer die Geschichte
der deutschen Renaissance-Raumausstattung behandeln will, wird
an dieser Innungsstube nicht vorbeigehen dürfen.

Robert Schmidt.

Das neue Düesdneü Scbloßmuseum.

Wie Berlin und München ist nun auch D r e s d e n in den
Besitz eines S c h 1 o ß m u s e u m s gelangt, indem das ehemalige
Residenzschloß der Allgemeinheit eröffnet worden ist. Es umfaßt
ca. 30 Räutne, die von Prof. Dr. Ericlt Hänel, dem Leiter des
Dresdner Historischen Museums, eingerichtet worden sind und
weiterhin gepflegt werden.

Unter den Räumen ragt die Französische Galerie hervor mit
Bildnissen Augusts des Starken, seines Sohnes und deren Gemah-
linnen von dem Hofmaler Louis Silvestre, ferner der kleine Speise-
saal und der große Speisesaal mit je vier Pariser Wandteppichen,
Geschenke von Napoleon 1. fiir den König Friedrich August I.
(1806), den schönsten Gobelins im Schlosse. In den Salons der
Königin Carola von Sachsen finden sich lebensgroße Bildnisse von
Leon Pohle und ein großes Gemälde von Palma dem Älteren, den
Empfang eines französischen Königs in Venedig darstellend, aus
dem 16. Jahrhundert. Das Wasa-Zimmer enthält Bilder aus deni
Hause Wasa, dem bekanntlich die Königin Carola entstammte.
Der Stucksall vom Hofbaumeister Krüger (1872) und die übrigen
von demselben vorgerichteten Räume zeichnen sich ebenfalls
durch geschmackvolle Arbeiten aus, die dem Dresdner Kunst-
gewerbe vielfach zum Muster dienten. Aus dem 19. Jahrhundert
stammen ebenfalls der prächtige große Ballsaal und der ebenso
prächtige Bankettsaal vom Hofarchitekten v. Wolfframsdorf,
ersterer geschmückt mit Wandgemälden von Eduard Bendemann,
Szenen aus der antiken Mythologie und Kultur darstellend, letz-
terer mit Bildern desselben Ktinstlers aus der Geschichte des
Königs Heinrich i. Das berühmte Turmzimmer enthält kostbare
chinesische, japanische und Meißner Porzellane, ca. 850 Stück, die
um 1730 aus dem japanischen Falais ins Schloß übergeführt
wurden. Der Thronsaal und' das Schlafzitnmer Augusts des

Starken sind ähnlich ausgestattet und im Barockstil ausgefülirt,
vor allem der erstere in reicher Pracht: die Türgewände und
Pfeiler in farbigem Marmor, die Wände verkleidet von pracht-
vollem rotem Samt mit Reliefstickerei in Goldbrokat, die Pilaster
gestickt mit reichen Ornamenten, unter denr Stuckkranzgesims
von Kapitell zu Kapitell reiche Behänge, das Eichenholz der Türen
und Fenster vergoldet und bemalt, dazu reichfacettierte Spiegel,
gravierte Schlösser und das große Deckengemälde, den die Laster
zu Boden schlagenden Herkules darstellend. In dem Schlafzimmer
bedeckt grtiner Samt die Wände, die Pilaster und Borden in Appli-
kationsstickerei von farbigen Goldbrokat verkleiden; das Decken-
gemälde stellt Aurora dar, wie sie Apollo auf seinem Wege am
Himmel voranschreitet.

Es ist nur zu begriißen, wenn die Schlösser immmer mehr der
Allgemeinheit zugänglich gemacht werden, um so Kulturstätten zu
schaffen. die fiir die Kunst und Kultur aller Zeiten von bleibendem
Werte sind, und woran die Allgemeinheit sich bilden kann. Der
letztere Zweck würd aber nur erreicht, weun solche Stätten mög-
lichst ohne hohe Eintrittsgelder zugänglich sind. Wenn das Ein-
trittsgeld fiir das neu eröffnete Dresdner Schloßmuseum auf 5 M.
festgesetzt ist, wird es jenen Zweck schwerlich erfüllen. Es er-
scheint auch unangebracht, ein derartiges Eintrittsgeld zu fordern,
denn die Museen sollen eiu Kulturgut des Volkes, der Allgemein-
heit darstellen. und als solches diirfte es keinerlei Extrasteuer
unterliegen. P. S—i.

Küiltiania Kunltindultüimufcum.

Das K u n s t ge werbemuseum in K r i s t i a n i a hat
dank der Gebefreudigkeit der norwegischen Sammler, unter denen
Christian Langaard in erster Linie steht, seine Bestände in den
letzten Jahren immer weiter ausbauen können. Wie stark sich die
Entwicklung dieses Ausbaues der Sammlungen vollzog, davon zeu-
gen aucli die vortrefflichen Publikationen, die das Kristiania Kunst-
industrimuseum gerade in letzter Zeit erscheinen ließ. Soeben erst
veröffentlicht Thor K i e 1 1 a n d einen splendid gedruckten hand-
lichen Katalog iiber die mittelalterliche G o 1 d s c h m i e-
dekunst in N o r w e g e n („Middelalderik Guldsmedkunst i
Norge“, Kristiania Det Mallingske Bogtrykkeri 1922), aus deren
künstlerisch und kunstwissenschaftlich hervorragenden Gruppe das
Museum in Kristiania köstliche Stiicke sein eigen nennt. Das Vor-
wort fiir den Katalog Kiellands, der sicli an die dort veranstaltete
Ausstellung der Goldschmiedekunst anschiießt, schrieb Hans
I) e d e k a m. Kielland selbst faßt in einer Einleitung, die der Be-
schreibung der 170 Nummern vorangeht, die Wichtigkeit der
Hauptgegenstände zusammen. Außerordentlich interessant ist die
Reihe der frühen norwegischen Arbeiten in Silber. Auch zahl-
reiche frtihe limousiner Kruzifixe befinden sich unter den Kostbar-
keiten. Ein besonderes Kapitel von kunstwissenschaftlicher Be-
deutung bildet die Materie von den nordischen Trinkhörnern.

KunltbaUe (v(annbßtm.

Bei Gelegenheit der Badisch-Pfälzischen Maiveranstaltungen
zeigt die Kunsthalle vom 7. Mai bis 10. Juni eine umfangreiche
Schau unter dem Titel „M e n s c h u n d M o d e i m 18. J a h r -
h u n d e r t“. Die Ausstellung vereinigt den kulturgeschichtlichen
mit dem rein künstlerischen Gesichtspunkt. Eine große Anzahl
von Originalkostümen vonr Galakleid bis zum einfachen Biirger-
kleid, viele Seiden- und Brokat-Stoffe, Taschen, Spitzen, Fächer.
Dosen und allerlei sonstiger modischer Kleinkram sollen die Vor-
stellung von dem Menschen jener Tage wieder lebendig machen,
wie sie durch eine große Schau von farbigen und schwarzweißen
Kupferstichen der Zeit auch im Bilde verauschaulicht werden
wird. Die Ausstellung, zu der eine Reihe auswärtiger und ein-
heimischer, öffeutlicher und privater Sammlungen freigebig bei-
gesteuert haben, ist fiir die Stadt Mannheim als ehenialige kur-
pfälzische Residenz des 1S. Jahrhunderts von besonderer Be-
deutung. Sie soll den Auftakt bilden zu einer Reihe ähnlicher
Verlebendigungeu kultureller Zustände der Vergangenheit.

Qrapbitcbc Samm(ung Jvlüncben.

Die G r a p h i s c h e S a m m 1 u n g in München gedenkt
gegenwärtig des trefflichen Radierers Sion Longley V e n b a n ,

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