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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 3./​4.1921/​22

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1. Februarheft
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Josten, Hanns Heinz: Neue Beiträge zur Löwenfinckfrage
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Zülch, Walther Karl: Der Frankfurter Maler Martin Caldenbach, der Meister des "Holzhausen-Porträts"
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https://doi.org/10.11588/diglit.21786#0296

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schaft ungleich näher steht als die Malerei des Rasier-
beckens.

Neben einer durch bisher unbekannte vollbezeichnete
Arbeiten erweiterten Grundlage für die Vorstellung von
der künstlerischen Persönlichkeit Löwenwincks hat die
Zwischenzeit auch eine prächtige Bestätigung der von
mir zuerst aus Urkunden gewonnenen Überzeugung ge-
bracht, daß die mit AL bezeichneten Höchster Erzeugnisse
nicht Löwenfinck, sondern Adam Ludwig zuzuschreiben
sind. Herr Dr. M. Sauerland hatte die Güte, mir als
einwandfreie Zeugen hierfür Photographien eines Vasen-

paares zur Verfügung zu stellen, das sich in der Samm-
lung des Herrn Rudolph von Goldschmidt-Rothschild in
Frankfurt a. M. befindet (Abb. 4 u. 5). Von den 25,5 cm
hohen Vasen, die ganz unzweifelhaft zusammengehören
und in Grün, Gelb, Schwarz und Violett mit Chinesen-
szenen bemalt sind, deren Auffassung und Durchbildung
ganz gewiß nicht an Löwenfinck denken läßt, trägt die
eine die bekannte Signatur A L, die andere in gleichem
Schriftcharakter und offenbar von derselben Hand die
volle Namensbezeichnung des Höchster Malers Adam
Ludwig (Abb. 6 u. 7).

Abb. 6 und 7.

Marken der Höchster Fayence-
vasen mit Chinesenszenen von
Adam Ludwig

'ffAMLV;

Frankfurt a.M., Sammlung Rudolf
von Goldschmidt - Rothschild.
(Vgl. Abb. 4 und 5)

Det? pttankfuvtev Jvfatec jvtantin Catdenbact), det? Jvteitlet?

des „Hotebaufen=Potdt?äts“.

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ID. K.

^Jachdem es gelungen war, Federzeichnungen, und
^ einen Holzschnitt vom „Dürerfreund“ Martin
Caldenbach genannt Heß (cc. 1470—1518) und
sein Monogramm einwandfrei nachzuweisen (Repertorium
für Kunstw. XXXVIII. S. 146 ff.) unterlag es keinem
Zweifel, daß der Holzschnitt des Rosengartens von 1513
von ihm entworfen ist. Der Frankfurter Stadtarzt Dr.
Eucharius Röslin übergibt seinen „Rosengarten der
schwangeren Frauen“ der Herzogin von Braunschweig.
Deren Wappen hängt im (vom Holzschneider) über-
schnittenen Astwerk. In dem durch die Fließenperspektive
getieften, von niederer Ballustrade abgeschlossenen Altar-
raum steht die Dreigruppe der Frauen dem Doktor in
seiner ausladenden Gewandung gut abgewogen gegen-
über. Sehr weise ist zum Vorteil der plastischen Figuren
im Hintergrund auf Landschaft verzichtet, sie stehen hart

2ül cb

gegen die weiße Tiefe. Links unten in unzweifelhafter
Deutlichkeit das bekannte Monogramm (Muther, Buch-
illustration ist unrichtig).

Eine Buchübergabe in dieser Foim düifte bis dahin
einzig dastehen, man vergleiche nur, wie etwa Dürer
sich mit dem Problem abfindet: Devotion des Gebers —
huldvolle Majestät auf der höheren Stelle. Dagegen er-
faßt Martin Caldenbach, der Schüler hausbuchmeister-
licher Genremalerei, den Vorgang frei und rein mensch-
lich: eindringlich und selbstbewußt übergibt der gelehrte
Humanist seine Schöpfung, und „in holden Ziichten“
empfangen die Frauen das etwas peinliche Buch. Kostüm-
geschichtlich wichtig ist die moderne Hoftracht.

Der gute Eindruck des Holzschnittes vom Rosen-
garten — ein zweiter im Buche, die Darstellung einer
Geburt auf dem Gebärstuhle, geht zweifellos auch auf

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