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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 3./​4.1921/​22

DOI Heft:
2. Novemberheft
DOI Artikel:
Schmitz, Hermann: Zum Clemensgrab in Bamberg und einiges Andere
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https://doi.org/10.11588/diglit.21786#0153

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7ahrgang 192I

Herausgeber:

Adolph Donatd

2. Novßmbcrheft

Hum Ctemensgrab tn Bambeeg und emiges Andece

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fievmann Scbmi^

[jie Tumba des Papstes Clemens II. im
Bamberger Dom, weiteren Kreisen bekannt ge-
worden durch die Abbildungen in Bodes Geschichte der
deutschen Plastik (S. 68 und 69), ist in jüngster Zeit
von verschiedenen Seiten als Kopie eines frühgotischen
Originals aus dem 18. Jahrhundert erklärt worden. In
einem Aufsatz des Städeljahrbuches (ein Bamberger Engel)
hat Otto Schmitt das Grabmal nochmals einer eingehen-
den Besprechung unterzogen und kommt ebenfalls zu
dem Ergebnis, daß die Marmorreliefs der Tumba nur
Wiederholungen des 18. Jahrhunderts nach den zugrunde
gegangenen ursprünglichen Tumbareliefs sein können.
Es wird das Jahr 1731 als die Entstehungszeit der Reliefs
vermutet, und zwar wird angenommen, daß sie gleich-
zeitig mit dem, wahrscheinlich damals neugefertigten und
mit einer Inschrift versehenen, aus dem gleichen Material
bestehenden Deckel entstanden sind. (Der Deckel trat
an die Stelle der Sandsteinstatue des Papstes, die jetzt
am Georgenchor aufgestellt ist). Ich will auf die Hypo-
thesen und Konjekturen der Schmittschen Abhandlung
hier nicht näher eingehen, sondern mich nur mit aller
Entschiedenheit gegen die aufgestellte Behauptung in
Bezug auf die Unechtheit der Reliefs wenden. Ich habe
selbst die Tumba in den letzten Jahren mehrfach ein-
gehend besichtigt und nicht eine Linie und nicht einen
Schnitt daran entdecken können, die gegen die Ent-
stehung der Arbeit um die Mitte des 13. Jahrhunderts
sprechen. Man kann diese FJachreliefs natürlich mit
vollplastischen Bildwerken der Zeit nicht unmittelbar
vergleichen. Ihr Stil liegt zwischen dem des Reliefs
und der Flachzeichnung. Daher finden sich sowohl in
der Bewegung, wie in den Falten und den Köpfen An-

klänge an den Stil der Malerei des 13. Jahrhunderts.
Besonders die Art, wie die Glieder in die Falten gewickelt
sind, dann die für die byzantinische Tradition in der
Malerei eigentümliche dreieckige Zuschneidung der Augen-
brauen an der Nasenwurzel erklären sich wie vieles
Andere aus der Berührung des Reliefbildners mit der
frühgotischen Zeichnung. Der feine schwebende Aus-
druck der leise lächelnden Gesichter wäre in einer Kopie
verloren gegangen. Es ist ganz undenkbar, daß ein
Bildhauer der ersten Hälfte des 18 Jahrhunderts — und
keine andere Zeit kommt doch wohl für eine Wieder-
holung in Frage — diese Feinheiten wiedergeben konnte.
Der sanft ansteigende Zuschnitt des Reliefs, die strenge
und gebundene Auf- und Abneigung der Flächen sind
in dieser Epoche einfach ausgeschlossen. Man denke
sich einen Bildhauer aus der Schule Schlüters, Permosers
oder Raphael Donners als Kopisten dieser frühgotischen
Reliefs! Gibt es einen größeren Gegensatz dazu als die
knetende Reliefbehandlung der Barockepoche? Wir
kennen zahlreiche Nachzeichnungen nach gotischen Grab-
mälern aus dem deutschen Barock — namentlich die
historischen Kupferwerke der Fürstbistümer sind mit
Stichen von Bischofsgräbern der Gotik geschmückt. Wie
völlig aus den malerischen Formen des Barock heraus
sind alle diese Wiedergaben empfunden. An irgend
einer Stelle miißte in den Falten und Köpfen der Tugen-
den und in den Tieren der Clemenstumba sich die Hand
des Barockmeisters verraten. So zeigen selbst die Er-
gänzungen, die die Barockzeit an Kupferschmelz- und
silbergetriebenen Schreinen des 12. und 13. Jahrhunderts
vorgenommen hat, durchaus den Stil der eigenen Zeit.
Gerade diese Jahrzehnte, wo eben die Gebrüder Asam
 
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