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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 3./​4.1921/​22

DOI Heft:
1./2. Juliheft
DOI Artikel:
Donath, Adolph: Bodes 50jähriges Amtsjubiläum
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https://doi.org/10.11588/diglit.21786#0573

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Bodes JOjäbmges Amtsfubiläum

oon

Adolpb Donatf)

Am 2. August begeht Wilhelm von Bode die Feier
*■ seiner 50 jährigen Tätigkeit an den Berliner Mu-
seen. An diesem Tage werden sel'bst seine Feinde —
und er hat deren viele — den Atem anhalten, denn kei-
ner von ihnen wird leugnen können, daß durch Bodes
Wirken in Berlin die Hauptstadt des Reiches jene In-
ternationalität sich schuf, die ein Kunstzentrum wie
London oder Paris seit langem schon besaß. Und die
objektiv Urteilenden, weiche die Tatsachen nach Tat-
sachen abzuwägen suchen, werden unumwunden aus-
sprechen, daß kein Mann aer Kunstwissenschaft in Lon-
don und Paris eine so immense Museums- und Sammler-
arbeit geleistet hat wie Bode in Berlin.

Als er 1872 im Alter von kaum 27 Jahren in den
Berliner Museumsdienst trat, fehlte dem Sammelwesen
der Reichshauptstadt aas, was man landläufig Farbe
nennt. Der junge Kunsthistoriker faßte rasch fest:n
Fuß, übersah klug die Situation und packte kräftig zu.
An Sammlern hoher alter Kunst gab es ja im damaligen
Berlin nur wenige — die unvergeßlichen Gumprecht,
Hainauer und Thieme waren unter ihnen — und ihre
Sammler-Energie hielt sich, möchten wir sagen, in der
Mitte: man besuchte die Versteigerungen, die Rudolph
Lepke in seinem 1869 gegründeten Kunstauktionshause
veranstaltete, und man kam, wie mir Wilhelm Gump-
recht oft erzählt hat, nur selten über Berlin hinaus.

Der junge Bode nun hat diese Athmosphäre be-
schaulicher Ruhe in kurzer Zeit völlig verändert. Er
zog die Sammler an sich heran, arbeitete mit ihnen, be-
riet sie, lenkte sie auf Spuren, die sie bis dahin nicht
gekannt hatten, bereicherte, indem er ihnen die Ge-
heimnisse der alten Kunst erschloß, ihr Wissen, ihre

Sammlungen und verstand es auch, seine Kunstfreunde
für die Museen und seine Museumspläne zu interessie-
ren. Als elf Jahre später, 1883 aie überhaupt erste Aus-
stellung des Berliner Privatbesitzes in der Akademie
der Künste stattfand, war das Ergebnis überraschend.
Wenn man den von Bode bearbeiteten, aucli historisch
wertvollen Katalog der Ausstellung studiert, fällt auf,
daß damals schon mehr als 50 Privatsammler über
300 Kunstwerke ausgestellt haben, darunter Stiicke von
Rang, die seither durch mehrere Hände gewandert sind
und viele wieder, die Museumseigentum wurden. Da
hing z. B. Rembrandts Gemälde ,,Simson und Delila“
von 1628, das 1883 noch zum Schloßbesitz gehörte, oder
der auf Kupfer gemalte Rembrandtsche „Petrus unter
den Knechten des Hohepriesters“, der 1883 in der
Sammlung Otto Pein stand, von dort aus an Karl von
der Heydt ging una mit dieser Sammlung zu van Die-
men, oder die kleine Studie Brouwers zu den Münchner
Rauchern, die Gumprecht, wie er mir einmal ausplau-
derte, für etliche 50 Mark bei Lepke gekauft hatte und
die, bald nach dem Tode des Sammlers, bei Cassirer
(1918) 26 000 Mark erreichte. Und aucii der Fraus
Hals aus der Gumprecht-Kollektion (Brustbild eines
Mannes) zählte 1883 zu den edelsten Bildern der Aus-
stellung: 1918 bot man für ihn bei Cassirer 310 000 Mark.

Bodes Bemerkung im Vorwort des Kataloges von
1883, daß für die Inszenierung der Ausstellung „das
Prinzip maßgebend war, die Gemälde mit hervorragen-
den Skulpturen und kunstgewerblichen Objekten so
weit zu mischen, als zu einer würdigen räumlichen Ge-
samterscheinung notwendig war“, verrät schon seinen
damals gefaßten Plan fiir die Gründung des Kaiser-

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