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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 3./​4.1921/​22

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1. Märzheft
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Schmidt, Robert: Das württembergische Landes-Gewerbemuseum in den Jahren 1916-1921
DOI article:
Bülow, Joachim von: Pariser Kunstbrief
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https://doi.org/10.11588/diglit.21786#0354

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schrieben worden ist. Daß Vorträge und Führungen
in großer Menge stattgefunden haben, ist bei der Akti-
vität Pazaureks und seines Stabes selbstverständlich, daß
Veröffentlichungen des Museums mit geringfügigen Aus-
nahmen nicht zu verzeichnen sind, liegt an den finanziellen
Schwierigkeiten. Dafür aber bringt der Jahresbericht eine
Aufzählung aller in Buchform, in Zeitschriften und
Zeitungen erschienenen Arbeiten und Aufsätze aus der
Feder der Museumsbeamten. Diese, viele Seiten füllende
Aufzählung legt gewiß Zeugnis ab von der Vielseitigkeit,
Schreibgewandheit und dem schriftstellerischen Fleiß der
betreffenden Auforen, scheint mir aber doch ein wenig
zu weit zu gehen in einem Bericht über die Wirksamkeit

eines Museums. Derartig ausführliche Statistiken sollten,
wenn überhaupt, den internen Akten einverleibt werden;
großes Interresse bei Außenstehenden werden sie
schwerlich wecken.

Daß ich einen so breiten Bericht über einen „Bericht“
gegeben habe, mag seine Entschuldigung darin finden,
daß ich diese Rechenschaftslegung als einen ersten Vor-
boten weiterer Jahresberichte auch anderer Museen an-
sehen zu dürfen hoffe. Es wäre wirklich im höchsten
Orade wünschenswert, daß derartig gut ausgestattete
Berichte wieder zahlreicher in Deutschland erschienen.
Sie sind ein nicht zu unterschätzendes Propagandamittel
für unsere Museen.

Patnfec Kun{lbt?ief

oon

7* ü* Bütoiü

L3aris ist uns in diesen sieben Jahren ein wenig sagen-
* haft geworden, wenigstens soweit es Pariser Kunst
angeht. Nur tropfenweise dringt eine oder die andere
Nachricht durch, pflücken wir sie uns aus den Zeitungen.
Ein gütiges Geschick brachte mich drei Tage lang nach
Paris. Länger als unbedingt nötig erlaubt der klägliche
Stand unserer Valuta uns drüben den Aufenthalt jetzt
nicht. Leider hatte ich noch anderes zu tun als mich
um Pariser Kunst zu kümmern, aber einige Stunden durfte
ich für sie frei machen und diese Kürze möge die
Dürftigkeit des vorliegenden Briefes entschuldigen. Paris
bleibt ja doch fiir uns Maler, mag man politisch stehen

wie man will, die Quelle aller künstlerischen Qffenbarung,
die Stadt in ihrer alten Schönheit bleibt es, was auch
für Menschen darin wohnen, wie sie sich auch zu uns
stellen mögen. Nebenbei bemerkt, ich habe keine unan-
genehmen Erfahrungen gemacht, Zurückhaltung vielleicht,
aber keine Feindseligkeit gegen den einzelnen Deutschen.

Doch zur Kunst! Das Stadtbild ist unverändert, ein
paar Abrisse mehr bereichern das Quartier latin um
malerische Winkel, Kirchen, die man kaum ahnte, tauchen
hervor, neue Häuser entstehen dort, die im gleichen ge-
schmacklosen Weißwurststil erbaut sind, wie er nach der
Jahrhundertwende einsetzte.

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