Donath, Adolph [Hrsg.]: Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen (3./4.1921/22)

Kunst und Jvtode

JVUt etnev Betcbnutig uon Cbartotte Berond

f \er Künstler ist immer mit der Mode gegangen. Und
umgekehrt. Im Altertum war das genau so wie im
Mittelalter, in der Renaissance genau sc^ wie in der Neu-
zeit. Und die Kunstgeschichte bietet un's unzählige Bei-

bis 1541) stand einige Jahre im Dienste des Marquis van
Veren. Eines Tages erhielt der Marquis die Nachricht,
daß Karl V. ihn besuchen wolle, und er gab daher sofort
den Befehl, daß alle seine Diener sich mit neuem weißen

Charlotte

Berend

O

Porträtzeichnung
Baronin v. R.


spiele, daß die bildende Kunst auf die Mode der Zeit
befruchtend eingewirkt, sie angeregt und belebt hat.
Wobei nicht zu vergessen ist, daß manche Meister selbst
auch perfekte Künstler der Mode waren und es mit
deren ehrsamem Handwerk wohl aufnehmen konnten.
Nur eine kleine Geschichte sei hier als Beispiel wieder-
gegeben. Sie hat übrigens den Vorzug, wenig bekannt
zu sein.

Jan G o s s a r t, gen. Jan Mabuse von Maubeuge (1470

geblümten Damast bekleiden sollten. Doch Johann von
Maubeuge, der ein leichtlebiger Künstler war, verkaufte,
da er Geld brauchte, den Damast und konnte sich
natürlich für den Augenblick, da die Dienerschaft des
Herrn Marquis vor dem Kaiser in neuer Gala erscheinen
sollte, nicht einkleiden. Da er aber nicht faul war
und in der Mode Bescheid wußte, machte er sich ein
Kleid von weißem Papier und bemalte es „mit damastenen
Blumen“ so künstlerisch, daß es die der übrigen Haus-

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