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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 3./​4.1921/​22

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1. Februarheft
DOI Artikel:
Kunstbrief aus Weimar / Die Porzellane der Sammlung Strauß
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https://doi.org/10.11588/diglit.21786#0302

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Kunlibeief aus LÜcimat’.

Man schreibt uns aus Weimar: Was das Landesmuseum
in seinen Wechselausstellungen im Laufe der letzten Monate
geboten hat, hielt sich durchwegs auf einer mittleren Linie. Ab-
gesehen von einigen Kollektionen, deren Durchschnittsniveau
eine Betrachtung nicht lohnt, gab es eine nennenswerte Aus-
stellung von Gemälden des neuerdings an der Staatl. Hochschule
für büdende Kunst in Weimar tätigen Hugo Gugg, von dessen
Schaffen bisher der breiteren Öffentlichkeit nur wenig zugänglich
gemacht worden ist. Die Auswahl, die aus den Werken ver-
schiedener Perioden dieses nicht mehr jungen Malers getroffen
war, schien nicht ganz glücklich; so ergab sich kein einheitlicher
Eindruck und man mußte sich mit der Feststellung begnügen,
daß hier ein nicht geringes Können und eine ungemeine Beherr-
schung des Teclmischen ehrlich an der Ausprägung einer stets
sichtbaren persönlichen Geistigkeit arbeiten. Als ein Grundzug
dieses Wesens dringt häufig ein spezifisch deutsches Element
durch, das in den Landschaftsbildern die Erinnerung an Hans
Thoma, in großangelegten Porträts die an Feuerbach herauf-
beschwört. Sehr überzeugend wirkten farbig völlig aufgelöste
Arbeiten, weniger konnten die auf Komposition gestellten Bilder
befriedigen.

Gegenwärtig zeigt das Museum eine Übersicht über das
Schaffen Alexander Olbrichts, der wie Gugg zu den neu-
berufenen Lehrern der Kunsthochschule gehört. Aquarelle, Zeich-
nungen, Holzschnitte und Radierungen, ornamentale Scheren-
schnitte und Buchschmuck geben ein vortrefflich zusammen-
stimmendes Bild von Olbrichts Kunst, deren Thema bei aller
Geringfügigkeit zu einem erstaunlichen Reichtum an Variationen
entwickelt ist. Das innere Merkmal ist hier durchgehend die
Liebe zur kleinen Welt der Pflanzen und Pfänzchen, der land-
schaftlichen Idylle, des Gartenwinkels, und diese Liebe wird in
einer so sympathischen, oft spielerischen Art Gestalt, daß man
vor Olbrichts Blättern gern über Mängel des formalen oder
farbigen Aufbaus hinwegsieht. Das ist eine Kunst, die nur ganz
abseits von derGegenwart gedeihen kann und die doch manches
in sich trägt, was diese Gegenwart mit Schmerzen entbehrt: eine
heute fast legendäre Bescheidenheit, unpersönliche Hingabe an
das Werk und eine ganz unmodische Treue für das Gegenständ-
liche. Da gibt es — und das gehört weitaus zum Besten der
ganzen Auswahl — Zeichnungen von Blumen und ganzen Kräutern,
die das Leben und die zarte Bewegung des vegetabilischen
Wachstums oder die armselige Dürre der vertrockneten Pflanze
nicht bloß treu wiedergeben, sondern bis ins Innerste nach-
gestalten und erschöpfen.

Zugleich mit diesen unproblematischen und anspruchslosen
Blättern sind einige Aquarelle von Christoph Natter (Jena)
ausgestellt, die ein Wort für sich rechtfertigen. Diese Land-
schaften und Kompositionen des bekannten Kunstpädagogen
streben auf ihre Weise nach demselben Ziel, das so vielen
heutigen Malern vorschwebt: durch ein festes Gefüge der Bild-
teile aus Farbflächen eine räumliche Rhythmik zu erreichen, die
alles Zufällige dem geordneten Aufbau unterwirft und über allem
die Einheitlichkeit des Bildes zu wahren sucht. Man kann nicht
sagen, daß Natter dabei radikal vorgeht. Er bleibt dem Gegen-
ständlichen der Landschaft und der menschlichen Figur in seiner
Art treu, ja die Bilder vethehlen nicht, daß der gegenständliche
Vorwurf eine bedeutende Rolle als Hauptfaktor des Ausdrucks-
wollens spielt, und sie werden sicherlich infolgedessen von
manchem als „literarisch“ empfunden werden. Zweifellos liegt
darin und in einer Neigung zum Dekoiativen eine Gefahr; allein
aus den Aquarellen (und einigen vorzüglichen Holzschnitten)
spricht doch wiederum ein so echtes geistiges Streben, daß man
der Weiterentwicklung des Malers ruhig veitrauen kann. Sein
handwerkliches Können ist übrigens von einer heute seltenen
Reife.

Schließlich wäre noch kurz von einem neuen Unternehmen
zu berichten, das — unter dem Namen „Weimarschau“ —
ständig wechselnde Ausstellungen von Kunst- und Handwerks-
erzeugnissen veranstaltet und sich allmählich zu einer Zentral-

stelle für alles, was Kunst und Gewerbe in Thüringen hervor-
bringen, entwickelt. Man findet dort Bilder und Graphiken von
Qualität, Kleinplastiken und keramische, textile und allerlei
sonstige kunstgewerbliche Arbeiten wie Schmuck, Bucheinbände
usw. Leider ist das rein Handwerkliche noch schwach vertreten,
doch ist vom Ausbau des Unternehmens eine Vervolikommnung
auch in dieser Hinsicht zu erwarten. Die „Weimarschau“ wird
sicherlich der Förderung und Pelebung der allgemeinen Stag-
nation des Weimarischen Kunstlebens aufs beste dienen.

Dr. A.

Dtc Povzellane dev Sammlung Stt?auß*

1 m 2. Januarheft des „Kunstwanderers“ sind die Preis-
ergebnisse für die Gläser der Sammlung Dr. Strauß bei Glück-
selig & Wärndorfer in Wien mitgeteilt worden. Die Fortsetzung
des Berichtes über die Porzellane folgt nachstehend.

Von den Erzeugnissen der Meißner Por-
zellanfabrik erzielten: Nr. 186 (ein paar Deckelterrinen um
1720) 1 650000; Nr. 188 (Service um 1730) 3900000; Nr. 189
(Deckelterrine um 1730) 1 600 000, verkauft nach Dresden; Nr. 195
(ein paar Tassen um 1740) 170000; Nr. 196 (kleine Deckelterrine
o. M. um 1740) 420 000; Nr. 198 (Kaffeeservice Schwertermarke,
Hausmalerei) 650 000; Nr. 206 (2 Schokoladebecher, Mitte 18. Jahr-
hundert) 400 000, erworben für München; Nr. 212 (Deckeltasse
um 1780) 160 000, für Karlsbad; Nr. 213 (ein paar kleine Biscuit-
vasen) 50 000 nach Frankreich verkauft; Nr. 215 (Callotfigur o-
Marke, um 1720) 5 000 000, ging in Wiener Privatbesitz über.
Nr. 216 (Chinesenfigur o. M. um 1720) 2 500 000; Nr. 217 (Gefäß
in Form eines Hahnreitenden Chinesen v. Kaendler um 1737)

3 800 000, Nr. 216 und 217 verblieben in Wien; Nr. 219 (Pagode
um 1723) 630 000; Nr. 22! (Bacchus auf Faß, um 1730) 280 000,
verkauft nach Mannheim; Nr. 222 (Herr tanzend, um 1750 Mod.
v. Eberlein) 420 000; Nr. 224 (Dame, Flöte spielend, um 1750)
230 000; Nr. 225 (Schopfhahn als Terrine um 1770, Mod. v. Kaend-
ter) 600000; Nr. 226 (Gruppe: Herr und Schlittschuhläuferin^
Mitte 18. Jahrh.) 810 000; Nr. 227 (Standuhr, Mitte 18. Jahih.j
1 600000; Nr. 229 (ein paar Standleuchter, Mitte 18. Jahrh.)
710000, für Dresden; Ni. 230 (ein paar Möpse um 1745, Kaendler-
modelle) 3 400 000, für Wien erworben; Nr. 239 und 240 (Allegorie
des Krieges und des Friedens, beide um 1770, Mod. von Acier)
900 000, verkauft nach Amerika; Nr. 242 (Europa auf dem Stier
um 1760) 1 200000, für Wien; Nr. 247 und 248 (ein paar kleine
Puttengruppen, um 1760) 200 000, für Dresden; Nr. 252 (Putto
mit Muff, um 1740) 119 000, verkauft nach Budapest; Nr. 254
(Schmied, Mitte 18. Jahrh) 450 000, für Braunschweig; Nr. 262
Schäfergruppe, um 1750) 660 000; Nr. 263a (Biscuitfigur der
Tänzerin F. Elßler, um 1840) 200 000; Nr. 263b (Biscuitfigur der
Tänzerin Tagloni um 1810) 280 000 Kronen.

Für Wiener Porzellan wurde bezahlt: Nr. 264 (Becher
o. M. um 1725) 210 000; Nr. 265 (Teekännchcn o. M. um 1725)
540 000; Nr. 270 (Terrine mit Unterschale o. M. um 1730)
1700000, Wiener Privatbesitz; Nr. 271 (Humpen o. M. um 1730)
410000, verkauft nach Dresden; Nr. 272 (ein paar Butterdosen,
o. M. um 1730) 1800 000, verblieb in Wien; Nr. 273 (Teekanne,
um 1730) 1 400000, verkauft nach Brünn; Nr. 277 (Tabakstopf o.
M. um 1740) 1 650 000, erworben fürs Hamburger Museum;
Nr. 282 (Deckelgefäß um 1750) 720 000; Nr. 283 (ein paar Cache-
pots, Blaumarke um 1750) 2 100 000; Nr. 284 (Potpourri=Vase um
1745, Mod. v. Gwandtner) 400 000; Nr. 291 (Cachepot, um 1765)
600 000; Nr. 293 (Sechs kleine Deckelgefäße, Blaumarke, um
1770) 420 000; Nr. 296 (Teller, Blaumarke, um 1780, Blumenmaler
F. Gartner) 100000, verkauft nach Prag; Nr. 299 (Deckelvase,
Blaumarke, um 1790) 1500000; Nr. 309 Service, Biaumarke,
Blurnenmaler Jos. Hinterberger (1772—1828) 1 200000; Nr. 299
und 300 gingen in Wiener Privatbesitz über; Nr. 305 Kaffee-
service (Blaumarke um 1780) 900 000, verkauft nach Dresden;
Nr. 3C6 Service (Blaumarke, bem. von Mich. Sturm, Lor. Kastner,
Joh. Prohaska und Jos. Prechler) 1 990000, verblieb in Wien;
Nr. 312 Kaffeeservice (Blaumarke, um 1797, Geo g Lamprecht)

4 000 000, verkauft nach Leitmeritz; Nr. 315 (Tasse, Blaumarke)

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