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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 3./​4.1921/​22

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2. Juniheft
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Donath, Adolph: Die Ausstellung in der Berliner Gemäldegalerie: zum 25 jährigen Bestehen des Kaiser Friedrich-Museums-Vereins
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https://doi.org/10.11588/diglit.21786#0545

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A m 16. Juni 1922 wurde der Kaiser Friedrich-Mu-
1 v seums-Verein in Berlin 25 Jahre alt. Denn am
16. Juni 1897 erhielt er „die Rechte einer juristischen
Person“. Doch den Plan zu seiner Gründung hatte
W i 1 h e m v o n B o d e schon 1894 gefaßt, als er
schwerkrank darniederlag und ihm klar wurde, „wie ge-
fährlich es ist, wenn“ — so schreibt er im Vorwort zum
Ausstellungskatalog — „große, lebendige Institute, wie
unsere Museen damals waren, ausschließiich auf ihre
wenigen Leiter gestellt und ihre Arbeiten und Pläne
plötzlich abgerissen werden könnten; sie müßten einen
starken Rückhalt finden, durch den die Traditionen iiber
diese Leiter hinaus fortleben können. Diesen könnten
sie nur erhalten durch einen Zusammenschluß der
Freunde alter Kunst unter unsern Mitbürgern, und dazu
glaubte ich damals begründete Aussicht zu haben. Hat-
ten wir doch in den beiden Jahrzehnten nach dem fran-
zösischen Kriege neben der Förderung unserer Muse-
umssammlungen allmählich auch eine Anzahl Freunde
für die alte Kunst interessieren, sie zum Sammeln an-
regen und ilmen dabei behilflich sein können. Diesen
Sammlern war es zum Bedürfnis geworden, auch ihrer-
seits unsere Besttebungen im Sammeln für die Museen
zu fördern und werktätig dabei zu helfen. So gelang
es mir, diese Freunde für meinen Plan eines Museums-
vereins zu erwärmen, an den sich allmählich ein grö-
ßerer Kreis von Kunstfreunden anschloß, die durch
ihren Beitritt meist auch zum Sammeln älterer Kunst
angeregt wurden.“

Vor der Gründung des Kaiser-Friedrich-Museums-
Vereins gab es in Europa keine einzige ähnliche Institu-
tion. Tn Paris und in London hat nämlich diese segens-

reiche Art künstlerischen Sammelns erst später einge-
setzt. Bode gebührt also auch hier das große Verdienst,
der erste gewesen zu sein. Und es ist eine von den un-
zähligen künstlerischen Taten, die zu seinem Lebens-
werk gehören und die ihm niemand streitig machen
kann.

Heute nun freuen wir uns, daß uns im Vorraum der
Gemäldegalerie des Kaiser-Friedrich-Museums die mei-
sten von den Bildern und Bildwerken vorgefiihrt wer-
den, die der Kaiser-Friedrich-Museums-Verem unter
Bodes sicherer Leitung erworben und dem Museum als
Leihgaben überwiesen hat. Es ist eine ganz großartige
Sammlung, deren Anfänge schon von besonderer Be-
deutung für die Entwicklung des Museums gewesen
sind. Man bedenke bloß, daß 1896, noch vor der juri-
stischen Gründung des Vereins, Rembrandts „Bild-
nis eines jungen Juden“ (um 1648) angekauft wurde und
daß sich im Gründungsjahre selbst „Der Mann mit dem
Goldhelm“ von Rembrandt hinzugesellte.

Diese beiden Hauptstücke hängen jetzt in der
prachtvollen Ausstellung, die Wilhelm von Bode mit
seinen Mitarbeitern schuf, an der Hauptwand des ge-
räumigsten von den vier Interieurs, in die man den Vor-
rauin der Gemäldegalerie geteilt hat. Und rund um die
Rembrandts gruppieren sicli: „Die Goldwägerin“ des
Pieter de Hooch, die „Klosterruine“ des Jacob van
Ruisdael, die „Fastnachtsnarren“ des M. C. Duyster
u. a. und in der Mitte des Raumes steht die 82 Zenti-
meter hohe Bronze des Giovanni da Bologna: „Nessus
raubt Dejanira“. Es ist eine kluge Ausnutzung des Rau-
mes. die nicht von entwicklungsgeschichtlichen Ge-
sichtspunkten ausgeht.

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