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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 3./​4.1921/​22

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2. Novemberheft
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Kunst und Mode: mit einer Zeichnung von Charlotte Berend
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Friedrich, Paul: Notgeldscheine
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https://doi.org/10.11588/diglit.21786#0160

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genossen an Eleganz und Geschmack weit übertraf.
Der Marquis entdeckte freilich den ,,Betrug“ des Künstlers,
der ein kluger Modekünstler war, aber Karl V. sprach
seine Bewunderung über das wohlgelungene Kleid des
erfinderischen Malers aus.

Die Mode von heute nun sucht sich zweifellos ihre
Anregungen auch innerhalb der alten und neuen Kunst.
Und umgekehrt. Dabei ist es ein Glück, daß sich beide
oft ergänzen. Denn die Kunstindustrie kann sich
nur auf der Höhe erhalten, wenn ihre in die Welt
weisenden Ziele künstlerischer Natur sind. Will heute
die deutsche Mode neben Paris und Wien bestehen,
dann muß sie schöpferisch sein, d. h. mit künstlerischen
Mitteln arbeiten, um künstlerisch wirken zu können.

Diese Zeichnung von Charlotte B e r e n d da — in
ihrer Massary-Mappe und anderen Werken hat die Berend
ihr hervorragendes malerisch-graphisches Können be-

wiesen — interessiert nicht bloß als Kunstwerk an sich.
Diese Zeichnung scheint uns nämlich ein besonders
charakteristisches Produkt des Zusammenwirkens von
Kunst und Mode. Zunächst kam es der Künstlerin
offenbar nur auf das Porträt der Dame an, die ihr saß:
sie ging dem Ausdruck des Kopfes nach und faßte ihn.
Dann aber glitt sie gleichsam zu der Umgebung des
Kopfes über, wollte zeigen, wie der schöne Kopf sich
auch zu kleiden versteht und wie er durch das duftige
Tüllhütchen gewinnt, das von einer Künstlerin der Mode
wie es Regina Friedländer ist, entworfen wurde,
und wie selbstverständlich auch das Cape der Mode-
künstlerin um die Schultern der Dame fällt.

Alle stofflichen Lichter und Schatten sind hier
herausgeholt, alle Nuancen bezwungen. Kunst und
Kunst der Mode reichen sich hier sozusagen die
Hände.

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l|as Notgeld, ursprünglich seinem Namen entsprechend,
^ tauchte schon verhältnismäßig bald während des
Weltkrieges auf und zwar da, wo wirklicher Metallgeld-
mangel eingetreten war, in Papierscheinen, sonst auch
in Form von Blei- und Eisengeld. Es begann im be-
setzten Westen, in Polen, in den Balkanländern.

DeutschlandsVorrat an „Silber-Groschen“ und Kupfer-
geld verschwand zusehends seit 1916. Schon 1917 be-
gannen einzelne Stadt-Kommunen Notgeld zu prägen
und Kassenscheine auszugeben. Und schon damals
wurden ganz nette Umsätze erzielt. Aber die meisten
dieser bedruckten Papierstückchen waren so einfach und

kümmerlich gehalten, daß von einem ästhetischen Ein-
druck nicht gut gesprochen werden kann.

Erst seit dem Oktober 1918, wo die damalige Reichs-
regierung offiziell die Ausgabe von Privat-Notgeld er-
laubte, ist auch hier, wie in so manchen anderen Dingen,
„die Not zum Sport“ geworden.

Es begann eine wilde Emissionswut namentlich in
den westlichen und nordwestlichen Teilen des Reichs,
aber auch in Schlesien.

Jede kleine Stadt, jede winzige Gemeinde wollte ihr
eigenes „Notgeld“ haben, wobei natürlich auf den be-
ginnenden Sammeleifer spekuliert wurde, der denn auch

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