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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 3./​4.1921/​22

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1./2. Juliheft
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Aus der Museums- und Sammlerwelt / Kunstausstellungen / Kunstauktionen / Londoner Kunstschau / Großer Antiqutätendiebstahl / Jahresschau Deutscher Arbeit Dresten / Vom holländischen Kunstmarkt / Künstlerischer Wettbewerb / Schweizerische Kunstchronik / Neue Kunstbücher / Aus der Künstlerwelt / Werbung
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https://doi.org/10.11588/diglit.21786#0587

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Aus dev jvtufcums^ und Sammlevwelt.

JHeues aus den Bevlinev jvtufcen.

Die Gemäldegalerie verzeichnet unter ihren Neuerwer-
bungen eine „Anbetung der Hirten“ von A. Pesne, ferner als Ge-
sclienk der Galerie van Diemen „Sommer und Winter“ von Norbert
Grund, dem 1717 in Prag geborenen Meister. Für die Abteilung
der Bildwerke der christlichen Epoche schenkte
Theodor Löwenthal, Stuttgart, eine süddeutsche Terrakottagruppe
um 1730 „Christus in der Vorhölle“, Henri Heilbronner Berlin,
ein Terrakottarelief um 1500 „Schweißtuch der Veronika“. Dem
Kupferstichkabinett gingen u. a. als Geschenke zu: von
Mehaart (London) Jacob de Wits „Bekränzung einer Herme“, von
Nicholson (London) Gaetano Zompinis „Madame mit hl. Bernhard“,
von A. G. H. Ward (London) Taddeo Zuccheros „Doge, die Flotte
segnend“, von J. Beitscher (Berlin) J. H. Fragonards „Une de la
porte major ä Rome“. Ferner sind dem Kabinett u. a. Blätter
von Cezanne, Corinth, Daumier, Munch, Heinrich Böse und Max
Beckmann geschenkt worden. Unter den Ankäufen befinden sicli
Blätter von Gericault, Degas, Pissaro, Slevogt, Liebermann, Beck-
mann, Mesek, Purrmann, Hofer. Dem Kunsgewerbemuse-
u m machte u. a. Edgar Worch, Berlin, ein süddeutches Kabinett-
schränkchen des 18. Jahrhunderts zum Geschenk.

*

Heft 5/6 der Berliner Museen, Berichte aus den preußischen
Kunstsammlungen (G. Grotesche Verlagsbuchhandking, Berlin)
bringt einen Aufsatz von Friedrich S a r r e über „Die Aufstellung
der Ergebnisse der Ausgrabungen von Samarra im Kaiser-Frie-
drich-Museum, einen Aufsatz von Hermann V o s s über „Cara-
vaggios Amor als Sieger und Bagliones Himmlische und irdische
Liebe“.

Unter den Personalberichten der Berichte aus den Preuß.
Kunstsammlungen wird in einem Nachruf für den unerwartet irri
Alter von 56 Jahren verstorbenen hochverdienten Kastor an der
Bibliothek des Kunstgewerbemuseums Professor Dr. Heinrich
D o e g e, dessen Katalogarbeit fiir die clem Museum 1900 gestiftete
Kostümbibliothek Lipperheide gewürdigt. Die Trachtenkunde ver-
dankt Doege, so heißt es in diesem Nachruf, vielerlei Anregungen,
die selber zu Papier zu bringen seine schwankende Gesundheit ihn
hinderte. Daneben verschmähte er es nie, seine wissenschaftlichen
Erfahrungen voll warmen Interesses fiir die Aufgaben der Gegen-
wart auch in den Dienst der Praxis zu stellen, um die Bestände
Jer Bibliothek der modeschaffenden Industrie, den Kiinstlern und
den Lehrern und Schülerinnen zahlreicher Kunst- und Fachschulen
zugänglich zu machen. Ihm ist in weiten Kreisen ein dankbares
Andenken sicher“.

*

Dr. Theodor W i e g a n d , der erste Direktor der Antiken-
sammlungen der Staatlichen Museen in Berlin ist von der Tech-
nischen Hochschule in A a c h e n zum Ehren-Doktor-Inge-
n i e u r ernannt worden. Diese Ehrung des bedeutenden Archäo-
logen, dessen Grabungen in Milet und Priene große Erfolge hatten
und sowohl fiir die Antikenforschung als fiir die Berliner Samm-
lungen von besonderem Nutzen waren, ist „in Anerkennung seiner
Verdienste um die Kenntnis der antiken Baukunst, durch For-
schung und Erhaltung, durch Veröffentlichung und Pflege“ erfolgt.

*

Der Kunsthistoriker Dr. E. K ii h n e 1 wurde zum Kustos bei
der Islamischen Abteilung ernannt, Dr. A. S u h I e zum Kustos beim
Miinzkabinett. Dr. W. Mannowski geht als Direktor an das
Museum in Danzig.

f[ensbut?get? Stadtbau(cbönbeit.

Man schreibt uns aus Flensburg: Anläßlich des vom
17. — 19. Juni unter dem Namen „Flensburg, Nordmarktage“ ver-
anstalteten Festes, daß den festen inneren Zusammenschluß Schles-
wig-Holsteins in kultureller Hinsicht nach außen hin dokumentieren
sollte, fiihrte das K u n s t g e w e r b e - M u s e u m in der Aus-

stellung „Flensburger Stadtbauschönheit“ die Entwicklung des
Flensburger Stadtbildes nach alten Ansichten vor, wobei Entwürfe
für die Gestaltung eines neu zu erschließenden Stadtteiles das
Hauptinteresse in Anspruch nahmen. Daneben zeigte das Museum
die von dem „Wisenschaftlichen Institut der Elsaß-Lothringer im
Reich“ zusammengestellte Wanderausstellung „Elsässische Kunst“;
eindrucksvoll wurde so auf die enge Beziehung hingewiesen, die
das deutsche Volk mit seinen verlorenen Grenzländern im Norden
und Süden verbindet. Im Stadttheater wurde als Festaufführung
Hebbels „Genoveva“ gegeben; die Bühnenbilder hatte Museums-
direktor Dr. Dammann entworfen; sie kamen durch streng
architektonischen Aufbau in Linie und Farbe der herben Unaus-
geglichenheit des jungen Hebbel glücklich entgegen. Das von
Herbert Marxen gezeichnete Plakat entsprach rein formal der
inneren Einheit der ganzen Veranstaltung.

KundtHdufti’imufeum In Kopßnbagen.

Das von Professor Dr. Emil H a n n o v e r geleitete Kunst-
industrimuseum in Kopenhagen, das durch die Umsicht dieses her-
vorragendsten Kunstgewerbekenners in Skandinavien einen außer-
ordentlichen Aufschwung nahm, versendet soeben seinen Jahres-
bericht 1920/21. Hannover hat ihn verfaßt. Es ist ein stattlicher
Band, der, abegesehen von der ebenso wissenschaftlich gründlichen
wie interessanten Darstellung, auch durch sein gediegenes Abbil-
dungsmaterial fesselt, das geschmackvoll in den Text gestellt ist.

Hannover beschäftigt sich ausführlich mit den seltensten von
den überaus zahlreichen Neuerwerbungen, die ihm geglückt sind,
und man darf ihm dankbar sein, daß er bei den meisten Stücken
Qualitäten der gleichen Art zum Vergleiche heranzieht und auch
auf die bezügliche Literatur hinweist. Wie intensiv er übrigens
mit den Freunden seines Kunstgewerbemuseums zusammenarbeitet,
hiervon zeugen die wertvollen Geschenke, die dem Museum ge-
rade in den letzten Jahren zugeflossen sind. Hoffentlich wird die
Reihe der Förderer des Kopenhagener Kunstindustrimuseums im-
merzu noch wachsen!

Eine starke Bereicherung erfuhr die o s t a s i a t i s c h e Ab-
teilung. Zu den imposantesten Erwerbungen zählt hier ein chin.e-
sisches Relief von einer Grabkaminer (aus der Han-Epoche), dann
ein bronzenes 1'empelglockenpaar, wie es alle heiligen Zeiten
einmal vorkommt, und unter anderem ein kleine, aber feine Reihe
von chinesischen Keramiken, deren Auswahl denr Keramik-Kenner
Hannover alle Elire macht. Aber da wir gerade bei der Keramik
sind, sei kurz erwähnt, daß das Museum auch einige vortreffliche
persische Fayencen, italienische Majoliken, französische Fayencen
(Nevers, Rouen, Moustiers usw.) sowie mehrere deutsche Fayen-
cen und Porzellane (darunter den Kaendlerschen Blumenaufsatz
aus dem Sulkowsky-Service und Kaendlers weißglasiertem
, Hahn“) zu seiiien Neuerwerbungen zählt. Über die Einzelheiten
der Keramik-Serie sowie.iiber die Ankäufc von Gläsern (schlesische
und böhmische) Pokale usw. berichtet Professor Hannover aus-
führlich in seiner Museumsschrift.

Auf einen besonderen Fund Hannovers möchten wir aber noch
besonders aufmerksam machen. Er entdeckte irgendwo einen
wundervollen Schreibschrank, auf dem „Kinzing Newid“ zu lesen
war, und hatte sofort die Empfindung, es mit einer Arbeit des Ebe-
nisten David R o e n t g e n aus Neuwied zu tun zu haben. Er
sandte eine Photographie an Generaldirektor Otto v o n F a I k e
nach Berlin und fragte den Berliner Kenner, ob er einen Zweifel an
dieser Meinung liabe. „Aber auch gar keinen“, antwortete Falke.
Und kurz darauf erstand Hannover durch die Unterstützung der
Freunde seines Museums das kostbare Möbel zum Preise von
20 000 dänischen Kronen. Das ist ein mäßiger Preis, wenn man
bedenkt, daß das Berliner Kunstgewerbemuseum fiir sein 1910 er-
worbenes und zuerst von A. Donath in seiner „Psychologie des
Kunstsammelns“ (1. Aufl.) publiziertes Büreau David Roentgens,
das einst Marie Antoinette dem Papst Pius VI. geschenkt hatte,
schon 100 000 Lire bezahlt hat und daß der Meister selbst zu seinen
Lebzeiten nicht viel niedrigere Preise erhielt.

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